LGL, RKI oder Landratsamt: Welche Corona-Werte stimmen?

6.11.2020, 09:43 Uhr
LGL, RKI oder Landratsamt: Welche Corona-Werte stimmen?

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Die Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner ist die wichtigste Kennzahl, wenn es darum geht, wie stark Kommunen zur Pandemie-Bekämpfung in die Freiheit ihrer Bürger eingreifen. Ausgerechnet hier kommt es laufend zu Verwirrung, denn die Zahlen, die das Landratsamt, das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und das Robert-Koch-Institut ausweisen, weichen zum Teil stark voneinander ab.

Auch zwischen den Werten für das Nürnberger Land vom vergangenen Mittwoch, 4. November, klafft eine gehörige Lücke: Die Inzidenz liegt bei 105,3 (Landratsamt) beziehungsweise bei 78,5 (LGL). Der Wert des RKI wird, Stand 5. November, 0 Uhr, mit 68,5 angegeben. Generell gilt: Die Zahlen des Landratsamtes sind aktueller und spiegeln das Infektionsgeschehen vor Ort genauer wider. Die offizielle Inzidenz ist jedoch die des LGL beziehungsweise des RKI. Hier gilt jeweils der höhere Wert.

Zahlen des LRA sind am frischsten

Für die Daten-Diskrepanz gibt es nun mehrere Gründe: Einer davon ist die zeitliche Verzögerung, die bei der Übermittlung der Daten auftritt. Die Zahlen, die das Landratsamt Nürnberger Land täglich liefert, sind dabei am frischsten. Das hat mit der Meldekette zu tun: Labore sind verpflichtet, bei einem positiven Coronatest das Gesundheitsamt zu verständigen. In der Fachabteilung des Landratsamts gehen die Befunde ein. Täglich um 14 Uhr stellt die Pressestelle daraufhin die Fallzahlen zusammen. "Entscheidend ist für uns lediglich die Anzahl der Befunde", erklärt Sprecherin Iris Bitzigeio.

Die Landratsämter sind wiederum verpflichtet, Corona-Fälle an das LGL zu melden. Das geschieht elektronisch über eine Software. Die Zahlen, die das LGL täglich um 14 Uhr veröffentlicht, bilden nur den Stand von 8 Uhr morgens ab. Die Infektionen, die in den dazwischen liegenden sechs Stunden eingehen, werden somit erst wieder am Folgetag (14 Uhr) erfasst. Aber: Bereits am Abend zuvor gehen die zu diesem Zeitpunkt aktuellen Zahlen vom LGL ans Robert-Koch-Institut, das wiederum den Stand von 0 Uhr veröffentlicht. Alle Fälle, die beim Landesamt für Gesundheit eintreffen, nachdem an das RKI gemeldet wurde, tauchen nur in der LGL-Übersicht auf – aber nicht in der vom RKI.

Der Zeitpunkt ist entscheidend

Maßgeblich für die LGL-Statistik ist der Zeitpunkt, an dem der positive Laborbefund beim Gesundheitsamt aufschlägt. "Dem LGL reichen die einfachen Befunde nicht aus, es akzeptiert Fälle nur, wenn bereits bestimmte Felder in unserem Computerprogramm ausgefüllt sind", führt Bitzigeio aus. Die Gesundheitsämter seien gehalten, die Daten "zeitnah" einzugeben, meint das Landesamt.

Aber es könne auch zu Verzögerungen kommen, wenn das Nachverfolgen von Kontaktpersonen viele Ressourcen binde. Dieses habe Priorität. So kommt es, dass ein Fall nicht am selben Tag an das LGL weitergegeben werden kann. So ein Fall kann beim Landratsamt also in einer späteren Tageszusammenfassung landen, wird beim LGL dann aber dem tatsächlichen Meldetag zugeordnet. Damit verschiebt sich auch die Inzidenz. "Plausibilitätsprüfung" nennt das Landesamt diesen Vorgang, bei dem die Angabe kontrolliert und die Inzidenz berechnet wird.

Hinzu kommen immer wieder auftretende technische Schwierigkeiten, wie auch vergangenen Dienstag beim RKI.

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