Fotoband in Stadtbücherei

Pegnitzer war mit der Kamera in der Sperrzone von Tschernobyl

Stefan Brand

12.3.2023, 12:18 Uhr
Sind überzeugt, dass der Bildband auf Nachfrage stößt: Martin Förster (links) Timke Wesselowski und Wolfgang Nierhoff.

© Stefan Brand, NN Sind überzeugt, dass der Bildband auf Nachfrage stößt: Martin Förster (links) Timke Wesselowski und Wolfgang Nierhoff.

Das freut auch Bürgermeister Wolfgang Nierhoff. Weil es um ein Thema geht, „das alle betroffen hat“. Das nachwirkt. Immer noch. Kopfnicken bei Timke Wessolowski, Leiterin der Bücherei. Die Rede ist von der Nuklear-Katastrophe in Tschernobyl im April 1986. Daraus hat Martin Förster ein Buch gemacht. Genauer gesagt: Aus den Bildern, die er dort bei zwei Besuchen aufgenommen hat.

1000 Stück gedruckt

„Es war zunächst fast als eine Art Gag gedacht“, sagt der 48-Jährige, der jetzt ein Exemplar seines in einer Auflage von 1000 Stück gedruckten Werkes an die Bücherei übergab. Das hat mit der Pandemie zu tun, mit einer gewissen Langeweile in der Corona-Phase mit ihren Einschränkungen.

Es entstand die Idee, da mehr draus zu machen, das in Form zu bringen. Und auch Texte zu den Motiven zu schreiben. „Das wurde dann immer mehr, es wurde auch immer ernster“, sagt der gebürtige Bayreuther, der seit 18 Jahren in Pegnitz lebt und so lange auch schon beim Entsorgungsunternehmen Belland Vision beschäftigt ist.

Zweimal am Sarkophag

Zweimal war er unterwegs im Gebiet rund um den Reaktor-Sarkophag. 2018 und 2019. Heute nicht mehr denkbar angesichts des Kriegs, „da konnte man noch einfach nach Kiew fliegen“. Vor allem der zweite Besuch hat bleibenden Eindruck hinterlassen, „das schlug schon aufs Gemüt“. Auch damals schon ging nichts ohne Visum für diesen Bereich, nichts ohne einen Führer ab der 30-Kilometer-Sperrzone, der weitere folgen - bis hin zur „Todeszone im Umfeld von drei Kilometern“.

So ein Besuch sei „für Leib und Leben unbedenklich, wenn man sich an die Vorsichtsmaßnahmen hält, dort nichts isst oder trinkt, nichts anfasst und vor allem nichts mitnimmt“. Martin Förster geht davon aus, dass dort irgendwann „alles einstürzen wird“. Gerade auch in der benachbarten Stadt, wo einst die Arbeiter wohnten, in Pripjat.

Das Ambiente habe fast schon etwas Dschungelhaftes, „die Hochhäuser stehen wie Unkraut in einem Wald“. Surreal wirke das. Und: „Das macht einen devot, wenn man bedenkt, dass das mal eine blühende Stadt war und wie toll es uns eigentlich geht.“

Gute Nachfrage

Zurück zu positiveren Aspekten. Wie der Entwicklung der Stadtbücherei. Sachbücher werden sehr gut nachgefragt, sagt Timke Wesselowski. Das hat auch mit dem Preistrend zu tun, „Sachbücher sind in der Regel ziemlich teuer“.

Der reichlich betextete Bildband von Martin Förster wird am Tresen einen Extraplatz erhalten, „damit er gleich etwas Aufmerksamkeit bekommt“. Überhaupt versuche man in der Bücherei, das Angebot gut zu präsentieren. Gerade auch die Sachbücher, die gleich im Eingangsbereich einen eigenen Bereich haben.

Doch nicht nur sie werden nachgefragt, ganz allgemein sei man auf einem guten Weg: „An den ersten 33 Öffnungstagen im neuen Jahr hatten wir 34 Neuanmeldungen von Kunden.“ Klar, auch das habe mit der Inflation zu tun, mit steigenden Preisen, „die Leute müssen sparen“. Wobei es der Bücherei nie schlecht ging, außer in den Lockdown-Phasen während der Corona-Zeit. Doch da liefen die E-Books gut, da klappte es auch mit „Click & Collect“.

Zahl der Ausleihen gestiegen

Die Zahl der Ausleihen nahm im vergangenen Jahr um sieben Prozent zu, „die Menschen haben in der Pandemie wieder das Lesen für sich entdeckt“. Rund 20 000 Bücher, Zeitschriften, Spiele und andere Medien bietet die Stadtbücherei an, davon 7500 Exemplare in der Kinder- und Jugendbücherei.

Dort laufen übrigens die Mangas im Moment so richtig gut, „die Jugend von heute kann das eben“, sagt Wesselowski. Und meint damit die völlige andere Art des Lesens, die hinter diesen Comics japanischen Ursprungs steckt.

Keine Kommentare