Gegen Qualzuchten

Kranke Hunde unterm Weihnachtsbaum? Fränkische Stadt startet Aufruf gegen Tierleid

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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7.12.2023, 18:52 Uhr
Große Augen, flache Nase: Was süß aussieht verursacht den Tieren oft viel Leid. 

© IMAGO/imageBROKER/Firn Große Augen, flache Nase: Was süß aussieht verursacht den Tieren oft viel Leid. 

Auch in diesem Jahr werden unter vielen Weihnachtsbäumen niedliche Hunde und Katzen aus hübsch verpackten Boxen gucken. Das Landratsamt Ansbach wendet sich in einer Pressemitteilung an die Bürgerinnen und Bürger der Region und warnt: Rassen, bei deren Zucht besonders viel Wert darauf gelegt wird, dass sie ein Kindchenschema erfüllen, sind oft Qualzuchten. Mit denen als Geschenk verursachen Eltern oft mehr Leid als Freude.

Rassen, die besonders leiden, sind etwa der Mops, der Miniature Bullterrier und der chinesische Faltenhund. Peta hat eine Liste mit Qualzuchten bei Hunden zusammengestellt. Darunter finden sich auch Bulldoggen, Chihuahuas, Australian Shepherds und andere. Bei den Katzen sind es die Sphinx (Nacktkatze), die Schottische Faltohrkatze oder die Perserkatze mit ihrem besonders flachen Gesicht. Diese Tiere wirken durch das sogenannte Kindchenschema niedlich, jedoch besitzen sie Rassemerkmale, die sie beeinträchtigen oder ihnen sogar Schmerzen zufügen können. Nacktkatzen frieren zum Beispiel leicht, Möpse und Miniature Bullterrier bekommen schlechter Luft. Die Schottische Faltohrkatze leidet an einem Gendefekt, der zu dem niedlich aussehenden Knickohr führt. Dieser Gendefekt löst aber auch schwere Gelenkerkrankungen aus.

„Es ist grausam sich vorstellen zu müssen, zeitlebens zu frieren, an einer Augenentzündung zu leiden, die sich wie ein Sandkorn im Auge anfühlt, oder schon in jungen Jahren an mehreren Gelenken schmerzhafte Arthrose zu entwickeln“, sagt der Leiter des Veterinäramtes Ansbach Dr. Ralf Zechmeister. Und er ergänzt: „Diese Moderassen sind signifikant anfälliger für Krankheiten, müssen deswegen häufiger zum Tierarzt und sind somit auch kostenintensiver. Den wirklichen Preis aber zahlen in jedem Fall die betroffenen Tiere in Form von Schmerz, Leid und weiteren Schäden.“

Strafen für unseriöse Züchter

Aus diesem Grund schränkt das Veterinäramt Ansbach die Vermehrung dieser Tiere ein. Beliebte Internetportale werden in regelmäßigen Abständen nach unseriösen Züchtungen und auch aus dem Ausland importierten Welpen durchsucht. Bei einem bestätigten Verdacht wird die Zucht untersagt und die betroffenen Tiere müssen in der Regel kastriert werden. Außerdem müssen die Züchter Strafen bezahlen. Die Höhe des Geldes orientiert sich am Gewinn der Nachzucht.

Laut Deutschem Tierschutzbund sollten Tierfreunde auch bei Kleintieren gut aufpassen, denn auch hier gibt es Zuchten, die Qualen verursachen. Angorakaninchen haben beispielsweise unnatürlich lange Haare, Widderkaninchen bekommen oft wegen ihrer Schlappohren schmerzhafte Ohrenentzündungen. Bei Meerschweinchen gibt es bestimmte Fellfarben, die mit anderen Krankheiten einhergehen. Und auch Langhaarmeerschweinchen leiden unter ihrem unnatürlichen Fell. Eine Auflistung der Rassen, von denen Sie die Finger lassen sollten, finden Sie hier.

Dr. Zechmeister empfiehlt, sich gut zu überlegen, ob und welches Tier man sich holt. Wichtig ist auch, dass ausreichend Platz und Zeit für das Tier vorhanden sind und die Versorgung auch finanziell sichergestellt werden kann. Die örtlichen Tierheime freuen sich über neue verantwortungsvolle Besitzer für ihre Schützlinge. Wer sich für einen Rassewelpen entscheidet, sollte wenigstens eine Rasse wählen, die gesundheitlich robust und nicht vorhersehbar mit erhöhtem Pflege- und Betreuungsaufwand belastet ist. Zudem können durch gute Information unseriöse Züchtungen vermieden werden, Katzen mit Faltohren dürfen zum Beispiel in Bayern nicht mehr gezüchtet werden. Von Käufen über das Internet oder aus dem Kofferraum heraus rät der Landkreis Ansbach dringend ab. Katzen- und Hundewelpen sollten bei der Trennung von der Mutter je nach Rasse neun bis zwölf Wochen alt sein, die Besichtigung der Mutter muss ermöglicht werden.

Wem es aber an Weihnachten in erster Linie darum geht, etwas Gutes zu tun, der kann einem Tier aus dem Tierheim oder von einer Tierschutzorganisation ein neues Zuhause geben.

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