Klare Regelung

Bäckereien von Kundenanfragen überrannt: Landet bald Insektenmehl im Brot?

Benjamin Jungblut

Redakteur

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7.2.2023, 11:15 Uhr
Mehl aus getrockneten Hausgrillen - genau das befürchten einige Kunden nun in ihrem Brot. 

© Visarut Sankham/picture alliance/dpa, NN Mehl aus getrockneten Hausgrillen - genau das befürchten einige Kunden nun in ihrem Brot. 

Seit Januar dieses Jahres sind der Getreideschimmelkäfer und die Hausgrille als Lebensmittel in der EU zugelassen. Die zu Pulver vermahlenen Insekten dürfen nun unter anderem in Brot und Brötchen, Keksen und Crackern, Backmischungen und Teigwaren, Soßen und Suppen, Fleisch- und Milchersatz, Kartoffelerzeugnissen oder Schokolade vorkommen.

Die Tierchen sind zwar nahrhaft, aber nicht jedermanns Geschmack. Das merken derzeit auch die bayerischen Bäckereibetriebe. Sie müssen sich mit unzähligen Kundennachfragen herumschlagen, ob sie künftig heimlich Insekten in den Brotteig mischen? Bei der Bäckerei Bärenbrot aus Pommelsbrunn überschlagen sich die Anfragen. Sie stellen auf Facebook klar: "Wir verarbeiten kein Insektenmehl – und haben das auch in Zukunft nicht vor".

Der Betrieb steht mit den Nachfragen nicht allein da. Gegenüber dem BR berichtet Monika Müller, Inhaberin einer Bäckerei in Bad Aibling: "Einen Tag, nachdem das bei uns in der Zeitung stand, haben mich allein am Vormittag zehn Menschen gefragt, ob in meinen Broten Insekten drin sind". Ihre Antwort: "Natürlich nicht!". Doch die Angst ist unbegründet, denn dass man Insekten isst, ohne es zu wissen, kann eigentlich nicht passieren. Sollten Insekten in den Produkten enthalten sein, muss das gekennzeichnet sein. "Uns ist nicht bekannt, dass es irgendwie untergemischt wird", sagt auch der Lebensmittelchemiker Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die EU-Kommission stellt klar: "Jede und jeder kann selbst entscheiden, ob er oder sie Lebensmittel aus oder mit Insekten kauft oder nicht." Wer unsicher ist, kann einen Blick in die Zutatenliste werfen, die in den Bäckereien ausliegt. Darin müssen die Betriebe über Allergene in ihren Produkten informieren, dazu zählen auch Insekten. Bisher sei das Angebot solcher Lebensmittel "wirklich ein ganz, ganz kleiner Nischenmarkt", erklärt Valet. Hierzulande sind aktuell nur wenige Produkte mit geringen Mengen an Insekten erhältlich - etwa Riegel oder Nudeln. Dass Insektenpulver in Kekse oder Mehl gemischt werde, liege "wirklich noch in weiter Ferne", sagt Valet.

Das liegt auch am Preis. Mehl aus Insekten deutlich teuer als herkömmliches Mehl. Insektenbrot müsste demnach um ein Vielfaches teurer verkauft werden als das normale. Sollten die Betriebe eine entsprechende Proteinbombe anbieten, wird diese wohl als teure Spezialität verkauft.

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