Kippt Weißenburg den Treuchtlinger Outdoor-Laden?

18.9.2019, 06:05 Uhr
Kippt Weißenburg den Treuchtlinger Outdoor-Laden?

© Patrick Shaw

So aufgebracht wirkte Bürgermeister Werner Baum selbst während des "Mineralwasser-Streits" nicht. Zur Ankündigung der Stadt Weißenburg, gegen die Baugenehmigung für das neben Schuh Herrmann an der Treuchtlinger Heusteige geplante Outdoorgeschäft zu klagen, sagt der Rathauschef zunächst nur einen Satz: "Ich bin stinksauer!" Und nach kurzer Pause: "Ich kann das Vorgehen der Kreisstadt nicht nachvollziehen und bin maßlos enttäuscht vom Kollegen Schröppel" (beide Bürgermeister gehören der SPD an).

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Laut Baum ist es unter Nachbarkommunen eigentlich "guter Brauch, dass man sich nicht gegenseitig die Augen auskratzt". Doch nun grätsche Weißenburg dem kleineren Treuchtlingen schon zum zweiten Mal (nach der Intervention gegen die Expansions- und Umsiedlungspläne der Firma Altmühltaler Mineralbrunnen) in puncto gewerbliche Entwicklung dazwischen. "Das zeigt, dass es auch bisher nicht nur ums Wasser ging. Die positive Entwicklung unserer Stadt ist einigen offenbar ein Dorn im Auge. Über kommunale Zusammenarbeit oder eine Zukunftsinitiative Altmühlfranken brauchen wir da gar nicht mehr zu reden", so das Stadtoberhaupt.

Berechtigte Sorge oder purer Neid?

Für Baum ist der Schutz der innerstädtischen Sortimente ein fadenscheiniges Argument. "Darum geht es hier doch gar nicht, das wurde schon vor Jahrzehnten versemmelt", ist er überzeugt. "Weißenburg neidet uns einfach dieses Fachgeschäft, und das wurde mir auch vielfach bestätigt. Soll jetzt jeder nur noch in seiner Stadt einkaufen? Wir sind doch nicht im Mittelalter!" Der Führung der Nachbarstadt sei offenbar nach wie vor nicht bewusst, dass Treuchtlingen ebenso ein Mittelzentrum mit denselben Rechten wie Weißenburg und Gunzenhausen ist.

Seinen Standpunkt sieht der Bürgermeister durch den Treuchtlinger Gewerbeverein gestärkt. Mit diesem und den Einzelhändlern in der Stadtmitte habe man die Neuansiedlung frühzeitig besprochen. "Keiner war dagegen, denn wir haben in der Innenstadt sowieso nur noch zwei Damenbekleidungsläden. Für die ist das nicht schädlich." Das geplante Geschäft habe in erster Linie Sport- und Outdoor-Artikel im Sortiment, Freizeitkleidung "nur am Rande". Auch mit dem Landratsamt und der Regierung von Mittelfranken sei das Vorhaben abgestimmt.

Zudem waren alle innerstädtischen Leerstände laut Baum zu klein für die Pläne des Familienunternehmens. Diese hatte der Dillinger Schuhhändler Jürgen Herrmann, der noch zwölf weitere Standorte im südlichen Bayern und Baden-Württemberg betreibt, schon während des Umbaus der ehemaligen Aldi-Filiale an der Heusteige vor zwei Jahren öffentlich gemacht und von einem "Pilotprojekt" gesprochen.

Projekt würde zu Treuchtlingen passen

Ein weiteres Argument für die Ansiedlung des Outdoorgeschäfts war Baum zufolge die Synergie mit dem auf Sport und Naturerlebnis spezialisierten "Adventure Campus" der Treuchtlinger Hochschule – einem Projekt, das auch der Landkreis massiv unterstützt hat. Für Debatten hatte unterdessen gesorgt, dass größere Mengen Erdaushub von der gegenüberliegenden Baustelle des Altmühltaler-Lagers verwendet wurden, um das Gelände baureif zu machen.

Und die Sorgen der Weißenburger Händler? "Wie viele Treuchtlinger kaufen denn in Weißenburg ein?", fragt Baum. "Wer nimmt hier wem die Kaufkraft weg?" Insbesondere die Kritik von Rudi Beringer will er so nicht stehenlassen: "Wenn Herr Beringer mit seinem Geschäft in der Stadt geblieben wäre, hätten wir die Firma Herrmann gar nicht in Treuchtlingen angesiedelt."

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