Zieht die Bayerische Verwaltungsschule in die Pegnitzer Hotelfachschule ein?

BAYREUTH/PEGNITZ - Paukenschlag: Der Kreisausschuss empfiehlt, die Hotelfachschule in Pegnitz aufzulösen. Der Beschluss erging mit acht zu fünf Stimmen. Schulleiter Christian Länger wollte sich anschließend nicht dazu äußern. Ohne Kommentar verließ er betroffen das Landratsamt.

Die Situation hatte sich in den vergangenen Wochen offenbar zugespitzt: Denn anscheinend stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich die Bayerische Verwaltungsschule in Pegnitz niederlässt und für rund 200 Schüler ein Lehrgebäude sucht. Dafür komme unter anderem das Gebäude in Betracht, in dem derzeit noch die Hotelfachschule untergebracht ist. Darüber berichtete Landrat Florian Wiedemann (FWG).

Neues Wohnheim nötig

Mit der Ansiedlung böte sich eine einmalige Chance für Pegnitz und den Landkreis. Er wies auch auf ein neues Wohnheim hin, das errichtet werden müsse. Wiedemann sprach erneut über das Defizit der Hotelfachschule in Höhe von 530 000 Euro im Jahr, das die Gemeinden über die Kreisumlage finanzieren. Derzeit lägen 19 Anmeldungen für die Berufsfachschule und sieben für die Fachschule vor.

Ähnlich argumentierte Kreisrat Stefan Frühbeißer, FWG. Die Verwaltungsschule sei eine Riesenchance, die es zu nutzen gelte. Dafür müsse die Hotelfachschule aufgelöst werden. Alles andere wäre unverantwortlich.

Es gab auch Wortmeldungen für den Erhalt der Hotelfachschule: Er sehe eine Tendenz, nach der es bei den Anmeldungen wieder aufwärts gehe, so Franc Dierl, CSU. Bei der Verwaltungsschule stochere der Ausschuss jedoch im Dunkeln.

Christa Reinert-Heinz, CSU, wies auf den nach ihrer Ansicht gegebenen Fachkräftebedarf in der heimischen Gastronomie hin. Stephan Unglaub, SPD, räumte ein, er würde anders abstimmen, wenn es für die neue Schule eine Zusage gäbe.

Für die Grünen erklärte Norbert Pietsch, die Fraktion sei in der Frage gespalten. Wie andere Kreisräte fand er, die Frist von zwei Jahren vor der Bestandsaufnahme sei wegen der Pandemie zu kurz gewesen, um die Chancen richtig beurteilen zu können. Dieser Ansicht waren unter anderem auch Markus Täuber (CSU), Jürgen Prinzewoski, SPD, und Susanne Bauer von den Grünen.

Kulturausschuss 10:3

Vor dem Kreisausschuss hatte der Ausschuss für Kultur und Soziales getagt. In dem Gremium sprach sich eine Mehrheit mit zehn gegen drei Stimmen gegen Wiedemanns Pläne aus. In der Sitzung des Kreisausschusses warb der Landrat leidenschaftlich für seine Argumente. Wegen der Altersstruktur der Mitarbeiter sei es ein günstiger Moment, den Betrieb auslaufen zu lassen.

Die Beschlüsse: Die Hotelfachschule sowie die zweijährige Berufsfachschule für Hotelmanagement werden zum Schuljahresende 2021/2022 aufgelöst. Die dreijährige Berufsfachschule für Assistenten für Hotel- und Tourismusmanagement wird in Pegnitz zu Ende geführt und nach dem Schuljahr 2023/2024 aufgelöst. Das letzte Wort hat der Kreistag am Freitag, ab 14 Uhr, im Landratsamt.

Rückblick: Kreiskämmerer Horst Hager wies schon vor der Kommunalwahl 2020 auf ein drohendes hohes Defizit hin, sollten die Klassen aus weniger als 16 Schülern bestehen. Die Hotelfachschule war sodann Thema im Wahlkampf. Wahlsieger Wiedemann wollte die Schließung gleich nach seinem Amtsantritt durchsetzen, die Fraktionen verständigten sich auf den Kompromiss, der Schule eine Frist von zwei Jahren zu setzen.

Zudem entwickelte eine Arbeitsgruppe ein Rettungskonzept. Mitte Mai trat eine Allianz für die Hotelfachschule an die Öffentlichkeit.