Stadt wollte Auftritt untersagen

Am Mittwoch in Nürnberg: Proteste begleiten Auftritt von Daniele Ganser

Alexander Jungkunz

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10.5.2023, 06:00 Uhr
Spricht am Mittwoch in der ausverkauften Meistersingerhalle: Daniele Ganser.

© IMAGO/Christoph Hardt, IMAGO/Panama Pictures Spricht am Mittwoch in der ausverkauften Meistersingerhalle: Daniele Ganser.

Erst wollte die Stadt Nürnberg diesen Auftritt untersagen, dann musste sie einen Rückzieher machen: An diesem Mittwoch kommt der vor allem im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreiche Redner Daniele Ganser auf seiner Tour nach Nürnberg.

Die Meistersingerhalle ist seit langem ausverkauft, Gansers Thema lautet: "Warum ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen?" Mit diesem Vortrag ist er seit einigen Wochen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Stets polarisieren seine Auftritte: Historiker, Politikwissenschaftler und Kommunalpolitiker vor Ort kritisieren die Inhalte von Gansers Reden. Weil er sehr subtil die Anhänger von Verschwörungserzählungen bedient. Beim Ukraine-Krieg etwa verweist er auf die Rolle der USA - und geht eher am Rande auf Putin ein, der das Land überfallen hat.

Anti-amerikanische Töne ziehen sich wie ein roter Faden durch die Auftritte und Publikationen des smarten, lächelnd auftretenden Schweizers, der mit seinen Produkten gutes Geld verdient. Den Kontakt mit Rechtsextremen scheut Ganser nicht, höchst umstritten waren seine Aussagen während der Corona-Pandemie. Der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg, Michael Blume, sagt: "Ich halte Daniele Ganser für einen antiwestlichen Verschwörungsunternehmer, der mit der Verbreitung von Verschwörungsmythen seit Jahren Geld verdient", sagt er zu t-online. "Zudem verharmlost er durch Gleichsetzungen mit der Covid-19-Pandemie auch den Holocaust und verhöhnt damit die Ermordeten", so Blume weiter.

Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle pflichtet Blume bei. "Verschwörungsideologen (wie Ganser) verfolgen nur das eine Ziel, die Gesellschaft zu spalten, um schlussendlich die Demokratie zu zerstören", sagte er unserem Medienhaus. Und die Erlanger Osteuropa-Historikerin Julia Obertreis meinte: "Daniele Ganser ist ein Nicht-Experte, der sein Geld damit verdient, Vorträge zu verschiedenen Themen der Weltpolitik zu halten und dabei Verschwörungsfantasien zu verbreiten."

Diese Vorwürfe greift auch die "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg" auf, die vor der Meistersingerhalle ab 19.15 Uhr gegen Ganser protestiert. "Gegen Verschwörung und Antisemitismus, Solidarität mit der Ukraine" heißt die Überschrift der Demonstration. Stephan Doll, Vorsitzender der "Allianz", sagt: "Unter dem Deckmantel angeblicher Wissenschaftlichkeit verbreitet Ganser seit Jahren Verschwörungsmythen und antisemitische Hetze und macht damit ein gutes Geschäft. Die Allianz wird klare Kante gegen rassistische, menschenfeindliche oder diskriminierende Äußerungen zeigen." Neben Doll spricht auch seine Stellvertreterin Katharina Fritsch.

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