Veranstalter wehrt sich

Wirbel um Lindemann-Konzert in Franken: Gegner fordern Absage und wollen "lautstark und wütend" sein

Thomas Correll

Leben

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Alina Boger

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12.11.2023, 16:43 Uhr
Till Lindemanns Solo-Konzerte sorgen für scharfe Kritik und Gegenbewegung.

© Boris Roessler, NN Till Lindemanns Solo-Konzerte sorgen für scharfe Kritik und Gegenbewegung.

Mehr als ein Jahr ist es her, seitdem dem Rammstein-Sänger Till Lindemann schwere Vorwürfe gemacht wurden. Viele ehemalige Fans der Band haben sich abgewandt, Tickets für anstehende Konzerte zurückgegeben und Tattoos überstochen. Trotz aller Vorwürfe kündigte die Band eine weitere Tournee an und auch Lindemann selbst zieht gerade mit Solo-Konzerten durch Deutschland. In Bamberg soll der Sänger schon kommenden Dienstag auftreten. Das sorgt aber für rege Diskussionen und Gegenbewegung.

Ermittlungen wurden eingestellt

Nachdem die irische Influencerin Shelby Lynn nach einem Rammstein-Konzert in Litauen darüber berichtete, dass ihr auf dem Konzert K.-o.-Tropfen verabreicht worden sein sollen und ihr Körper voller Blutergüsse gewesen sei, haben immer mehr Frauen von ähnlichen Ereignissen berichtet. Zu den Vorwürfen gehören sexuelle Handlungen, zwar mit Einverständnis - doch die Debatte um eine vermeintliche Übergriffigkeit Lindemanns tobte. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat daraufhin ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. Jedoch wurden die Ermittlungen mittlerweile eingestellt, es soll auch keine Anklage geben. Juristisch gesehen ist die Causa abgeräumt - gesellschaftlich ganz offensichtlich noch nicht.

Aktionsbündnis will das Konzert verhindern

Das Aktionsbündnis "Keine Bühne Bamberg" ist ein Zusammenschluss von Aktivsten, das gegen die Konzerte von Till Lindemann und für die Rechte von Frauen einsteht. Auf ihrem Instagram-Account beziehen die Aktivistinnen klar Stellung zu dem geplanten Konzert des Sängers. Die Sicherheitsvorkehrungen, die während des Auftritts getroffen werden sollen, reichen ihrer Meinung nach nicht aus. Dass das Konzert überhaupt stattfindet, sei untragbar. Dafür machen sie konkret den Veranstalter und auch die Stadt Bamberg, der die "Brose Arena" gehört, verantwortlich.

"Kein finanzieller Verlust wiegt schwerer als mögliche weitere Übergriffe und kein finanzieller Verlust darf über der Solidarität mit Betroffenen stehen", heißt es in einem ihrer Instagram-Posts. Dadurch, dass das Konzert trotz aller Anschuldigungen stattfindet, werde das Machtsystem weiterhin aufrechterhalten - und weitere Taten ermöglicht. Daher fordern sie eine komplette Absage und warnen: "Da die Stadt Bamberg und das Konzertbüro Oberfranken an dem Konzert festhalten, werden wir dagegen auf die Straße gehen. Wir werden lautstark und wütend klarmachen, dass es in Bamberg keinen Platz für Täter gibt." Dass Lindemann juristisch gesehen kein Täter ist, ignoriert das Aktionsbündnis dabei allerdings komplett.

Veranstalter vertritt klare Meinung

Trotz eines möglichen Boykotts vertritt der Veranstalter des Konzerts, das Concertbüro Franken, eine klare Meinung. Lindemann wird trotz aller Vorwürfe am Dienstag in Bamberg auftreten, sonst würden rechtliche Konsequenzen für den Veranstalter drohen. Dennoch soll es ein Awareness-Konzept in der Bamberger Brose Arena geben, um Menschen, die möglicherweise sexueller Gewalt ausgesetzt sind oder sich bedroht fühlen, die Möglichkeit zu geben, schnell und unauffällig um Hilfe zu bitten.

Das Konzert am Dienstag bleibt, wie auch alle weiteren Konzerte des Sängers, stark umstritten, vor allem auch, weil Lindemann selbst einer Personengruppe den Zutritt zu seinen Konzerten verweigert. Wer die Konzerthalle am Dienstag nicht betreten darf und wie der Konzertveranstalter seine Entscheidung begründet, erfahren Sie auf NN.de.