Altmühltaler: Große Mehrheit für „historische Chance“

25.5.2019, 06:22 Uhr
Altmühltaler: Große Mehrheit für „historische Chance“

© Patrick Shaw

Mit einigen Punkten des Gutachtens taten sich die Ratsmitglieder zwar schwer, letztlich siegten aber das Vertrauen in das Wasserwirtschaftsamt (WWA) und der Wunsch nach der Aussiedlung des Mineralwasserriesen aus der Stadtmitte. Nach einer kontroversen Bürgersprechstunde wollen die Gegner nun jedoch mit einem Bürgerbegehren mobil machen, wie ÖDP-Kreisvorsitzender Reinhard Ebert gestern ankündigte.

Gegen die positiven Stellungnahme des Gremiums wandten sich vor allem die designierte CSU-Bürgermeisterkandidatin Kristina Becker und TBL-Sprecher Hans König. Becker kritisierte scharf die mangelnde Transparenz und Vorlaufzeit im Stadtrat sowie „fehlende Zahlen, Daten, Fakten“. Zudem zweifle sie an der Objektivität des geplanten Grundwassermodells und dessen Kontrolle, da diese von Altmühltaler bezahlt und vom Gunzenhausener Ingenieurbüro KP umgesetzt werden. Letzteres arbeitet seit vielen Jahren mit dem Getränkehersteller zusammen.

KP-Geschäftsführer Olaf Pattloch erwiderte, dass er sich als Sachverständiger strafbar mache, wenn er unsauber arbeite. Zudem sei das WWA eng eingebunden, und das Verfahren fuße auf den Daten staatlicher Messstellen und öffentlicher Versorger.

Verwundert zeigten sich Becker und König darüber, dass Altmühltaler mangels Kapazität wohl zunächst gar nicht mehr Mineralwasser abfüllen kann. Denn das WWA verpflichtet den Betrieb, das Wasser ausschließlich dafür zu nutzen – kein Liter darf für andere Getränke verwendet oder weggeschüttet werden. Dies bestätigte Geschäftsleiter Alexander Pascher auf Nachfrage unserer Zeitung. Bis die Abfüllanlage an der Heusteige gebaut und neue Kunden gewonnen sind, werde man deshalb die Förderung aus den bestehenden Brunnen drosseln. Laut WWA-Vertreter Felix Prosiegel könnte sich der Probebetrieb dadurch verzögern oder müsste sogar verlängert werden, falls sich anfangs mangels Entnahme keine verlässlichen Daten ergeben.

Kein Bedarfsnachweis nötig

Einen Bedarfsnachweis, wie ihn die Gegner gefordert hatten, braucht es jedoch nicht: „Von Seiten der Stadtwerke besteht kein Bedarf, und Altmühltaler kann nur eine Verkaufsabsicht formulieren“, so Prosiegel. Dass dennoch die Stadtwerke der Antragsteller sind, weil der Brunnen im Besitz der Kommune bleibt, sei „unerheblich“. Das WWA werde die Auflagen gegenüber den Stadtwerken durchsetzen, diese geben die Pflichten dann an Altmühltaler weiter. Zudem sollen die Ergebnisse der Dauermessungen am Brunnen und der vierteljährlichen Stichproben an den Messstellen einmal im Jahr mit den umliegenden Kommunen und Versorgern besprochen werden.

Und wenn der Probebetrieb scheitert? Altmühltaler sei „durchaus bewusst, dass das Wasserrecht widerrufbar ist und der Probebetrieb jederzeit eingestellt werden kann“, heißt es in einer Stellungnahme der Firma, die Bürgermeister Werner Baum verlas. Man gehe „von einer längeren Umsetzungsphase aus“, während der man die Situation laufend beurteile. Falls das Projekt in einer späten Phase scheitere, wenn schon hohe Summen investiert sind, werde Altmühltaler nötigenfalls „mehr Tafelwasser oder Süßgetränke abfüllen“, so Baum. Das Wasser dafür (jährlich 400.000 Kubikmeter) fördert der Konzern aus zwei Flachbrunnen.

Klaus Fackler und Manfred Kreß (UFW) sprachen von einer Abwägung zweier wichtiger Güter. „Nachhaltigkeit und der Schutz des Tiefenwassers stehen in meinen Augen klar über wirtschaftlichen Interessen und auch der Stadtentwicklung“, so Kreß. „Aber wir haben auch das Gutachten, dass die Entnahme bei einem strengen Monitoring zu verantworten ist.“ Außerdem spreche man über weniger als fünf Prozent des Wassers, das schon jetzt aus der Schicht entnommen wird – „und das wird dann rein als Trinkwasser verwendet“.

Notfallsystem fürs Trinkwasser

Fackler begrüßte zudem, dass der Vertrag mit Altmühltaler auch ein „Redundanzssystem“ für die Trinkwasserversorgung beinhalte. Durch einen „Bypass“ können die Stadtwerke so im Notfall auf das Tiefenwasser zugreifen. Die Zustimmung sei „keine leichte Entscheidung, aber auch eine große Chance für die Stadt“.

SPD-Fraktionschefin Kerstin Zischler wandte sich insbesondere an die Bürger, die sich von den Sozialdemokraten eine andere Position erwartet hatten. Sie verstehe „die Sorgen im Zusammenhang mit dem Klimawandel“. Allerdings hadere Treuchtlingen auch seit Jahrzehnten mit dem Firmenstandort, was sie mit Blick auf die Stadtentwicklung ebenso als „Auftrag an den Stadtrat“ verstehe.

Weißenburg habe schon vor Jahren mit der Bereinigung seiner Innenstadt begonnen, so Zischler: „Weniger Verkehr und Feinstaub, touristische Chancen, Nachverdichtung und öffentliche Flächen statt einem Geschwür im Zentrum – das steht auch uns zu!“ Dieser Aspekt sei „leider in einem Gemisch aus Wahlkampf, Ideologie und auch Neid untergegangen“. Zwar hätte sie sich ein noch deutlicheres Gutachten gewünscht, vertraue aber auf die Experten.

Dasselbe hatte zuvor CSU-Fraktionssprecher Uwe Linss erklärt. Sein Parteikollege Marco Satzinger zeigte sich allerdings besorgt darüber, „welche Gräben sich zur Nachbarstadt Weißenburg auftun“. Er appellierte an alle, „das wieder zu kitten, weil Altmühlfranken klein und Nachbarn aufeinander angewiesen sind“.

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