2. Oktober 1970: Gute Nase für Gas

2.10.2020, 07:04 Uhr
Sie brachten den Vertrag unter Dach und Fach (v. l.): H. Schelberger, Dr. Urschlechter, Prof. Dr. Ipfelkofer und Direktor Fritz Vogel.

© Contino Sie brachten den Vertrag unter Dach und Fach (v. l.): H. Schelberger, Dr. Urschlechter, Prof. Dr. Ipfelkofer und Direktor Fritz Vogel.

Die Verbraucher in Industrie und Privathaushalten können beruhigt sein, denn das Erdgas wird mit Sicherheit billiger sein als das Stadtgas. Dies versicherte Professor Dr. Josef Ipfelkofer, der Vorstandsvorsitzende der Städtischen Werke.

Damit ist der zweite entscheidende Schritt der Gasversorgung getan, nachdem die EWAG bereits 1966 gemeinsam mit der Ruhrgas AG und der Saarferngas AG bei Eschenfelden einen Untertagespeicher errichtet hatte. Es ist der gleiche Speicher, an dessen Bohrsonde vor einiger Zeit der große Gasbrand ausgebrochen und vom „roten Paul“ Adair aus Texas gelöscht worden war. Der Behälter soll 1973 mit Erdgas aus der Sowjetunion gefüllt werden. Nürnberg ist dann durch eine direkte Leitung in den Erdgasverbund eingegliedert, Die Stadt wird ab 1973 rund 200 Millionen Kubikmeter und bis 1978 etwa 600 Millionen Kubikmeter Erdgas abnehmen. Der Vertrag gilt für 20 Jahre.

Für Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter war der Vertragsabschluß ein stolzer Augenblick, denn seit mehr als 25 Jahren suchte die Stadt nach Möglichkeiten einer ausreichenden und preisgünstigen Gasversorgung. Die Nürnberger bewiesen eine „gute Nase für Gas“, als sie alle früheren Möglichkeiten ausschlugen und bis jetzt warteten. Dies attestierte ihnen gestern der Vorstandsvorsitzende der Ruhrgas AG, Herbert Schelberger. Denn die Abnahme des russischen Erdgases sei die beste Lösung und erfolge zu marktgerechten Bedingungen.

Auch der Kraftwerksblock der Großkraftwerk Franken AG in Gebersdorf wird mit Erdgas betrieben werden. Das Großkraftwerk stellt damit die ausreichende Erdgasabnahme in den Sommermonaten sicher, wenn die Nürnberger Haushaltungen kaum heizen.

Nürnberg wird sich aber erst nach und nach, im Laufe von fünf Jahren, auf das Erdgas umstellen können. Die Kosten dafür belaufen sich auf durchschnittlich 400 Mark pro Abnehmer. Für Hausfrauen mit modernen Gasgeräten sind sie allerdings minimal, denn hier ist lediglich eine Schraubendrehung notwendig. Nur Geräte aus der Nachkriegszeit werden möglicherweise ausgewechselt werden müssen.

Doch bei allen Umstellungskosten kann Erdgas mit dem Stadtgas konkurrieren. Davon ist Professor Dr. Ipfelkofer fest überzeugt Und Betriebsdirektor Dr. Helmut Knoll nennt zwei weitere Vorzüge: das Erdgas hat einen höheren Heizwert und ist nicht giftig.

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