Aus ethischen Gründen

Bericht: Ärztin verweigert 13-Jährigen die Corona-Impfung

6.8.2021, 21:31 Uhr
Laut einem Bericht hat eine Ärztin zwei 13-Jährigen in Begleitung der Mutter die Corona-Impfung verweigert.

© Oliver Berg, NN Laut einem Bericht hat eine Ärztin zwei 13-Jährigen in Begleitung der Mutter die Corona-Impfung verweigert.

Aktuell wird tagtäglich darüber berichtet, dass die Impfbereitschaft in Deutschland nachlässt. Die Szenen, die sich nun im Allgäu abgespielt haben, passen da so gar nicht ins Bild. Eine Medizinerin im Impfzentrum Kaufbeuren soll laut einem Bericht zwei 13-jährigen Kindern die Impfung verweigert haben - und das, obwohl die Mutter ausdrücklich dafür war. Der Grund: Von der Ständigen Impfkommission (STIKO) gibt es derzeit keine Empfehlung für die Impfung von Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren ohne Vorerkrankungen.

Wie die Allgäuer-Rundschau auf Bezug auf die 42-jährige Ärztin berichtet, sei sie ihrem Gewissen gefolgt und habe sich darum geweigert, die Kinder zu immunisieren. Daraufhin hat sich die Mutter der beiden nicht-geimpften Kinder beschwert - beim Impfzentrumschef. Gregor Blumentritt, Leiter des Impfzentrums in Kaufbeuren, reagierte direkt: Er bat per Mail, die der Allgäuer-Rundschau vorliegt, alle Ärzte und Ärztinnen sich nicht mehr in den Dienstplan einzutragen, die eine solche Impfung nicht durchführen wollen.

Ein Skandal - zumindest aus Sicht der betroffenen Ärztin: Wie sie gegenüber dem Medienhaus sagt, fühle sie sich unter Druck gesetzt. "Für mich heißt das: Entweder ich handle nach politischem Willen oder ich fliege raus", so die 42-Jährige und fügt an: "Das ist eine gefährliche Entwicklung. Als Ärztin bin ich an erster Stelle meinem Gewissen verpflichtet."

STIKO: Institution, an der sich Mediziner orientieren können

Sie möchte die Möglichkeit behalten, sich frei zu entscheiden. Wie für jeden braucht es somit eine Institution, woran sich das ethische Verhalten von Medizinern und Medizinerinnen orientieren kann. Die Ärztin gegenüber der Allgäuer-Rundschau: "Für mich ist das die STIKO. Dort werden massenhaft Daten gesammelt und die Experten wissen, was sie tun."

Die Impfung ist für die oben angesprochene Altersklasse von der STIKO zwar noch nicht empfohlen, aber die Corona-Vakzine von Biontech/Pfizer sowie von Moderna sind von der EMA, der Europäischen Arzneimittel-Agentur zugelassen für Kinder ab zwölf Jahren. Es bedarf lediglich einer verpflichtenden Zustimmung der Eltern, wenn bei den Kindern nicht von einer eigenen Einwilligungsfähigkeit ausgegangen werden kann, erklärt Dr. Axel Heise, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) gegenüber der Allgäuer-Rundschau. Laut der 42-Jährigen hat die KVB ihr auch bestätigt, dass ihr Verhalten angemessen war und sie nicht verpflichtet sei, Kinder zu impfen.

130 Euro pro Stunde: Bei Impfwunsch bestehe auch eine gewisse Bringschuld

Das möchte laut dem Bericht der Impfzentrumschef auch gar nicht bestreiten. "Es ging nie darum, jemanden unter Druck zu setzen. Jeder kann frei entscheiden", zitiert die Allgäuer-Rundschau Blumentritt. Der Knackpunkt ist aber: Die Arbeit im Impfzentrum sei nicht ehrenamtlich. Wie Blumentritt erklärt, verdienen Ärzte und Ärztinnen 130 Euro pro Stunde. "Wenn dann Eltern und Kinder den dringenden Wunsch nach einer Impfung äußern, besteht auch eine gewisse Bringschuld. Wer sich ethisch nicht dazu sieht, der sollte sich fragen, ob er im Impfzentrum an der richtigen Stelle ist", so der Impfzentrumschef gegenüber der Allgäuer-Rundschau. Er bringt zudem noch den Vergleich an: "Jemand, der moralische Einwände gegen Schönheitsoperationen hat, sollte auch nicht unbedingt in einer Beauty-Klinik arbeiten."

Die Ärztin - seit Januar im Impfzentrum freiberuflich tätig - sei laut dem Bericht nicht generell gegen die Impfung. Bei Erwachsenen und vor allem bei älteren Menschen sei sie absolut sinnvoll. Auch Kinder mit Vorerkrankungen würde sie "natürlich impfen". Sie wolle nur bei anderen jungen Menschen noch warten. Der Impfzentrumschef ist hingegen der Meinung, dass die Einschätzung der STIKO keinem Verbot gleich kommt.

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