ADAC-Aktion

Ab in den Urlaub: Reisemobile auf der Waage

13.6.2021, 06:00 Uhr
In Höchstadt überprüfte der ADAC Wohnmobile auf ihr Gewicht und somit auf ihre Sicherheit. 

© Karl-Heinz Panzer, NN In Höchstadt überprüfte der ADAC Wohnmobile auf ihr Gewicht und somit auf ihre Sicherheit. 

An Stauraum mangelt es in Wohnmobilen und Wohnwagen nicht. Aber Vorsicht ist geboten: Wer überlädt, riskiert nicht nur Bußgelder. Das Übergewicht geht zu Lasten der Verkehrssicherheit. Der ADAC nahm in Höchstadt Reisemobile auf die Waage.

Harry Griesa schaffte fast die Punktlandung: Mit 3.490 Kilogramm Gesamtgewicht steuerte er seinen VW LT 35 Pritschenwagen auf den Prüfstand an den Höchstadter Aischwiesen.

. Neben der Gewichtsmessung checkten sie Bremsen, Stoßdämpfer, Beleuchtung oder maßen nach beim Reifenprofil – auch bei PKWs.

Nachdem er das Testprotokoll gelesen hatte, wusste Griesa: Noch einen Campingstuhl mit 20 Kilo vielleicht und schon wäre es zu viel. Im Fahrzeugschein für sein 25 Jahre altes Gefährt sind 3,5 Tonnen als zulässiges Gesamtgewicht eingetragen. Er selbst hatte beim Wiegen den Fahrersitz nicht verlassen. Jeder Mitfahrer würde aber nochmal sein Körpergewicht darlegen.

Langjähriger Camper

Den langjährigen Camper bringt das nicht aus der Ruhe. „Da sind Sachen drin, die habe ich normal nicht dabei“, sagte Harry Griesa. Allzu viel Proviant packt der Rentner nie ein, wenn er auf Reisen geht. Damit kann er sich unterwegs frisch versorgen, längs der Landstraßen noch besser als an den Autobahnraststätten, weiß der Reisemobilkapitän.

„Zu uns kommen schon öfter mal Leute, die um 200 bis 300 Kilo überladen haben und dann über das Ergebnis sehr erstaunt sind“, erzählte Selma Baris vom ADAC aus dem Nähkästchen.

Die Liste an möglicher Zuladung ist lang: vom Motorroller mit 120 Kilo über den Ersatzreifen bis hin zum Grill oder der Kaffeemaschine. Für das Zuviel drohen nicht nur Bußgelder, sondern unter Umständen sogar eine Anzeige wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Der ab 1999 ausgegebene Führerschein der Klasse B berechtigt nämlich nur zum Fahren von bis zu 3,5 Tonnen. Wer darüber ist braucht die Klasse C oder C 1 – oder aber den „alten“, bis 1999 geläufigen Führerschein der Klasse 3.

Für Harry Griesa sind es weniger die Bußgeldandrohungen, die ihn zum Nachwiegen bewegen. In Deutschland wird ab fünf Prozent Überladung geahndet, beginnend von zehn Euro bis zu 235 Euro bei mehr als 30 Prozent Überladung.

Stabilität nimmt ab

Im Vergleich zu Ländern wie der Schweiz, Österreich oder Italien ist das sehr moderat, räumt Griesa ein. Er weiß aber, dass das Übergewicht zu Lasten der Fahrsicherheit geht. Die Stabilität nimmt ab und das Fahrzeug neigt in Kurven vermehrt zum Ausbrechen, warnt auch der ADAC.

Außerdem verlängert sich der Bremsweg deutlich. Andrej Nitzel, der auf dem Parkplatz an den Aischwiesen die Prüftechnik bediente, hatte nicht nur das Gesamtgewicht im Auge. Auch die zulässigen Achslasten gilt es einzuhalten. Vier einzelne digitale Waagen waren im Einsatz, für jedes Rad eine.

Nitzel dirigierte die Fahrzeuglenker auf die Prüfposition. Die Wagen sind über Funk mit einem Analysegerät verbunden. Auf dem kann er die Ergebnisse einsehen und das Prüfprotokoll ausdrucken. Der Kfz-Meister und seine Kollegen vom Automobilclub raten dringend dazu, auf die Achslasten zu achten und die Gewichte entsprechend zu verteilen.

Für die Fahrstabilität ist es dienlich, wenn der Schwerpunkt tief liegt. Also schwere Gegenstände nach unten, die leichten nach oben, so der Grundsatz. Einen weiteren Tipp des Automobilclubs beherzigen erfahrene Camper wie Harry Griesa ohnehin: „Vorräte am besten erst am Urlaubsziel einkaufen“.

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