Fürth plant Tempo 30 auf einer Hauptverkehrsachse

9.5.2019, 09:17 Uhr
Fürth plant Tempo 30 auf einer Hauptverkehrsachse

© Hans-Joachim Winckler

Es war die wohl erste Verkehrsausschusssitzung ihres Lebens, und sie endete für die rund 40 Schülerinnen und Schüler, die auf den Zuschauerstühlen im Rathaussaal Platz genommen hatten, mit einer wertvollen Erfahrung: der Gewissheit, dass sie etwas bewegen können.

Wie es Schüler, Eltern und Lehrer der Grund- und Mittelschule Schwabacher Straße sowie der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) bei Demos im März gefordert hatten, müssen vor den Klassenzimmern Autofahrer tatsächlich bald den Fuß vom Gas nehmen. Einstimmig hat der Verkehrsausschuss Tempo 30 auf Höhe der beiden Schulen Schwabacher Straße und Kiderlinstraße beschlossen – und die Absicht bekundet, dass dies sogar nur ein erster Schritt sein soll. So bald wie möglich soll das Limit auf einen größeren Teil der Schwabacher Straße ausgedehnt werden. Parteiübergreifend ließen sich die Politiker von einem Vorschlag der Stadt überzeugen.


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Aber von Anfang an. Mit Anträgen hatten sich zuvor die Linkspartei, die CSU und die Grünen für die Schüler stark gemacht, die nicht auf den nächsten Unfall mit einem Fußgänger oder Radler warten wollten. Ihr Wunsch, sich sicherer zu fühlen, sei nachvollziehbar, hieß es darin. Immer wieder komme es vor den Schulhäusern zu gefährlichen Situationen. Die SPD hatte sich bereits 2015 dafür eingesetzt, vor Schulen Tempo30-Zonen zu schaffen.

Abhilfe schaffen sollte nach den ursprünglichen Vorstellungen der Politiker also ein Tempolimit, wie es vor einigen anderen Schulen in Fürth längst gilt. Montags bis freitags müssen Autofahrer dort von 7 bis 17 Uhr auf 30km/h abbremsen. Das Besondere: Mit der Schwabacher Straße bekommt nun erstmals in Fürth eine vierspurige Hauptverkehrsachse eine solche Beschränkung.

Gehwege reichen kaum aus

Im Stadtplanungsamt stieß das Anliegen auf offene Ohren. Gerade morgens tummeln sich vor den Schulhäusern so viele Schüler, dass die schmalen Gehwege kaum ausreichen, bestätigte Matthias Bohlinger, Leiter der Abteilung Verkehrsplanung.

Wesentlich sinnvoller aber noch, als Autofahrer an zwei Stellen zu bremsen, so Bohlinger, sei es, Tempo 30 durchgehend auf einem längeren Abschnitt anzuordnen – und das sogar rund um die Uhr. Konkret schlug er dem Verkehrsausschuss die Strecke von der Straße An der Post bis zur Jahnstraße an der Kiderlinschule vor.

"Der Verkehr fließt dann gleichmäßiger"

Auf diese Weise fließe der Verkehr gleichmäßiger, argumentiert Bohlinger, der neben der Sicherheit der Schüler noch etwas anderes im Blick hat: die Lebensqualität der Anwohner. Die Schwabacher Straße zählt zu den Stellen im Stadtgebiet mit der stärksten Belastung durch Verkehrslärm. Im sogenannten Lärmaktionsplan hat die Stadt daher schon vor einiger Zeit das Ziel festgehalten, die Anwohner besser zu schützen.

Wenn das Tempolimit auf einem längeren Stück gilt, kommt es zu weniger Anfahr- und Bremsvorgängen, sagt Bohlinger, und damit zu weniger Lärm und Luftverschmutzung. Zudem ließe sich die Grüne Welle einfacher gestalten, die Geschwindigkeit der Autos nähere sich der der Busse, die oft halten müssen, und der Radfahrer an. In der Schweiz habe man mit derlei Regelungen auf Hauptverkehrsstraßen gute Erfahrungen gemacht und ihre Leistungsfähigkeit sogar verbessert.

Ist ein Modellversuch nötig?

Die Ausweitung des Tempolimits habe viele Vorteile und schütze alle Verkehrsteilnehmer, findet Grünen-Stadtrat Harald Riedel, der dem Ausschuss vorschlug, die Pläne der Verwaltung zu unterstützen. Einstimmig fiel auch dieser Beschluss.

Fest steht jedoch schon: Zunächst werden die Tempo-30-Schilder vor den Schulen aufgestellt. Es werde dauern, eine weitreichendere Begrenzung vorzubereiten, die Voraussetzungen dafür seien streng, so Bohlinger. Womöglich wird ein Modellversuch gebraucht, ähnlich wie er in Cadolzburg läuft. Dort gilt Tempo 30 gegenwärtig auf einem Stück der Ortsdurchfahrt. Bis Ende 2019 sammelt man Erfahrungen damit.

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