In aller Stille

21 Jahre nach ihrem Verschwinden: Peggy Knobloch wird beigesetzt

11.4.2022, 10:54 Uhr
Peggy Knobloch ist am 6. April 2022 im engsten Familienkreis beigesetzt. Der Grabstein auf dem Bild ist nicht der Grabstein des aktuellen Grabes. 

© David-Wolfgang Ebener, dpa Peggy Knobloch ist am 6. April 2022 im engsten Familienkreis beigesetzt. Der Grabstein auf dem Bild ist nicht der Grabstein des aktuellen Grabes. 

"Happy Birthday, Püppi", soll die Mutter nach Informationen der Bild gesagt haben, als die sterblichen Überreste von Peggy Knobloch in einem Sarg in den Boden gelassen wurden. Der 6. April 2022, es wäre eigentlich ihr 30. Geburtstag gewesen.

In einem Schreiben der Familienanwältin heißt es: "Nach 21 Jahren haben wir uns am 06.04.2022 im engsten Familien- und Freundeskreis von unserer geliebten Peggy verabschiedet und sie zu Ihrer letzten Ruhestätte gebracht. Unser besonderer Dank gilt den Mitarbeitern der SOKO III für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und dass sie ihr Versprechen eingelöst und Peggy nach Hause gebracht haben. Wir wünschen uns, dass Ruhe einkehrt und uns der Raum zum Trauern gegeben wird."

Laut Bild hatte die Mutter zur Trauerfeier auch vier Polizeibeamte der Kripo Bayreuth eingeladen haben. "Danke, dass ihr Wort gehalten und mir meine Peggy wiedergebracht habt", soll sie in Richtung der Beamten gesagt haben.

Beigesetzt wurde Peggy an einem nicht bekannten Ort. Peggy soll dort ihren Frieden finden, Angehörige wie die Mutter in Ruhe trauern können - ungestört von Schaulustigen und neugierigen Besuchern.

Einer der spektakulärsten Fälle

Am 7. Mai 2001 verschwand die neunjährige Peggy spurlos aus ihrem Wohnort Lichtenberg (Oberfranken). Obwohl von Anfang an Zweifel an seiner Schuld bestanden, wurde 2004 ein geistig behinderter Nachbar wegen Mordes an Peggy zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Trotz vieler Widersprüche und Ungereimtheiten lehnte es die Staatsanwaltschaft jahrelang ab, den Fall wieder aufzurollen. Erst nach Medienrecherchen und dem Film von Christian Stücken "Mord ohne Leiche" nahm die Staatsanwaltschaft in Bayreuth im Juli 2012 eigene Ermittlungen auf.

Darüber hinaus hatte der Unterstützerkreis des Nachbarn schon seit Jahren jedes Dokument gesammelt, das die Unschuld des heute 36-Jährigen beweisen sollte. 2013 beantragte sein Anwalt ein Wiederaufnahmeverfahren. Diesem Ersuchen gab das Gericht Ende 2013 wegen erheblicher Zweifel an der Schuld des Nachbarn statt.

Am 10. April 2014 begann der neue Peggy-Prozess vor dem Bayreuther Landgericht, in dem sich erweisen sollte, ob der geistig behinderte Nachbar Opfer eines Justizirrtums ist. Der Freispruch des Mannes folgte schließlich am 14. Mai. Anfang Juli 2016 nahm der Fall eine dramatische Wendung: Peggys sterbliche Überreste wurden gefunden.

Doch auch das brachte bei den Ermittlungen keinen Durchbruch. Im Gegenteil, zeitweise wurde die Verwirrung noch größer: Eine DNA-Spur am Leichenfundort rückte den Fall sogar zeitweise mit den Verbrechen der rechtsextremen Terrorzelle NSU zusammen, was sich dann als Panne der Kriminaltechnik herausstellte. Die DNA des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt war durch einen verunreinigten Zollstock an Peggys Fundort gelangt.

Der Fall Peggy zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen Deutschlands mit etlichen Irrungen und teils spektakulären Wendungen. Im Oktober 2020 schließlich klappten Polizei und Staatsanwaltschaft die Aktendeckel zu, der Fall Peggy ist seitdem ein "Cold Case".

In all den Jahren ging die Polizei laut eigenen Angaben 6400 Ermittlungsspuren nach und führte rund 3600 Vernehmungen durch. Spezialisten erstellten 250 Gutachten, die Ermittlungsunterlagen füllen rund 450 Aktenordner.

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