Abwege erwünscht: Wanderreporter Timo erhält Tipps vom Profi

31.8.2019, 05:56 Uhr
Wanderreporter Timo Schickler (li.) traf Wanderprofi Walter Wärthl.

© Foto: Timo Schickler Wanderreporter Timo Schickler (li.) traf Wanderprofi Walter Wärthl.

Ich treffe ihn im Ziel in Velden – an meinem letzten Tag auf meiner Tour von Kirchensittenbach über Hersbruck, Vorra und Artelshofen. Also zu spät, um mich beraten zu lassen. Bei einem Bier auf seiner Terrasse denke ich an meinen ersten Tag – und stelle sofort den ersten Fehler fest. Als ich abends im Schwarzen Adler in Hersbruck ankomme, fragt Wirt Gunther Klos, ob ich was trinken oder duschen will. Statt dem Zielbier will ich aber echt duschen!

Und ein Bier hatte ich ja schon – auf der Kirchweih in Stöppach. Ein Ort nach meinem Geschmack: 150 Einwohner, aber vier Tage Kärwa mit gleich zwei Brauereien. Hier stimmen die Relationen. Den Stopp in Stöppach verdanke ich Erich Pörner. Weil er so viel über Kirchensittenbach weiß, laufe ich von Kleedorf aus entgegen meiner Route nach Norden – zum Glück. Denn der Wachtfelsen, den ich mit ihm erklimme, ist die Mühe wert. Und den Naturerlebnisgarten dort will ich wieder erleben.

+++ Zum Nachlesen! So war Timos letzte Etappe +++

Überleben kann ich nur dank Renate Stein. Sie arbeitet nicht nur im Deutschen Hirtenmuseum in Hersbruck, sie betreibt auch den Biergarten dort. Als ich ankomme, bin ich am Ende, doch dank ihrer selbst gemachten Limonade bleibe ich dran – selbst als ich mich zwischen Kleinviehberg und Eschenbach zum ersten Mal verlaufe. Zwanzig Minuten laufe ich in die falsche Richtung, bei 17 Prozent Steigung. Autsch!

Am Ende sind es auf der zweiten Etappe nach Vorra über 20 Kilometer. Doch auf der Strecke unter dem Rifflerfelsen (siehe Tipps oben) entlang erlebe ich diese Einsamkeit, von der Walter Wärthl spricht. Und obwohl es die Menschen sind, die mir vor allem in Erinnerung bleiben, genieße ich hier die Momente alleine.

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Diese Momente gibt es im Heuhotel Fischbeck in Vorra fast nicht, obwohl ich statt wie hier üblich mit allen im Heulager im Einzel-"Bett im Kornfeld" schlafe. Im Heuhotel heißt es sonst für alle: Tiere füttern, Stall sauber machen, alles geht gemeinsam, jeder hilft mit.

Gemeinschaft ist wichtig hier. In der Kirche zeigt mit Pfarrer Björn, der die F-Jugend des SV Vorra trainiert und mich mitüben lässt, Hunderte Teelichter, angezündet für die Wanderer, die vor kurzem einen schweren Unfall hatten. Zum spontanen Gottesdienst kommen 200 Menschen, "mehr als zu Weihnachten".


Wanderreporter Timo prüft das saftige Streuobst


Der "Pechwirt" in Artelshofen ist mein Glück. Den Namen hat der Gasthof von einer Pechbrennerei, die hier früher gewesen ist. Das Pech klebe noch auf den Bänken, sagen viele. Deshalb komme man so schlecht los.

Ich bleibe bei "Mac" und seiner Hündin Mati bei Mühlenkraft hängen. "Mac" heißt eigentlich Stefan Seiberth, er ist Kletter, Pfleger, Student und Vorstand in dem Verein, der an der Harnbachmühle den Begegnungsort für Menschen mit und ohne Behinderung geschaffen hat. Zusammen nutzen sie alle Möglichkeiten des Pegnitztals, fahren mit einem Schlauchkanu Boot oder Wandern mit einem Hochgebirgsrollstuhl.

Walter Wärthl wandert mit Kinderwagen statt Rucksack. Zuletzt vom Nordkap nach Hause, er wollte daheim ankommen. Bei der Ankunft ist er gerührt, Heimat habe für ihn eine neue Bedeutung bekommen. Ich bin nur durch meine Heimat gewandert. Nach vier Tagen sehe ich sie mit anderen Augen. Glänzenden Augen.

Tipps und Infos zur Strecke

Nicht einmal eine Viertelstunde fährt man mit dem Regionalexpress von Nürnberg nach Hersbruck. Eine genussvolle Wanderung durch drei beschauliche Dörfer beschreibt der VGN-Freizeittipp "Nauf aff die Houbirg". Der knackige Anstieg zur 617 m hohen Hobirg belohnt mit herrlichen Ausblicken weit über den Happurger Stausee hinaus. Dieser und viele weitere Tipps stehen zum Download bereit unter www.vgn.de/freizeit.

47 anspruchsvolle Rundwanderungen in der Region beschreibt unser frisch überarbeiteter Wanderführer-Klassiker "Mit Lenkrad und Wanderstab". Er ist erhältlich in den Geschäftsstellen Ihrer Zeitung oder unter www.zeitungsshop.nordbayern.de.

In Hersbruck ist ein Übergang vom Fränkischen Gebirgsweg auf den Frankenweg möglich (www.frankenweg.de, www.fraenkischer-gebirgsweg.de, www.frankentourismus.de). Demnächst soll hier auch der Hirtenwanderweg entlangführen. Für erprobte Wanderer lohnt sich der Ausflug zum Wachtfels in Kirchensittenbach.

Weniger steil ist der Rundweg um den Riffelsfelsen von Eschenbach nach Vorra. Traumhaft und flach: entlang der Pegnitz nach Lungsdorf.
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