Treuchtlingen: Protest zu geplanter Krauss-Maffei-Schließung

16.11.2013, 07:29 Uhr
Treuchtlingen: Protest zu geplanter Krauss-Maffei-Schließung

© Stanka

Neben den Beschäftigten des Treuchtlinger Krauss-Maffei-Werkes, das bekanntlich nach einem Beschluss der Konzern-Leitung und des Finanz­investors Onex geschlossen werden soll, marschierten viele gewerkschaftlich Organisierte mit Trillerpfeifen und Transparenten bewaffnet mit. An der Kundgebung nahmen auch Belegschafts-Vertreter von anderen Firmen aus dem Landkreis teil. Und auch aus dem Münchner Krauss-Maffei-Werk war eine große Abordnung mit zwei Bussen gekommen. Auf dem Weg gab es spontanen Applaus von Bürgern.

Der Demonstrationszug bewegte sich bei Nieselwetter vom Werk an der Heusteige über den Festplatz zum Rathaus, wo sich Bürgermeister Werner Baum anschloss, und versammelte sich schließlich an der Denkmalslok bei der Senefelder-Schule.

Bürgermeister Baum hielt das erste Grußwort und versprach die uneingeschränkte Solidarität aller politisch Verantwortlichen aus der Region, ausdrücklich auch im Namen von Landrat Gerhard Wägemann. Man werde alles unternehmen, um dem Werk eine Zukunft zu geben und werde nicht tatenlos zusehen. Die Stadt und die Region würden die qualifizierten Arbeitsplätze von Krauss-Maffei benötigen. Baum warb auch um Vertrauen in die Gespräche, die er und der Landrat gemeinsam führen würden. Er hoffe, dass gemeinsam eine Lösung gefunden werde.

Für die IG Metall trat Johann Horn, deren Bevollmächtigter für die Bereiche Ingolstadt und Schwabach, in den Ring. Er meinte, es tue gut, die politisch Verantwortlichen an der Seite zu wissen. „Heute steht Krauss-Maffei still. Da arbeitet niemand mehr“, so Horn, der damit schon andeutete, wohin das gewerkschaftliche Engagement führen dürfte, nämlich in Richtung Arbeitskampf. Horn verwies darauf, dass jetzt bereits der dritte Finanzinvestor am Werk sei, der Krauss-Maffei abzocke. „Das ist das Geld, das Ihr verdient habt“, so der Gewerkschafter zu den Mitarbeitern.

Er kritisierte, dass das keine nachhaltige Industriepolitik sei. Derartige Schließungsbeschlüsse seien die brutalste Form, schnell Geld zu verdienen. Die Belegschaft von Krauss-Maffei habe das nicht verdient. Das Treuchtlinger Werk sei dabei für den Konzern ausgesprochen wichtig. Hier würden Herzstücke der Maschinenproduktion hergestellt. Die Schließung könne, so Horn, ganz Krauss-Maffei ins Schlingern bringen.

Streik bei ganz Krauss-Maffei?

Horn kündigte eine „tarifliche Lösung“ an. Dabei sei die Gewerkschaft bereit, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. „Wenn’s nicht anders geht, gibt es einen Arbeitskampf.“ Der Treuchtlinger Betriebsratsvorsitzende Siegfried Stöbich betonte, dass man Krauss-Maffei keinen Schaden zufügen wolle, dafür sei allein die Geschäftsführung verantwortlich. Auch die genannte Zahl von 150 Beschäftigten sei falsch. Insgesamt seien 180 Arbeitsplätze betroffen.

„Seit Heuschrecken über das Unternehmen bestimmen, geht es bergab“, so die klare Aussage Stöbichs. Diese würden „verbrannte Erde“ hinterlassen. Der Betriebsrat bedankte sich für die breite Solidarität. „Wir sind zu allem bereit.“ Auch der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Münchner Maschinenbauers, Peter Krahl, solidarisiert sich mit seinen Treuchtlinger Kollegen. Er bezeichnete die angekündigte Schließung als absolut falsche Entscheidung und forderte auf, diese zurückzunehmen. „Stoppen Sie diesen Wahnsinn!“, so Krahl.

Auch Landrat Gerhard Wägemann kam zu Wort. So habe er erst reagieren können, als er von den Schließungsplänen erfuhr. Er habe sich sofort mit Bürgermeister Baum abgesprochen, Ministerpräsidenten Seehofer über die Lage informiert und diesen mit Fakten versorgt. Er sagte, dass auch die neue Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zu einem Gespräch bereitstehe. Allerdings müssten sich dazu auch Entscheidungsträger von Krauss-Maffei bereit erklären. Es sei schade, dass dies bisher nicht der Fall sei. Wägemann bedankte sich dafür, dass mit dem Protestzug ein Zeichen gesetzt worden sei.

Die letzten Worte hatte Stephan Doll, der Vorsitzende der DGB-Region Mittelfranken. Er spielte auf dem politischen Register und erklärte, dass er Erwartungen an die Politik habe, nämlich dass diese an der Seite der Beschäftigten stehe. Das gelte auch für die Landtagsabgeordneten der Region. Doll erklärte, dass die Arbeitsplätze am Land bleiben müss­ten, und Westmittelfranken nicht zur reinen Schlafstätte verkommen dürfe.

Seehofer habe gesagt, dass Bayern der Vorhof zum Paradies sei. Dies würden Leiharbeiter und mit Werkverträgen Geknebelte nicht so empfinden. Mit der Werksschließung von Krauss-Maffei würden mutwillig Arbeitsplätze zerstört, nur mit der Absicht der Gewinnmaximierung. Dabei sei die Firma nicht notleidend. Doll hofft, dass das Zeichen, das mit der Demonstration gesetzt worden sei, bei der Geschäftsführung ankomme. „Wir werden um jeden Arbeitsplatz und Auszubildenden kämpfen.“ Und: „Wir haben starke Kampfkraft.“

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