Treuchtlingen: Bauarbeiten an der Sene gehen 2019 weiter

20.12.2018, 06:02 Uhr
Treuchtlingen: Bauarbeiten an der Sene gehen 2019 weiter

© Rudi Beringer/Limes Luftbild

Das gab der Zwecksverbandsvorsitzende und Landrat Gerhard Wägemann nach einer nichtöffentlichen Sitzung des Zweckverbands bekannt. So will der Schulbetreiber der ausführenden Estrichfirma kündigen und eine Schadensersatzklage einreichen. Zudem bereitet das Architekturbüro Felix+Jonas aus München, das bereits das Bauwerk geplant hat, auch die Sanierung der Schäden vor. Der Zweckverband wird beauftragt, die notwendigen Bauarbeiten auszuschreiben.

Die ers­ten Probleme am Neubau traten im Herbst 2017 auf, als die Fassadenbaufirma Insolvenz anmelden musste. Kurz darauf stellte sich heraus, dass die Fußbodenfirma einen zu dünnen Estrich verlegt hatte. Den könnte man zwar wieder herausreißen, doch die Bauleitung bemerkte den Fehler erst, als bereits die Fußbodenheizung und große Teile des Bodenbelags verlegt waren. Zudem befinden sich schon sämtliche Möbel und Lampen im Gebäude, die nicht zu Schaden kommen dürfen. Insgesamt geht es um 2700 Quadratmeter Estrich, die auf jeden Fall raus müssen.

Die beauftragte Estrichbaufirma aus Sachsen-Anhalt wehrt sich gegen die Vorwürfe. Demnach habe die Bauleitung die Dicke des Estrichs bei der Fugenkontrolle und Dämmungsmessung gesehen und dann schon erkennen müssen, dass etwas nicht stimmt. Von der Bauleitung hat sich inzwischen auch der Zweckverband getrennt. Eine Verzögerung wäre nach Ansicht der Estrichfirma nicht nötig gewesen, da sie sogar eine Nachbesserung angeboten habe. Doch der Zweckverband hatte auf eine Strafzahlung bestanden, die das Unternehmen nicht hinnehmen will – beide treffen sich nun wohl vor Gericht.

Hieß es nach dem Baustopp im Dezember 2017 noch, der Einzug der Schüler verspäte sich um etwa ein halbes Jahr auf Sommer 2018, so wagt der Zweckverband nun nicht mehr zu sagen, wann der Bau fertig ist. „So schnell wie möglich“ soll der erste Bauabschnitt des 65-Millionen-Euro-Projekts mit den Fachräumen bezugsfertig sein, so Wägemann.

Ausschreibung abwarten

Der Zweckverbandsvorsitzende gibt zu bedenken, dass zunächst die Sanierungsarbeiten ausgeschrieben werden. Ob sich genug Firmen für das Vorhaben finden, ist ungewiss, herrscht im Baugewerbe doch gerade Hochkonjunktur. Zwar wolle man zügig fertig sein, doch die Preise müssen sich im veranschlagten Rahmen bewegen. Die Verzögerungen im Laborgebäude bringen natürlich auch für die anderen drei Bereiche – Sporthalle, Klassentrakt und Grünanlagen – den Bauplan durcheinander.

„Wir haben 2018 kein Geld ausgegeben“, so Wägemann zum Haushalt des Zweckverbands, dessen Entwurf für 2019 in der jüngsten Sitzung beraten wurde. So steigen im nächsten Jahr wieder die Ausgaben für den Verwaltungshaushalt, weil der Zweckverband mehr Geld für den Unterhalt der alten Gebäude ausgeben muss. Die Dächer sind undicht und der Boden der Turnhalle marode. Eigentlich hätte die neue Sporthalle bereits Ende diesen Jahres fertig sein sollen, den Erhalt der alten Halle hätte man sich dann sparen können. Außerdem nehmen die Schüler nach der Eröffnung des Hallenbads der Altmühltherme wieder am Schwimmunterricht teil, wofür die Stadt Treuchtlingen Geld bekommt.

Der Vermögenshaushalt für 2019 sieht sehr sparsam aus, da die Kos­ten für den Neubau bereits im diesjährigen Etat eingestellt waren. Der Zweckverband möchte nun ab 2020 wieder in den regulären Baubetrieb einsteigen, weshalb der Vermögenshaushalt dann um neun Millionen Euro höher ist. Momentan rechnet der Verband damit, den gesamten Neubau bis 2024 fertigzustellen, vier Jahre später als ursprünglich geplant – vorausgesetzt es klappt nun alles.

Die Zukunft sehen alle Beteiligten dennoch positiv, auch weil der Schülerrückgang mit einem Minus von elf Personen im Vergleich zum Vorjahr relativ gering ist, so Zweckverbandsgeschäftsführer Martin Klischat. Aktuell besuchen 400 Schüler die Mittelschule, 450 die Realschule und 391 das Gymnasium. Und der Nachwuchs steht schon in den Startlöchern: An der Grundschule werden heuer 703 Jungen und Mädchen unterrichtet, 32 mehr als vor einem Jahr.

Außerdem hat sich die Senefelder-Schule für das Förderprogramm „Digitalbudget“ des Freistaats Bayern angemeldet. Damit soll bis 2020 die digitale Ausstattung an den Schulen verbessert werden. Bereits im Juli hatte die Schule dazu ein Medienkonzept erstellen und darlegen müssen, wie sie die Geräte benutzt. Bis zu 90 Prozent des Kaufpreises umfasst die Förderung, wie viel Geld die Schule bekommt, ist noch nicht bekannt.

Pilotprojekt mit Smartphones und G9

Neben dem „Digitalbudget“ passt zum Punkt Digitalisierung auch ein Schulversuch, der dieses Jahr an der Sene angelaufen ist. Handys galten an Schulen einst als Teufelszeug, da sie Kinder und Jugendliche vom Unterricht ablenken. Doch heutzutage besitzt fast jeder junge Mensch ein Smartphone, das selbstverständlich auch in der Schule mit dabei ist. Wie sich die Geräte sinnvoll im Unterricht einsetzen lassen, soll nun ein zweijähriger Probelauf an etwa 130 Schulen in Bayern zeigen.

Seit September soll die Senefelder-Schule interne Regelungen in Abstimmung mit dem Schulforum aufstellen, die die private Handynutzung in der Schule beispielsweise zeitlich, räumlich oder auch altersspezifisch regeln. „Im Schulterschluss mit Schulleitern, Lehrern, Eltern und Schülern und unter wissenschaftlicher Begleitung wollen wir so Möglichkeiten ausloten, um neben der pädagogischen Nutzung von Handys im Unterricht auch dem Wunsch nach einem privaten Gebrauch von Smartphones im Schulalltag zu entsprechen“, so das Kultusministerium.

Die am Versuch teilnehmenden Schulen haben Medienerziehung als einen Schwerpunkt in ihr Medienkonzept aufgenommen und möchten eigenverantwortlich neben der unterrichtlichen Nutzung auch die private Nutzung von Mobiltelefonen und digitalen Speichermedien durch Schüler in der Schule regeln. Wie das an der Sene aussieht, wird gerade noch ausgearbeitet, so Direktorin Gabriele Gippner. Außerdem warten die beteiligten Schulen noch auf rechtliche Rahmenbedingungen.

Der Versuch endet mit dem Schuljahr 2019/2020. Er wird durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) begleitet und ausgewertet. Auf Basis der Erkenntnisse aus der Praxis kann eine mögliche Neuregelung der privaten Nutzung von digitalen Speichermedien an den Schulen ausgelotet werden.  

Wieder neun Jahre Gymnasium

Eine breite Zustimmung bei Eltern und Schülern hat wohl auch die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums gebracht. Die diesjährigen Fünft- und Sechstklässler sind die ersten, die sich wieder als „G9-Schüler“ fühlen dürfen. Das achtjährige Gymnasium war vor 15 Jahren relativ überraschend eingeführt worden und hatte Kritik nach sich gezogen: Schüler hätten am Nachmittag keine Zeit mehr für Freizeit- oder Vereinsaktivitäten und seien zu viel mit Lernen beschäftigt.

Selbst der Bayerische Philologenverband – eine Interessensvertretung der Lehrer – forderte „mehr Zeit für Persönlichkeitsentwicklung, für individuelle Förderung, für Freiräume, für außerschulische Lernerfahrungen, für ästhetische Bildung und für echte Hochschulreife“.

Baulich wird sich ebenfalls auf das neunjährige Gymnasium eingestellt: Beim schrittweisen Neubau der Senefelder-Schule ist auch ein eigenes „Lernhaus“ für die Oberstufe vorgesehen. Wie genau dann die Schulen damit umzugehen haben, ist laut Direktorin Gippner noch nicht bekannt. Sie hofft, im ersten Halbjahr 2019 Klarheit aus dem Ministerium zu erhalten.

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