Krauss-Maffei Treuchtlingen schließt

8.11.2013, 07:49 Uhr
Krauss-Maffei Treuchtlingen schließt

© Stanka

Eine offizielle Erklärung zu der überraschenden Schließung war aus der Unternehmensleitung nicht zu erhalten. Allerdings gab es schon in den vergangenen Tagen Hinweise darauf, dass bei Krauss-Maffei etwas „im Busch“ ist. Die Unternehmensleitung und auch der Betriebsrat mauerten allerdings auf mehrfache Nachfrage unserer Zeitung und ließen die Gerüchte unkommentiert.

Wie zu erfahren war, hatte auch Bürgermeister Werner Baum kürzlich versucht, einen Gesprächstermin bei dem Unternehmen zu erhalten. Dieser sei ihm verweigert worden.

Die Geschichte des Treuchtlinger Werkes ist eng mit der ehemaligen Weißenburger Firma Eckert & Ziegler verbunden. Der Hersteller von Spritzgussmaschinen war 1926 in Weißenburg gegründet worden und zu seiner Zeit Hochtechnologieträger. Dies blieb das Unternehmen in der Weißenburger Jahnstraße auch, als es 1964 vom Münchner Rüstungskonzern Krauss-Maffei übernommen wurde. In den Jahren 1991/92 wurde an der Treuchtlinger Heusteige das neue Werk gebaut. Die Firma siedelte daraufhin komplett von Weißenburg nach Treuchtlingen über. Seither werden hier Komponenten für Spritzgussmaschinen hergestellt.

Im Jahr 2006 kaufte die US-amerikanische Investorengruppe Madison Capital die Krauss-Maffei-Kunststoffsparte samt dem Treuchtlinger Werk. Zu dieser Zeit kriselte es in Treuchtlingen erstmals. Damals wurden Teile des bisherigen Treuchtlinger Portfolios ins östliche Ausland ausgelagert. Ende vergangenen Jahres ging die Firma schließlich an den kanadischen Finanzinvestor Onex.

Vorher hatte es Gerüchte gegeben, dass Madison Capital die ganze Firma nach China verkaufen wolle. Am Ende erhielt aber das kanadische Private-Equity-Unternehmen Onex den Zuschlag für eine Kaufsumme von gut einer halben Milliarde Euro. Krauss-Maffei als Gesamt-Firma zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Maschinen für die Kunststoff- und Gummiverarbeitung und fertigt Anlagen für die Spritzguss-, Reaktions- und Extrusionstechnik. Insgesamt sind rund 4000 Mitarbeiter an mehreren Standorten beschäftigt.

„Die wissen nicht, was sie tun“, so ein Insider aus der Firma. Nach dessen Aussagen brummt das Geschäft in Treuchtlingen derzeit. „Wir haben Hochkonjunktur.“ Außerdem seien die Teile, die in Treuchtlingen produziert werden, unverzichtbar für den Spritzgussmaschinenbau bei Krauss-Maffei insgesamt. Man setze das komplette Unternehmen aufs Spiel, so die drastische Aussage. Über viele Jahrzehnte habe man sich Knowhow erarbeitet, das es anderswo nicht gibt. Das könne man auch nicht einfach auslagern oder auf andere Werke transferieren. Es handele sich dabei um die Fertigung von hochkomplizierten Teilen.

Nach den vorliegenden Informationen soll das Produktspektrum nun teilweise in die Werke in München und der Slowakei verlagert sowie an diverse Zulieferer outgesourced werden.

Proteste angekündigt

Zu Onex haben die Mitarbeiter offenbar eine klare Meinung. Man habe schon vor einem Jahr befürchtet, als man von der Übernahme erfuhr, dass dies Folgen haben werde. „Das sind einfach nur Heuschrecken, die hier kahlgefressene Erde hinterlassen“, so die klare Meinung zu den neuen Firmeninhabern. Aus Mitarbeiterkreisen war auch zu vernehmen, dass „das Ganze sicher nicht geräuschlos über die Bühne gehen“ werde.

Die Schließung ist übrigens auch aus politischer Sicht nicht ohne Brisanz, vor allem auch im Hinblick auf den Weißenburger Kunststoffcampus. Krauss-Maffei in Treuchtlingen ist zwar ein Maschinenbaubetrieb, stellt aber Teile für Kunststoff-Spritzgussmaschinen her, die sich dann wiederum bei den Kunststoffunternehmen der Region wiederfinden. Insofern geht der Region mit der Schließung Knowhow in diesem Bereich verloren.

Für Landrat Gerhard Wägemann ist die Schließung der renommierten Firma „ein schwerer Schlag für die ganze Region und für das finanzschwache Treuchtlingen doppelt hart.“ Er werde sofort die Münchner Staatskanzlei und das Wirtschaftsministerium einschalten und wolle nichts unversucht lassen. Er sprach unserer Zeitung gegenüber von gut ausgebildeten und hochmotivierten Mitarbeitern.

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