Studenten-Wettbewerb

"5-Euro-Business": Gründertum in der Gürteltasche

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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11.2.2023, 12:00 Uhr
Am Ende Platz Zwei: Das Team von "3rd Life" und ihre Gürteltaschen-Nähsets.

© Erich Malter, NNZ Am Ende Platz Zwei: Das Team von "3rd Life" und ihre Gürteltaschen-Nähsets.

Das Backen hat er erst einmal satt. "Da brauche ich jetzt eine Pause", sagt Luca Cauers. Beim jungen Unternehmen "Breadbyyou" war der Student für die Produktentwicklung zuständig. Viele Stunden testete er Rezepte bis das gewünschte Weizen-Roggen-Mischbrot herauskam. Mehr als 440 Boxen mit Zutaten und Anleitung haben Cauers und seine Teammitglieder in den vergangenen Wochen verkauft. Mit ihrer Geschäftsidee erreichten sie den dritten Platz und damit 400 Euro beim diesjährigen "5-Euro-Business".

Auf Platz Drei: Mit "BreadbyYou" kann jeder zu Hause sein Brot selbst backen.

Auf Platz Drei: Mit "BreadbyYou" kann jeder zu Hause sein Brot selbst backen. © Erich Malter, NNZ

Fünf Euro Startkapital und acht Wochen Zeit, das sind die engen Vorgaben des Wettbewerbs, zu dem das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (BBW) seit mehr als 20 Jahren an Hochschulen und Unis einlädt. Jedes Semester machen rund 100 Studierende mit und bringen ihre Produktideen auf den Markt. Einige nutzen das als risikoarmes "Hineinschnuppern" in die Geschäftswelt. Andere kommen auf den Geschmack und gründen ihr Unternehmen anschließend tatsächlich aus.

"Es gibt immer wieder richtige Erfolgsgeschichten", erzählt Björn Hubert, Leiter für ökonomische Bildung beim BBW, bei der diesjährigen Preisverleihung im Nürnberger Gewerbemuseum. "Wir hören gerne, wenn der Wettbewerb den Startschuss dazu gegeben hat." Er erinnert an die Sieger vor fünf Jahren: Ihr nachwachsender Kalender "Primoza" mit Pflanzensamen, wurde mehrfach ausgezeichnet, war im Fernsehen zu sehen und hat sich inzwischen mehr als 200.000 Mal verkauft. Ein anderer ehemaliger Teilnehmer arbeitet aktuell im Bundeswirtschaftsministerium.

Davon träumen die diesjährigen Finalisten noch. Fünf Teams, gemischt aus Studierenden der Technischen Hochschule Nürnberg und der Friedrich-Alexander-Universität, haben die anstrengende Unternehmensphase überstanden. Ursprünglich sind zehn angetreten, um sich in Vorbereitungsseminaren zu Themen wie Marketing, Recht, Projektmanagement und Ideenentwicklung schulen zu lassen.

Ein drittes Leben für Stoffreste

"Man arbeitet plötzlich mit Menschen, die man noch nie zuvor gesehen hat, sehr gut zusammen", sagt Celine Ingrisch. Teamkollegin Maibrit Pflanz ergänzt: "Wir haben gelernt, aus uns herauszugehen und selbstbewusst aufzutreten, obwohl wir uns eher ein Nischenprodukt ausgedacht haben." Zu fünft haben sie Näh-Set entwickelt: Aus Stoffresten kann damit jeder Kunde seine eigene Bauchtasche gestalten. "3rd Life" haben sie ihr Unternehmen genannt, weil sie Altkleidern nicht nur eine zweite, sondern sogar eine dritte Verwendung geben. Die Jury belohnt diese nachhaltige Idee mit dem zweiten Platz im Wettbewerb und einem Preisgeld von 600 Euro.

Nachhaltigkeit hat seit diesem Jahr einen hohen Stellenwert bei der Bewertung, außerdem begutachten die Juroren die Geschäftsberichte, das Vorgehen und den erzielten Gewinn der Teilnehmer. Bei der Abschlussveranstaltung präsentieren die Teams sich und ihre Produkte außerdem an Messeständen und auf der Bühne.

Platz Fünf: Die Mitglieder von "Crowd Collection" wollen angesagte Hochschul-Pullis verkaufen.

Platz Fünf: Die Mitglieder von "Crowd Collection" wollen angesagte Hochschul-Pullis verkaufen. © Erich Malter, NNZ

Die Jungunternehmer von "Crowd Collection" wollen mit T-Shirts und Pullovern punkten. Dafür haben sie ein Design entwickelt, dass das Gemeinschaftsgefühl der Nürnberger Studierenden anspricht: Eine angedeutete Straßenkarte zeigt die Lage aller Hochschulgebäude in der Stadt. Die bislang verkaufte Stückzahl reicht jedoch nicht für eine Prämierung.

Platz Vier: Mit "Kraftlebkuchen" auf Erfolgskurs, weniger Zucker, dafür mehr Protein.

Platz Vier: Mit "Kraftlebkuchen" auf Erfolgskurs, weniger Zucker, dafür mehr Protein. © Erich Malter, NNZ

Der "Kraftlebkuchen" soll vor allem Fitnessfans ansprechen, denn in der Nascherei ist wenig Zucker enthalten, dafür Datteln, Aprikosen und extra viel Eiweiß. In der Weihnachtszeit kam diese Entwicklung gut an, für den Sprung aufs Treppchen langt das Ergebnis noch nicht.

"Alle Teams können sehr stolz auf sich sein", sagt Björn Hubert. So hohe Geschäftsgewinne - im oberen dreistelligen Bereich oder bei einigen sogar vierstellig - habe es bisher an keinem anderen Standort des Wettbewerbs gegeben. Neben Erlangen und Nürnberg gibt es das "5-Euro-Business" auch in Augsburg, Bayreuth, Eichstätt-Ingolstadt, Passau, Regensburg-Amberg-Weiden und Kempten.

Die diesjährigen Sieger: "Rething" heißt das Unternehmen, das auf nachhaltige Christbaumkugeln setzt.

Die diesjährigen Sieger: "Rething" heißt das Unternehmen, das auf nachhaltige Christbaumkugeln setzt. © Erich Malter, NNZ

Mit dem besten Ergebnis, einem ansprechenden Geschäftsbericht und einer guten Präsentation überzeugten die Gründer von "Rething" die Jury. Mit nachhaltigem Weihnachtsschmuck aus dem 3D-Drucker belegen sie den ersten Platz und erhalten 800 Euro. Ihre "Zweinachtskugel" besteht aus biologisch abbaubarem Kunststoff und kann sowohl als Dekoration am Christbaum zum Einsatz kommen als auch zum Ansäen von Minze oder Basilikum.

Das hohle Innere ist mit entsprechenden Kräutersamen befüllt. Mit dem Preisgeld wollen die vier "erstmal gemeinsam Urlaub machen", sagt Student Nicolas Rauch. "Als Belohnung für die harte Arbeit." Der Rest wird reinvestiert: Passend zur Jahreszeit soll es bald ein "Zwosterei" geben.

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