Crime-Podcast "Abgründe"

Begegnung in der Kindheit: Polizeireporter in Nürnberg erinnert sich an den Sohn eines Mörders

27.1.2023, 15:00 Uhr
Pilzsammler haben 1972 in einem Waldstück bei Erding die Leiche einer Frau gefunden. Erst 2003 ist der mutmaßliche Mörder verurteilt worden - nachdem er nach Überzeugung des Gerichts eine weitere Frau getötet hatte. (Symbolbild)

© Bodo Schackow, NN Pilzsammler haben 1972 in einem Waldstück bei Erding die Leiche einer Frau gefunden. Erst 2003 ist der mutmaßliche Mörder verurteilt worden - nachdem er nach Überzeugung des Gerichts eine weitere Frau getötet hatte. (Symbolbild)

Der Fall spielt nicht in Nürnberg und nicht in der Region. Und dennoch hat er etwas mit Mittelfranken zu tun. Denn es gibt Berührungspunkte dieses Falls im Leben des Polizeireporters aus unserer Redaktion: Als Kind hatte der Journalist gemeinsam mit dem Sohn eines Mannes gespielt, der Jahre später wegen Mordes von der Schwurgerichtskammer Landshut verurteilt wurde. Der Junior wuchs bei seinen Großeltern auf, weg von Mama und Papa. Warum? Diese Frage stellte sich dem Reporter im Kindesalter nie. Erst später fand er die Antwort.

Pilzsammler fanden die Leiche

Dreh- und Angelpunkt ist Erding bei München. Die Geschichte geht zurück ins Jahr 1969. Damals verschwindet die 22-jährige Hildegard B. spurlos. Drei Jahre später finden Pilzsammler die Leiche der Frau in einem Waldstück bei Erding. Die Tote war die Mutter des Spielgefährten, mit dem der Reporter seinerzeit um die Häuser zog. Sie ist nicht eines natürlichen Todes gestorben, wie Gerichtsmediziner herausfinden. Doch der Verwesungsprozess ist zu weit fortgeschritten, um weitere Details über die Todesumständen feststellen zu können. Dringend tatverdächtig ist der Vater des Spielgefährten. Die Ermittler gehen schwer davon aus, dass er seine Ehefrau umgebracht hat. Doch nachweisen lässt sich ihm die Tat letztendlich nicht.

Im Jahr 2001 taucht der Vater Klaus-Dieter B wieder in der Presse auf. Abermals ist eine Frau aus seinem Umfeld verschwunden: seine Lebensgefährtin, die sich zuvor von dem Erdinger getrennt hatte. Der Schauplatz ist diesmal aber nicht der Ort vor den Toren der bayerischen Landeshauptstadt, sondern Bozen in Südtirol. In diesem Fall ermitteln nun die norditalienische Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Behörden finden Indizien, die B. stark belasten. Die Ermittler sind überzeugt, dass der damals 61-Jährige die Immobilienmaklerin umgebracht und weggeschafft hatte - allerdings ist bis heute ihre Leiche nicht aufgetaucht.

Das machte ihn verdächtig: Bereits am Tag nach ihrem Verschwinden habe B. über ihren Telefonanschluss und ihr Auto verfügt, außerdem die Mieter seiner Ex-Lebensgefährtin kontaktiert und erklärt, dass er die Verwaltung der Wohnungen übernehme und künftig auch die Miete kassieren werde, gab die Staatsanwaltschaft gegenüber der Presse bekannt.

2003 zieht B. wieder nach Erding, die Staatsanwaltschaft Landshut setzt die Ermittlungen fort. Schließlich kommt es aufgrund der Indizienlage zur Mordanklage und zum Prozess. Am Ende verurteilt das Gericht den Versicherungskaufmann zu lebenslanger Haft.

In der neue Folge unseres Crime-Podcasts "Abgründe" nehmen Moderatorin Franziska Wagenknecht und Polizeireporter Alexander Brock die Spur in diesem Fall auf.

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