Einschränkungen für Bahn-Pendler ab kommenden Sonntag

19.8.2020, 09:55 Uhr
Einschränkungen für Bahn-Pendler ab kommenden Sonntag

© Foto: Brigitte Grüner

Vier Bahnbrücken baut die Firma Implenia derzeit im Pegnitztal. Das Unternehmen mit weltweit 9000 Mitarbeitern stammt aus der Schweiz und hat einen ihrer vielen Standorte in Nürnberg. Die dort ansässige Implenia Construction GmbH hat unter anderem schon eine U-Bahn und mehrere Brücken in der Metropolregion gebaut.

Von der Deutschen Bahn bekamen die Fachleute von Implenia den Auftrag für den Abbruch und Neubau von vier Brücken im Pegnitztal. Die Baustellen liegen in Artelshofen, Enzendorf, Velden und Michelfeld.

Es ist ein Mammutprojekt. Jede Baustelle hat ihre Eigenheiten: Die Nähe zur Staatsstraße und die mäandernde Pegnitz beispielsweise. In Michelfeld liegt die Baustelle außerhalb des Ortes. Hier war die erste Maßnahme daher das Anlegen einer Baustraße und einer rund 2000 Quadratmeter großen Bau- und Lagerfläche direkt vor der Brücke. Auch Platz für Lagerräume, Büros, Sozial- und Sanitärräume wird geschaffen.

Einschränkungen für Bahn-Pendler ab kommenden Sonntag

© Foto: Brigitte Grüner

Diese sind in Containern untergebracht. Den Strom bezieht die Baustelle über ein Trafohaus am Michelfelder Bahnhof, erklärt Diplomingenieur Moritz Dellian, der als Bauleiter eingesetzt ist. Es sei sehr praktisch, dass Feststrom zur Verfügung stehe, auch wenn die Trasse rund 400 Meter lang ist. Auch eine Wasserleitung wurde zum Containerdorf gelegt. Das Abwasser wird gesammelt und entsorgt.

Vlies unter der Schotterdecke

Seit Januar sind die Mitarbeiter der Baufirma in Michelfeld tätig. Die Zufahrt zur Baustelle führt über landwirtschaftliche Grundstücke. Die Verhandlungen hatte die Bahn vorab geführt. Unter der Schotterdecke haben die Arbeiter Vlies verlegt, damit die Baustraße nach Abschluss der Maßnahme ohne größeren Aufwand wieder rückgebaut werden kann. Lediglich ein Inspektionsweg, der durch das Forstgebiet verläuft, bleibt erhalten. Auf diesem rund 100 Meter langem Weg, der in eine Forststraße mündet, können DB-Mitarbeiter später für Kontrollen am Baukörper bis zur Brücke fahren. Entlang der Pegnitz wurden auch so genannte Biotopschutzzäune aufgestellt.

Einschränkungen für Bahn-Pendler ab kommenden Sonntag

© Foto: Brigitte Grüner

Nach langer Vorbereitung geht der Brückenbau ab nächstem Sonntag in die erste spannende Phase. Ab 7 Uhr ist die Bahnstrecke gesperrt. Bereits am Vormittag erfolgt der Rückbau "des Fachwerks", also der Eisenstreben der rund 130 Jahre alten Brücke.

Ein schienengebundener Eisenbahndrehkran wird die alten Brückenteile abtransportieren und am früheren Michelfelder Bahnhof ablegen. An der Baustelle kommen die beiden Widerlager heraus. Als Ersatz müssen Tiefgründungen erstellt werden, auf welchen eine so genannte A-Bock-Konstruktion ruhen wird. Die beiden Schenkel der Mittelkonstruktion, die dem ersten Buchstaben im Alphabet ähnelt, liegen beiderseits der Pegnitz. Auf der Spitze des stählernen "A" treffen sich später die beiden 14,4 Meter langen Einzelteile der Hilfsbrücke. Auf der Behelfsbrücke werden dann die Schienen und das Gleisbett verlegt, so dass ab 8. September die Züge wieder rollen können.

In den nächsten Monaten werden von den Implenia-Fachleuten die beiden neuen Widerlager in Stahlbetonbauweise errichtet. Jedes Widerlager wird 144 Kubikmeter groß und auf jeweils acht Betonpfählen gegründet sein. Dazu wird bis zu 15,35 Meter tief gebohrt und die Bohrlöcher mit einem Durchmesser von rund 1,2 Metern mit Beton verfüllt. Ein Statiker hat die nötige Anzahl der Bohrpfähle berechnet.

Falls während der Bauphase zuviel Grundwasser anfällt, wird dieses in acht Absetzbecken gepumpt. Um eine halbwegs trockene Baustelle zu haben und auch wegen des Hochwasserschutzes wird die Pegnitz an beiden Seiten mithilfe von Betonsteinen etwas eingeengt. Nach dem Bau werden die Widerlager aus optischen Gründen mit Naturstein verkleidet.

Die neue Stahlverbundbrücke, die mit 30 bis 40 Zentimetern Beton abgedeckt ist, wird im nächsten Sommer angeliefert. Sie wird auf der Baustelle direkt vor ihrem künftigen Standort aufgebaut. Die zweite längere Sperrung der Strecke wird laut Bauleiter Dellian im August 2021 sein. In dieser Sperrpause wird die Hilfsbrücke wieder abmontiert. Anschließend wird das Mittelstück der neuen Brücke mittels Hydraulikpressen an Ort und Stelle auf die Widerlager geschoben. Danach werden wieder Gleise verlegt und später noch die Stromleitungen von der 15 Meter langen Kabelhilfsbrücke entfernt und am neuen Brückenbauwerk befestigt. Wenn das alles geschafft ist, kann die Baustelle samt Zufahrt allmählich rückgebaut werden.

Doch das ist Zukunftsmusik. Ab Sonntag wird es ernst. Nicht nur für die Leute auf der Baustelle, sondern auch für die Zugreisenden. Die Bahn richtet einen Schienenersatzverkehr ein.

Info: Infos zum Ersatzverkehr und Fahrplanänderungen auf www.bahn.de oder www.vgn.de.

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