BBV-Präsident in Bayreuth

Bauern fordern: „Raus aus der Opferrolle, rein in die Macherrolle“

Stephan Hebert Fuchs

18.3.2023, 10:12 Uhr
Zahlreiche aktive Ortsobmänner wurden beim Bayreuther Bauerntag in der Tierzuchtklause ausgezeichnet

© Stephan Herbert Fuchs, NN Zahlreiche aktive Ortsobmänner wurden beim Bayreuther Bauerntag in der Tierzuchtklause ausgezeichnet

Mehr Menschen, weniger Fläche, das nannte der Präsident als eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Günstige Rohstoffe, günstige Energie, daraus sei das europäische Wohlstandsmodell entstanden. Nun aber würden auch noch Russland und China als Exportländer wegfallen.

„Unser Wohlstandsmodell wackelt“, sagte Felßner. Die Bauern hätten die Lösung für viele Probleme, sie erzeugten Lebensmittel und Energie und spielten auch in Sachen Dekarbonisierung ganz vorne mit.

Mitte der Gesellschaft

Dekarbonisierung bedeutet so viel wie die Dezimierung der Kohlenstoffintensität, wodurch die Menge an Treibhausgasemissionen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, verringert wird. Ziel ist weniger CO2-Ausstoß. Einfacher gesagt: „Aus der Verwertung von Erdöl für Plastik und Kunststoffe müssen wir raus bis 2050“, so Felßner.

Bleibt noch die Biodiversität: „Wir Bauern sind ein Schutzverband für unsere Lebensgrundlagen.“ Alles in allem müsse eine intelligente Landwirtschaft die Lösung sein. Landwirte müssten nicht wieder zurück in die Mitte der Gesellschaft, sie sind und waren stets die Mitte der Gesellschaft. „Von den Rändern kamen die Angriffe auf uns.“

Enorme Verwerfungen

Zuvor hatte der Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe von enormen Verwerfungen in sämtlichen Bereichen seit Beginn des Krieges in der Ukraine gesprochen. Die Landwirtschaft habe es unterschiedlich getroffen. „Wir haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht.“

Ferkelerzeuger hätten am meisten leiden müssen, wobei sich die Situation aktuell wieder ins Positive wandle. Bei den Milcherzeugern sei die Situation genau andersherum. Wo der Milchpreis zu einem ungeahnten Höhenflug angesetzt habe, sei er derzeit wieder am Fallen.

Dazu müssten er und seine Berufskollegen mit explodierenden Preisen für Dünge- und Betriebsmittel, Energiekosten und Löhne zurechtkommen. Der Strukturwandel setze sich ungebremst fort. Wer einmal Hoftore zugesperrt hat, werde sie nicht mehr öffnen.

Mehr Praxis in die Politik

In ihren Grußworten versicherten sämtliche Redner, eng an der Seite der Landwirtschaft zu stehen. Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) wünschte sich mehr Männer und Frauen aus der Praxis in der Politik und im Staatsapparat, um unrealistische Entscheidungen in Zukunft zu vermeiden.

MdL Tim Pargent (Grüne) beklagte den immer noch weiter voranschreitenden Flächenfraß. „Wenn die Fläche erst einmal weg ist, dann brauchen wir nicht mehr über die Düngeverordnung oder über mehr Öko-Landwirtschaft diskutieren.“

Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) wünschte sich mehr Produkte aus regionaler Erzeugung in Schulen und Kantinen. So könnte man die hochwertige Lebensmittelproduktion vor Ort sichern.

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