Beteiligung am Bildschirm: Corona macht Treuchtlingen digital

18.3.2021, 06:04 Uhr
Beteiligung am Bildschirm: Corona macht Treuchtlingen digital

© Screenshot: TK

Bei der Digitalisierung haben Kommunen und andere öffentliche Einrichtungen oft noch einiges aufzuholen. Von einer "Mammutaufgabe" und einem "weiten Weg" sprachen Treuchtlingens Rathaus-Geschäftsleiter Christian Kundinger und der städtische EDV-Beauftragte Heinz-Markus Gräsing noch im Herbst 2019.

Beteiligung am Bildschirm: Corona macht Treuchtlingen digital

© Marina Stoll, Stadt Treuchtlingen

Doch Corona und die Notwendigkeit, kontaktlos zu kommunizieren, haben den Wandel massiv beschleunigt. So haben Stadt und Touristinfo vergangene Woche nicht nur ihre anhand der neuen "Stadtmarke" komplett umgestalteten Internetseiten freigeschaltet – in zwei Wochen soll es auch erstmals eine vollständig virtuelle Bürgerversammlung geben.

Die Seiten treuchtlingen.de und tourismus-treuchtlingen.de sind mit den neuen Designelementen der Stadtmarke gestaltet und tragen auch das neue, abstrakte Fuchs-Logo. Im ersten Schritt wurden Farbwelten, Optik und Logos angepasst, als nächstes sollen technische Verbesserungen für eine einfachere Handhabung, mehr Service und eine bessere Übersichtlichkeit folgen.

Schon vor sechs Jahren veraltet

Wie Tourismus-Chefin Stefanie Grucza in der jüngsten Sitzung des Kur- und Tourismusausschusses erklärte, war die bisherige Internetseite der Stadt zwar nur sechs Jahre alt – de facto sei die Aufmachung aber schon damals nicht mehr auf der Höhe der Zeit gewesen. Ein neuer Anstrich sei überfällig gewesen. Die touristische Internetseite hatte ihre letzte Überarbeitung im Jahr 2016.

Ziel der Stadt ist es in beiden Fällen, den eigenen Internetauftritt attraktiver zu machen, damit die Nutzer länger auf den Seiten verweilen und potenzielle (Urlaubs-)Gäste schon vor einem Besuch positive Erfahrungen und Eindrücke sammeln. Als technische Neuerung für die Tourismus-Seite ist beispielsweise ein sogenannter Chat-Bot geplant, also ein automatisierter Gesprächspartner, dem die Nutzer einfache Fragen stellen können. Das Design beider Seiten soll außerdem "responsive" sein, also für die Ansicht auf Smartphone und Tablet optimiert werden.


Brandneues Design: Das ist Treuchtlingens Stadtmarke


Nach und nach soll dann demnächst auch das Design der übrigen Internetauftritte der Stadt angepasst werden. Darunter fallen die Seite der Stadtwerke, der Altmühltherme oder auch der Bücherei. Für diese Optimierungen will die Stadt heuer maximal 8000 Euro ausgeben. Sie stammen aus dem Gesamtbudget in Höhe von 10 000 Euro, dass heuer für die Markeneinführung im Haushalt steht.

Ein abstrahierter Fuchs stellt im neuen Logo der Stadt Treuchtlingen die Verbindung zwischen dem historischen Stadtwappen und der gewünschten neuen Wahrnehmung als Natur- und Gesundheitsstadt her.

Ein abstrahierter Fuchs stellt im neuen Logo der Stadt Treuchtlingen die Verbindung zwischen dem historischen Stadtwappen und der gewünschten neuen Wahrnehmung als Natur- und Gesundheitsstadt her. © Foto: Kur- und Touristinformation

Einen besonderen Einblick in die neue digitale Welt der Kommune erhalten die Bürger darüber hinaus am Mittwoch, 31. März. Dann nämlich findet aufgrund der Corona-Beschränkungen erstmals in der Geschichte der Altmühlstadt eine virtuelle Online-Bürgerversammlung statt. Ab 19.30 Uhr sind alle Bewohner Treuchtlingens und der Ortsteile aufgerufen, sich vom heimischen Computer oder vom Smartphone aus daran zu beteiligen.

Kein Ersatz für den Kontakt

"Ich bin gespannt, wie das neue Format ankommt und angenommen wird", ist auch Bürgermeisterin Kristina Becker schon gespannt. Den persönlichen Kontakt solle und könne die Online-Versammlung zwar nicht ersetzen – ebenso wenig wie die aktuell online oder telefonisch stattfindenden Bürgersprechstunden. "In Zeiten von Corona ist dies aber die einzige sichere Möglichkeit", so die Rathauschefin.

Traditionell gibt es in Treuchtlingen und seinen elf größeren Ortsteilen in den ersten Monaten jedes Jahres zwölf separate Bürgerversammlungen. Schon im vergangenen Jahr mussten diese allerdings wegen der Pandemie auf den Sommer verschoben werden und fanden dann im Freien statt. Die virtuelle Bürgerversammlung ersetzt dieses Jahr nun insbesondere die große Versammlung in der Kernstadt. Wenn es die Corona-Situation zulässt, will Bürgermeisterin Becker aber im Sommer zusätzlich noch zu eigenen Präsenzveranstaltungen in den Dörfern einladen, um dort dann auch ortsspezifische Themen besprechen zu können.

"Es ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch für mich die erste Veranstaltung in dieser Form, die wir selbst ausrichten. Wir sind zwar gut vorbereitet und haben auch schon zwei Testläufe gemacht, mit der Technik kann aber immer etwas Unerwartetes passieren. Ich hoffe also, dass die Bürgerinnen und Bürger nachsichtig mit uns sind, wenn nicht auf Anhieb alles perfekt ist", bittet das Stadtoberhaupt vorsorglich um Verständnis.

Wer an der Online-Versammlung teilnehmen möchte, gelangt unter der Internetadresse stream.treuchtlingen.de direkt in die Liveübertragung aus dem Rathaus. Ihre Fragen können die Bürger vorab an die E- Mail-Adresse buergerversammlung@treuchtlingen.de richten. Während der Versammlung gibt es eine Chat-Funktion, über die ebenfalls Anliegen eingebracht werden können. Die Stadt bittet allerdings "zu berücksichtigen, dass möglicherweise nicht alle Fragen beantwortet werden können". Noch offenen Fragen werden man im Nachgang bearbeiten und die Antworten veröffentlichen.

Wegen der Kosten begrenzt

Die Serverkapazität für die Liveübertragung ist nach Angaben aus dem Bürgermeisterbüro für bis zu 1000 Teilnehmer ausgelegt. "Von unseren Erfahrungswerten an Besuchern der normalen Bürgerversammlungen gehen wir davon aus, dass dies ausreichend ist", erklärt Rathaussprecherin Marina Stoll. "Sollten sich wider Erwarten mehr Besucher zuschalten, kann es sein, dass diese nicht auf die Webseite kommen."


"Die Bilder im Kopf": Braucht Treuchtlingen mehr Marketing?


Eine größere Kapazität sei zwar technisch möglich, aber mit zusätzlichen Kosten verbunden. "Sollte das Interesse wirklich so groß sein, bieten wir gern an, eine Aufnahme der Bürgerversammlung auf unsere Homepage zu stellen. Dann kann man sich diese im Nachgang anschauen", so Stoll.

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