Fall 20 von "Freude für alle"

Bandscheiben und schiefer Babyrücken - doch Nürnberger Familie muss Therapien unterbrechen

Max Söllner

Redaktion Neumarkt

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4.12.2023, 18:00 Uhr
Sabine M. sorgt sich um ihre jüngste Tocher (Symbolfoto).

© imago images/photothek, NNZ Sabine M. sorgt sich um ihre jüngste Tocher (Symbolfoto).

Eigentlich wollte Sabine M. (Name geändert) ihrem Mann etwas Gutes tun. "Wir hatten beide ein wenig zugelegt", sagt die knapp 40 Jahre alte Frau. Also meldete sie ihn im Fitnessstudio an. Direkt nach dem ersten Besuch hatte er starke Rückenschmerzen. Es folgten schlaflose Nächte, ein Arztbesuch und die Diagnose: mehrfacher Bandscheibenvorfall. Gleich fünf Halswirbel waren betroffen. "Da ging erstmal nichts", sagt die Nürnbergerin.

Zu diesem Zeitpunkt war Sabine M. zum zweiten Mal schwanger und im Mutterschutz. Sie hatte zuvor mit ihrem Job in einem Krankenhaus die Familie alleine ernährt. Eigentlich hätte der Familienvater damals wieder als Alltagshelfer in der Pflege anfangen sollen, nachdem er für die Erziehung des ersten Kindes daheim geblieben war. Doch der Plan ging nur bis Tag eins im Fitnessstudio auf. Die Ärzte rieten dem Mann zu einer sofortigen Operation und betonten gleichzeitig das Risiko. "Das müssen sie selbst entscheiden" - er sprach sich dagegen aus und für eine manuelle Therapie.

Neugeborene Tochter mit Schmerzen

"Dann kam die Geburt mit all ihren Schwierigkeiten", sagt M. Es sei eine Sturzgeburt gewesen, in deren Folge ihre zweite Tochter mit einem schiefen Hals zur Welt kam - und irren Schmerzen. "Ich konnte sie nicht mal hochheben", sagt die Mutter, "wenn ich es versucht habe, hat sie geschrien".

Auch das Baby bekam eine entsprechende Therapie. Allerdings musste seine Behandlung und die des Familienvaters bereits einmal unterbrochen werden - aus finanziellen Gründen. Denn die Krankenkasse bezahlte sie nicht und die Familie lebt seit Beginn des Mutterschutzes nur von Elterngeld und aufstockenden Leistungen des Jobcenters.

Als ob das nicht genug wäre, traten weitere gesundheitliche Probleme auf. Schon länger weiß die Mutter M. von ihren Lebensmittelallergien. Seit der Geburt ihrer ersten Tochter hatten sich diese verstärkt, hinzu kamen Unverträglichkeiten. Gekochter Reis, gekochte Kartoffeln, Fleisch und einige wenige Dinge mehr: Es ist einfacher aufzuzählen, was sie noch essen kann als umgekehrt.

Teure Spezialnahrung für Mutter und Baby

Die verstärkten Allergien lösten bei der Mutter Gelenk- und Gefäßentzündungen sowie Herz-Rhythmus-Störungen aus. Und sie übertrugen sich per Muttermilch auf das zweite Kind, das nun ebenfalls unter Allergien leidet. Bauchkrämpfe und ein blutiger Stuhl führten die Ärztinnen und Ärzte auf die Spur. Nun braucht die jüngste Tochter unter anderem Spezialmilch - die bezahlt die Krankenkasse. Andere besondere und teure Lebensmittel, auf die Sabine M. und ihr Baby angewiesen sind, werden dagegen nicht übernommen.

Insgesamt könnten sie sich gerade so ernähren, erzählt die Mutter. Ihr Konto steht dick im Minus. Ob es für Geschenke zu Weihnachten reicht? "Die Hoffnung ist da, aber es wird schwierig." Statt eines klassischen Adventskalenders mit Schokolade gibt es vielleicht einen, der kleine (und kostenlose) Familienaktivitäten beinhaltet, sagt sie Ende November.

Sabine M. glaubt, dass sie ab Herbst 2024 wieder im Krankenhaus arbeiten kann. Früher geht nicht, weil ihre ältere Tochter bis dahin nur einen Betreuungsplatz am Nachmittag hat. Zweiter Faktor: Ab wann ihr Mann alleine auf das Baby aufpassen kann. Noch darf er wegen seines kaputten Rückens nicht schwerer als drei Kilo tragen. Die Weihnachtsspendenaktion "Freude für alle" will es der Familie, deren Schicksal hier auch beispielhaft vorgestellt wird, bis dahin erträglicher machen.

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