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Luftreiniger in Schulen: Kommunen sehen viele ungeklärte Fragen

20.7.2021, 17:57 Uhr
Luftreiniger in Schulen: Kommunen sehen viele ungeklärte Fragen

© Symbolfoto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Das Coronavirus mit seiner hochansteckenden Delta-Variante breitet sich aus. Mit mehr geimpften Schülern und mobilen Luftfiltern, die der Freistaat mit bis zu 50 Prozent fördert, sollen Schulen und Kitas unbedingt offen bleiben.

Viele Bürgermeister scheuen aber die hohen Kosten der Lüftungsgeräte und wissen bisher auch nicht, wie dieser Plan noch rechtzeitig umzusetzen ist. Wir haben uns bei einigen Städten und Gemeinden im Verbreitungsgebiet umgehört und wollten wissen, wie sie sich auf den Herbst vorbereiten.

Fördermittel bereitgestellt

Auch anderthalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie ist nur ein kleiner Teil der Schulräume mit modernen Luftreinigungssystemen ausgestattet. Kürzlich beschloss das bayerische Kabinett, den Schulen 190 Millionen Euro für die Ausstattung von Klassenzimmern mit Luftreinigungsgeräten zur Verfügung zu stellen. Mit dem Geld sollen circa 60 000 Klassenzimmer und 50 000 Räume in Kindertagesstätten mit mobilen Luftreinigern versorgt werden. Die Geräte sind vom Land mit bis zu 50 Prozent förderfähig. Den Rest, etwa für Betrieb und Wartung, müssen die Kommunen allerdings selbst aufbringen.

Gemeindetagspräsident kritisch

Damit ist Gemeindetagspräsident Uwe Brandl (CSU) alles andere als zufrieden. Er kritisiert das "Schnellverfahren" der Politik. Es gehe immerhin um die Beschaffung von insgesamt 110 000 Einzelgeräten. Dabei gebe es noch gar keine klaren technischen Vorgaben für die Geräte. Es heiße lediglich, sie müssten sechsmal pro Stunde die Luft im Raum umwälzen. Die Kommunen fühlten sich deshalb vor vollendete Tatsachen gestellt.


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Der Druck durch die Eltern, diese Aufgabe bis zum Beginn des neuen Schuljahres zu meistern, sei sehr groß. Laut Brandl seien die Kommunen teilweise überfordert, weil ihnen die Expertise fehle. Überhaupt ersetze die Anschaffung der Geräte das Lüften nicht – "Placebo"-Politik sei das, kritisierte der Gemeindetagspräsident seine Parteikollegen und -kolleginnen in der Staatsregierung.

23 Geräte vorhanden

Trotz all dieser Bedenken: In Pegnitz gibt es bereits 23 Luftreinigungsgeräte. Angeschafft von der Stadt für die Grundschule, Kosten insgesamt knapp 30 000 Euro. Dank staatlicher Zuschüsse musste die Kommune aber nur 11 500 Euro selbst bezahlen. Wie Rosemarie Schmitt, bei der Stadtverwaltung zuständig für Schulen, Kindertageseinrichtungen und Sport, erklärt, habe man auch schon einige CO2-Ampeln angeschafft.

Es sei auch geplant, die restlichen Klassenzimmer in Grund- und Christian-Sammet-Mittelschule sowie die städtischen Kindergärten mit Lüftungsgeräten auszustatten. Allerdings sei noch nicht geklärt, welche Geräte das genau sein sollen. "Da gibt es noch einige Unsicherheiten." So müsse man die Klassenzimmer auch dann lüften, wenn sie mit Raumluftreinigern ausgestattet seien. Je Zimmer müsse man mit 1750 Euro für die Anschaffung rechnen.

Ganz anders sieht es in Auerbach aus. Dort wurden bisher lediglich in drei schlecht belüftbare Klassenzimmer Lüftungsgeräte eingebaut. Der Geschäftsleitende Beamte der Stadt, Michael Bierl, nimmt kein Blatt vor den Mund: "So lange es keine klaren Vorgaben vom Bayerischen Gemeindetag und keine höheren Zuschüsse gibt, werden wir nichts beschaffen."

Bierl kritisiert die Vorgehensweise des Freistaats als nicht durchdacht. "Das ist doch alles Wischiwaschi, mit dem man nichts anfangen kann. Der Staat macht die Vorgaben und bezahlt dann nur 50 Prozent. Das ist für die Kommunen nicht finanzierbar."

Vorgaben abwarten

Noch keine Luftaustauscher gibt es in der Grundschule Betzenstein. Laut Bürgermeister Claus Meyer wolle man die Vorgaben vom Schulamt abwarten und sich danach im Stadtrat beraten. "Es gibt derzeit einfach noch zu viele offene Fragen. Welche Geräte sind die richtigen? Haben wir Präsenzunterricht bei steigenden Inzidenzen?" Das müsse alles erst noch geklärt werden.

Auch die Gemeinde Ahorntal hat bisher noch keine Lüftungsgeräte. Laut Bürgermeister Florian Questel wolle man erst sichergehen, welche Art geeignet sei und sich dann mit der Schulleitung absprechen. Nach derzeitigem Stand werde man aber 13 Geräte kaufen. Dafür seien 20 000 Euro im aktuellen Haushalt eingestellt.

Viele Unklarheiten sieht auch Waischenfelds Bürgermeister Thomas Thiem. Man werde das Thema demnächst im Stadtrat behandeln, auch weil der Elternbeirat diesen Wunsch geäußert habe. Derzeit gebe es einfach noch zu viele Unsicherheiten in dieser Frage. "Was passiert bei steigenden Fallzahlen? Haben wir dann überhaupt noch Präsenzunterricht?" Dennoch gehe die Tendenz schon dahin, für die vier Klassen Luftreinigungsgeräte zu kaufen, sagt Thiem.

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