"Gesundheitsregion plus": Hoffnung auf einen Kinderarzt in Hilpoltstein?

13.10.2020, 11:55 Uhr

In der Kinderarztpraxis Dr. Jung in Roth hat mit Dr. Katrin Seybold (zuvor Cnopfsche Kinderklinik) eine weitere Fachärztin ihre Tätigkeit aufgenommen. Was bedeutet das für die Hoffnung, einen Kinderarzt nach Hilpoltstein zu holen? Zunächst habe das keine Folgen, sagt Günther Wittmann, Geschäftsstellenleiter der am Landratsamt Roth beheimateten "Gesundheitsregion plus".

Zum Jahresanfang hatte sich die Grundlage geändert, nach der die Zahl der (Kinder-)Arztsitze in der Region Landkreis Roth/Schwabach berechnet wird. Demnach wären laut der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) 1,75 Stellen frei gewesen.

Die Sitze wurden mittlerweile zwischen den Fachärzten Lorens Wajswasser (in der Praxis Dr. Abt, in Wendelstein), Anne Grieger (in der Praxis Dr. Jung, in Roth) und den Praxen Baier und Hertzberg in Schwabach aufgeteilt. Wegen eines laufenden Widerspruchverfahrens konnten sie aber noch nicht besetzt werden. Diese sind mittlerweile durch Ärztinnen in Wendelstein (Dr. Abt) und Roth (Dr. Grieger in der Praxis Dr. Jung) besetzt. Der Landkreis und die Stadt Schwabach, die zu einer Planungsregion zusammengefasst sind, gelten aber formal wieder überversorgt, mit einem Versorgungsgrad von 111,19 Prozent.


Arzt muss sich bewerben

Wittmann hat für den Landkreis eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Kassenärztlicher Vereinigung, niederlassungswilligen Ärzten und den Kommunen. Denn bevor sich ein Arzt neu niederlassen kann, sind einige Hürden zu umschiffen. Der Versorgungsgrad der KVB muss das grundsätzlich zulassen. Ein Arzt muss sich beim Niederlassungsausschuss bewerben – und die Fristen waren dieses Jahr extrem kurz. Im Januar wurden die offenen Stellen bekannt gegeben, Ende Februar mussten die Bewerbungen dem Zulassungsausschuss vorliegen.

Die Ärzte müssen also schon vorher ihre Fühler ausstrecken – auch weil sie mit der Bewerbung einen Mietvertrag vorweisen müssen.

Auf dem angespannten Immobilienmarkt einen Vermieter finden, ist wiederum nicht einfach – besonders, wenn erst Monate später klar ist, ob die Bewerbung erfolgreich war und die Immobilie tatsächlich gebraucht wird.

Schließlich ist ein Arzt auch Unternehmer – bei einer Neuniederlassung trägt er ein höheres Risiko als beim Einstieg in eine Filial-Praxis. „Das Risiko wird nicht ausgeglichen“, sagt Wittmann. Er hilft als Ansprechpartner, vermittelt Kontakte, gibt Tipps, sowohl Ärzten als auch Kommunen, die um sie buhlen. Wegen der Gleichbehandlung können sie nicht einfach ein mietfreies Ärztehaus in den Ring werfen – aber mit Kinderbetreuung oder Infrastruktur (Parkplätze, schnelles Internet) punkten.

Hilfe bei der Suche

Es ist harte Arbeit, doch immer wieder auch erfolgreich. Zum Oktober-Anfang hat sich viel im Landkreis und in der Stadt Schwabach getan. Ein Kinderarzt stand in Hilpoltstein ganz oben auf der Wunschliste, gleich darauf folgte ein Psychiater, denn der Bedarf ist auch wegen des Auhofes groß.
Wittmann vermittelte, Bürgermeister Markus Mahl und Andreas Ammon, Einrichtungsleiter der Rummelsberger Diakonie, halfen bei der Suche nach Räumen. Nun ist Dr. Åsa Weinås ins Hilpoltsteiner Bahnhofsgebäude gezogen. Nach der Ausbildung in Hamburg und Tätigkeiten am Nürnberger (Nord)klinikum, unter anderem als Lehrbeauftragte des Paracelus-Uni-Campus, hat sie eine Praxis für psychische Gesundheit eröffnet.


Und auch bei den Psycho-Therapeuten hat sich was getan. Seit Jahren waren die Wartelisten lang, mit drei Monaten bis zu einem halben Jahr war zu rechnen. Vor vier Jahren versuchte die KVB mit einem Terminvergabe-Service zu helfen, zwei Jahre später zeigte ein Gutachten, dass einfach zu wenige Therapeuten zugelassen sind. Aufgrund der Änderung der Bedarfsplan-Richtlinie sind seit Jahresbeginn zwölf neue Sitze in der Region Roth-Schwabach entstanden, sieben davon im Landkreis. Besonders erfreulich: Fünf der neuen Psychotherapeuten haben sich auf Kinder und Jugendliche spezialisiert, ihre Zahl hat sich damit verdoppelt. Auch hier halfen engagierte Bürgermeister bei der Vermittlung von Immobilien.


Grenzen sind dicht

Zurück zum Kinderarzt: In naher Zukunft wird sich an der Situation in Hilpoltstein wohl wenig ändern. In den angrenzenden Landkreisen Neumarkt, Eichstätt, Weißenburg-Gunzenhausen und Ansbach sind Sitze frei, dies ist jedoch kein Argument, um im südlichen Landkreis Roth einen Arzt anzusiedeln, der dann die Patienten von außerhalb mitversorgen könnte – die Grenzen zwischen den Planungsregionen sind dicht.

In der hiesigen Region müsste erst ein Arzt-Sitz frei werden. Sehe man sich die Altersstruktur in Schwabach und im Landkreis an, sei damit frühestens in zwei bis drei Jahren zu rechnen, so Wittmann. Genug Zeit für die Kommunen, mit einem guten Konzept um einen Arzt zu werben. Eine Chance hätte Hilpoltstein dabei wohl am ehesten in Form einer Filial-Praxis, weshalb man jetzt mit den bereits niedergelassenen Kinderärzten ins Gespräch kommen sollte.

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