Schädlinge und Hitze: Fürther Wald weitgehend verschont

14.8.2019, 16:10 Uhr
Schädlinge und Hitze: Fürther Wald weitgehend verschont

© Hans-Joachim Winckler

Die Sorge über ein neues Baumsterben aufgrund von Hitze und Trockenheit geht auch an Fürth nicht spurlos vorbei. Obwohl die grüne Lunge der Stadt den Klimaextremen besser trotzen kann als weniger durchmischte Wälder – etwa in Brandenburg –, gehen im Rathaus nach Angaben von OB Thomas Jung immer wieder Anfragen ein, ob denn der Stadtwald noch zu retten sei.

Erst im Frühjahr hat die Sorge neuen Auftrieb erhalten. Ein massiver Einschlag in die schon 2018 schwer geschädigten Kiefernbestände riss Lücken in den 5,7 Quadratkilometer großen Stadtwald und die benachbarten Forstreviere. Und wer genau hinschaut, findet noch immer etliche kahle Baumkronen zwischen den grünen Nachbarn. Kein Grund zur Panik, meint Stadtförster Martin Straußberger. Was ihn in Sicherheit wiegt, ist das Werk seiner Vorgänger.

Bereits 1957 hat der Stadtrat beschlossen, den bis dahin reinen Wirtschaftswald zu einem Naturschutz- und Erholungsgebiet umzubauen. Das war der Beginn eines Generationenwerks von Stadtförstern. Inzwischen zeigt es erste Erfolge. Denn während nach Baumfällaktionen im sogenannten Steckerlaswald, der aus Nadelbaum-Monokulturen besteht, nur der nackte Waldboden übrig bleibt, zeichnet sich der Fürther Stadtwald mit seinen rund 600.000 Großbäumen durch einen soliden Nachwuchs aus Jungbäumen aus. Zudem wurden im vergangenen Jahrzehnt 95.000 Quadratmeter aufgeforstet. Rund elf Prozent der Fürther Stadtfläche sind Wald.

Nachwuchs steht bereit

Fallen hier Großbäume weg, bekommt quasi die "zweite Führungsebene" ihre Chance. Junge Bäume können die Lücken füllen. Worauf es Straußberger ankommt, ist eine möglichst breite Palette unterschiedlicher Baumarten. Nicht nur, weil es einfach schön aussieht, sondern weil selbst dem Fachmann nicht klar ist, welche Bäume langfristig die Widrigkeiten der Klimaentwicklung wegstecken. Fest steht für den Stadtförster jedoch, dass die seit Jahrzehnten nachgepflanzten Laubbäume den Waldboden deutlich verbessern, mit ihrem Schatten das Kleinklima positiv beeinflussen und für eine bessere Lebensgrundlage sorgen.

Wichtig ist das, weil die nur etwa zwei Meter tief reichenden Wurzeln der Bäume im Stadtwald gar nicht bis ans Grundwasser gelangen können. Das wurde beim Bohren eines Brunnens für das Schwarzwildgehege erst in 52 Metern Tiefe erreicht. Der überwiegend sandige Stadtwaldboden kann, so Straußberger, maximal 100 bis 150 Liter Wasser pro Quadratmeter speichern. Deshalb sei jeder Eintrag von Humus als Wasserspeicher lebenswichtig für die Bäume.

Laubbäume verbessern nicht nur die Bodenqualität für den gesamten Bewuchs, sie können sich Extremsituationen auch selbst besser anpassen als Nadelbäume. Der Stadtförster berichtet davon, dass viele Buchen im vergangenen Jahr vorzeitig ihre Blätter abgeworfen haben, um weniger Wasser zu verdunsten. Trotzdem hätten sie heuer wieder normal ausgetrieben.

Rigorose Fällungen an der Alten Veste

So schlimm, wie es manchen Beobachtern erscheint, war nach Ansicht des Stadtförsters übrigens auch der jüngste Einschlag in den Kiefernbestand nicht. Bislang seien maximal fünf Prozent dieser Baumart entfernt worden. Allerdings wurde im Staatsforst an der Alten Veste weitaus rigoroser gefällt.

Eile war laut Straußberger geboten, damit sich in den schwer angeschlagenen Bäumen keine Schädlinge ausbreiten, die das Holz wertlos machen. "90 Prozent der gefällten Bäume waren schon abgestorben. Normalerweise sind nur fünf bis zehn Prozent des Frühjahrseinschlags tot", sagt der Stadtförster.

Gleichwohl werden in Fürth nicht alle absterbenden Bäume entfernt. Schließlich sind die darin lebenden Insekten eine wichtige Nahrungsquelle für Waldvögel wie Spechte. Wie berichtet, plädiert der in Fürth beheimatete Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Hubert Weiger, dafür, mindestens zehn Prozent der Wälder dauerhaft frei von forstlichen Eingriffen zu halten.

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