Verliert Grönhart seinen Bahnübergang?

19.1.2021, 06:04 Uhr
Verliert Grönhart seinen Bahnübergang?

© Andreas Dollinger

Müssen Grönharter, die nach Dettenheim und zur B 2 wollen, oder Dettenheimer, die nach Grönhart und weiter nach Emetzheim möchten, künftig den Umweg über Graben nehmen? Wenn es nach dem Willen der Bahn geht wohl schon. Denn die stellt den beschrankten Bahnübergang zwischen Dettenheim und Grönhart zur Disposition. Um eine Lösung bemühte sich der Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss des Treuchtlinger Stadtrats in seiner jüngsten Sitzung.

Verliert Grönhart seinen Bahnübergang?

© Visualisierung: DB Netze

Hintergrund des Vorstoßes ist das Eisenbahnkreuzungsgesetz, dem zufolge die Bahn keine ebenerdigen Straßenquerungen mehr anlegen sowie bestehende Übergänge wo immer möglich zurückbauen oder durch Über- und Unterführungen ersetzen soll. Die Kosten übernimmt zwar grundsätzlich die Bahn – sie entscheidet dann aber auch über die Ausführung. Und die muss für die privatisierte Aktiengesellschaft vor allem eines sein: möglichst günstig. Haben Landkreis oder Kommunen andere Vorstellungen, können sie diese als "Begehren" äußern, tragen dann aber die Mehrkosten. Über eine ähnliche Situation in Laubenzedel diskutieren Kreistag und Gunzenhausener Stadtrat bereits seit vergangenem Herbst (wir berichteten mehrfach).

Dass die Debatte auch beim Grönharter Bahnübergang drohen würde, hatten die Dorfbewohner schon geahnt. Vergangenen Juli wies Ortssprecher Ernst Auernhammer im Stadtrat auf eine ominöse Verkehrszählung an dieser Stelle hin, zu der aber auf Nachfrage unserer Zeitung weder Verwaltung noch Straßenbauamt Näheres sagen konnten. Schon damals hatte Auernhammer betont, dass der Übergang "unverzichtbar" sei, da er sowohl vom Berufs- als auch vom landwirtschaftlichen Verkehr genutzt werde. Einige Grönharter hätten deshalb sogar versucht, die Zählung zu beeinflussen, indem sie währenddessen besonders oft über den Bahnübergang fuhren.

Radler ignorieren die Schranke

Das Ergebnis: Laut Bahn überqueren zwischen Dettenheim und Grönhart täglich knapp 150 Autos, 100 Radfahrer, 70 Lastwagen und landwirtschaftliche Gespanne sowie drei Fußgänger die Bahnlinie. Viele Radfahrer würden dabei die geschlossene Schranke ignorieren, so die Beobachtung der Zähler. Ein erheblicher Teil des Lastverkehrs entfällt laut Ernst Auernhammer auf die nahe Biogasanlage – womit die Anbindung Grönharts über die bestehende Bahnunterführung in Graben als Alternative bereits vom Tisch ist. Dann würde der komplette Schwerlastverkehr zur Biogasanlage nämlich über den Tändlerweg durchs Wohngebiet "Mandlfeld" rollen, was für die Anwohner nicht zumutbar wäre.


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Die von der Bahn bevorzugte Variante wäre eine Straßenbrücke an der Stelle des jetzigen Bahnübergangs. Ihr Nachteil: Die dafür nötigen Aufschüttungen, um die Straße über die Gleise zu heben, würden sich in der Landschaft massiv mitteilen. Dezenter wäre eine Unterführung, wohl aber auch erheblich teurer. Dazu kommen bei der Tunnellösung die schwierige Entwässerung und der fehlende Platz für einen begleitenden Geh- und Radweg. Dieser müsste dann von der Straße getrennt werden – was nach Ansicht von Bauamtsleiter Jürgen Herbst aber ein schöner Nebeneffekt wäre, denn ohne den beschrankten Übergang werde das Tempo des Verkehrs an dieser Stelle ohnehin merklich steigen.

Zu nah am Karlsgraben

Die dritte Variante wäre schließlich, die Querung weiter nach Süden zwischen das ehemalige Unterwerk und das sichtbare Ende des Karlsgrabens zu verlegen und dort eine breite, trogartige Unterführung zu realisieren. Zwar hätte die Straße dann einen größeren Abstand zum Dorf Grönhart, würde aber äußerst nah am geplanten "Heritage Interpretation Center" (der künftigen musealen Freiluftpräsentation des Karlsgrabens) vorbei führen.

Die Ortsausschüsse von Grönhart und Graben wünschen sich ihren Sprechern Ernst Auernhammer und Walter Bosch zufolge "möglichst wenig Eingriffe und Geländeverbrauch". Sie bevorzugen deshalb einstimmig die Tunnelvariante an der bisherigen Stelle samt separatem Geh- und Radweg. Dem schloss sich der Bauausschuss nach kurzer Debatte an. Diese Lösung lässt sich laut Bauamtschef Herbst anhand des Verkehrsaufkommens und der räumlichen Nähe zum Karlsgraben auch gut begründen. In ihrer Stellungnahme an die Bahn will die Stadt allerdings betonen, dass ihr der Erhalt des aktuellen beschrankten Übergangs am liebsten wäre.

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