Corona-Rede eines Beamten: Polizeipräsidium prüft Vorfall

18.8.2020, 16:52 Uhr
Corona-Rede eines Beamten: Polizeipräsidium prüft Vorfall

© Foto: Robert Renner

Wie berichtet, hatte Bayerlein auf Demos in Augsburg und Gunzenhausen vor Publikum kritisiert, dass Corona-Maßnahmen-Gegner als "Neonazis, Geisteskranke und Corona-Leugner" bezeichnet würden und teilweise eine "Doppelmoral" vorherrsche. So seien aus seiner Sicht Teilnehmer der "Black Lives Matter"-Demos von Politik und Medien gefeiert worden, obwohl auch dort teilweise die Hygienemaßnahmen nicht beachtet worden waren. Zudem hätten sich teilweise auch Politiker auf Urlaubsfotos "ohne Maske" und "ohne Abstand" präsentiert und an den Stränden des Brombachsees lägen die Menschen "wie die Heringe".


Corona-Auftritt des Weißenburger Polizisten weiter umstritten


Auf der Demo in Gunzenhausen vor gut zehn Tagen hatte Bayerlein auch argumentiert, dass er sich als Verfechter der Versammlungsfreiheit und der Demokratie sehe, die er beide in Gefahr sehe, wenn Regierung und Behörden "freiheitsberaubende Maßnahmen" treffen würden. Der Weißenburger Polizeibeamte warf Experten des Robert-Koch-Instituts unter anderem ein "vertrauensschädigendes Vorgehen" und den Medien eine Stimmungsmache mit "manipulierten Bildern" sowie Propaganda vor.

Aussagen werden noch geprüft

Von Gegnern der Corona-Maßnahmen wird Bayerlein als einer der ersten Polizeibeamten, der sich etwas zu sagen traut, gefeiert. Die Videos seiner Reden, die auf der Internetplattform Youtube zu finden sind, wurden inzwischen rund 170.000-mal aufgerufen.

Auch von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken, wo die Aussagen des Weißenburger Beamten noch immer geprüft werden, wie Pressesprecherin Elke Schönwald auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte. Die Polizeisprecherin sagte erneut, dass jeder Polizeibeamte natürlich auch ein Recht auf freie Meinungsäußerung habe, es allerdings beamtenrechtliche Grenzen gebe, wenn sich jemand als öffentlich Polizist ausgebe.


Corona-Demo am Sonntag in Weißenburg


Auf den Demos in Augsburg und Gunzenhausen hatte Bayerlein mehrmals betont, dass er Polizeibeamter sei und sich unter anderem als "kritisch denkenden Polizeibeamten" bezeichnet, der sich wünsche, dass er auch "ein paar Kollegen erreicht" habe. Als Polizist, so Bayerlein in Gunzenhausen, pflege er grundsätzlich "ein gesundes Misstrauen" und sehe sich deshalb auch in der Pflicht, seinen Mund aufzumachen.

"Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei"

Peter Schall, der Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), zeigte sich über Bayerleins Verhalten irritiert, wie er der Nürnberger Nachrichten bestätigt hat: "Er (Bayerlein, Anm. der Redaktion) hat sogar die bei der Corona-Demo im Einsatz befindlichen Kollegen aufgefordert, sich dem Protest anzuschließen. Das ist einfach nicht nachvollziehbar." Zwar sei der Polizist nicht in Uniform aufgetreten. Doch mit den Worten "Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei" habe der Kollege stark provoziert. Als Dienstgruppenleiter habe er "eine Vorbildfunktion".


Corona-Skeptiker: Die arrangierte Mehrheit im Netz


Das Disziplinarverfahren ist laut Pressestelle des Präsidiums noch nicht abgeschlossen. Ein Gespräch zwischen Bayerlein und der Behördenleitung habe inzwischen aber stattgefunden. Wenn feststeht, welche beamtenrechtliche Konsequenzen Bayerleins Auftritte nach sich ziehen, könne er gegen die verhängten Sanktionen noch immer den Rechtsweg beschreiten.