CSU-Wahlvideos sorgen für Befremden

26.3.2020, 08:00 Uhr
Markus Söder ruft alle Wahlberechtigten in Bayern zum Urnengang für die Stichwahl am 29.03.2020 auf und gibt zugleich die Unterstützung für den Nürnberger Marcus König (CSU) bekannt.

© Screenshot Instagram Markus Söder ruft alle Wahlberechtigten in Bayern zum Urnengang für die Stichwahl am 29.03.2020 auf und gibt zugleich die Unterstützung für den Nürnberger Marcus König (CSU) bekannt.

Thorsten Brehm allerdings nimmt Söders aktuelle Wahlwerbung für dessen Parteifreund Marcus König gelassen. "Das war ein Stück weit absehbar, dass die CSU den aktuellen guten Job des Ministerpräsidenten als Krisenmanager auch im Kommunalwahlkampf nutzen will", sagt der SPD-Kandidat für das Amt des Nürnberger Oberbürgermeisters. Brehm hält jedoch die Wählerinnen und Wähler "für klug genug, dass sie die verschiedenen politischen Ebenen auseinanderhalten können".


Corona und die Wahl: Ein Bonus für Amtsinhaber?


Seit einigen Tagen machen sich Söder, Herrmann und auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner mit zahlreichen Internet-Clips für jene Kandidaten ihrer Partei stark, die bei den Stichwahlen am Sonntag um Bürgermeister- und Landratsposten im Freistaat kämpfen. Und dabei nehmen die Wahlkämpfer auch Bezug auf die immer heftiger wütende Pandemie und deren Folgen.
"Wir leben in ernsten Zeiten, Corona stellt uns alle vor eine unglaubliche Bewährungsprobe", eröffnet Markus Söder seine Videos und bittet die Wahlberechtigten der jeweiligen Kommunen oder Landkreise darum, zur Wahl zu gehen. "Demokratie wird für die nächsten sechs Jahre gestaltet", betont der CSU-Vorsitzende. Man brauche die Leistungsfähigkeit gerade der Verwaltungsebenen vor Ort.


Dass diese Leistungsfähigkeit seiner Ansicht nach vor allem dann gewährleistet ist, wenn eine Person mit dem CSU-Parteibuch am Ruder ist – das spricht Söder nicht direkt aus. "Wen Sie wählen, ist natürlich Ihre alleinige Entscheidung", sagt er, um im nächsten Satz nachzuschieben, dass er Marcus König kenne und schätze.
Solche Videos wurden zum Beispiel auch für Tobias Kamm oder Benjamin Zeitler, die Oberbürgermeister-Kandidaten der CSU in Weißenburg und in Weiden in der Oberpfalz aufgenommen. Söders Ansprachen unterscheiden sich jeweils nur bei der Begrüßung zu Beginn und beim letzten Satz, doch dank geschickten Schnitts könnte der Eindruck erweckt werden, dass der Ministerpräsident für die Wahlberechtigten vor Ort jeweils ein eigenes Video aufgenommen hat. Kritische Stimmen in den Kommentarspalten unter den Videos meinen aber, dass das die CSU-Bewerber auch nicht kompetenter mache.

"Moralisch mehr als fraglich"

CSU-Wahlvideos sorgen für Befremden

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"Noch härter geht mancher User mit Joachim Herrmann ins Gericht, der sich unter anderem für seinen Parteifreund Bernhard Kisch, Bürgermeister von Bad Windsheim, ins Zeug legt. Der hat in den vergangenen sechs Jahren aus Hermanns Sicht "eine wirklich tolle Arbeit geleistet und viele zukunftsweisende Projekte angestoßen und umgesetzt", heißt es in dem entsprechenden Video.
Kisch sei der beste Mann für diese herausfordernden Zeiten, lautet die abschließende These, die manchem Beobachter sauer aufstößt. "Moralisch mehr als fraglich, eine für viele Menschen und Betriebe existenzielle Krise für den Wahlkampf zu nutzen", heißt es in einem Kommentar.

Deutlich wird der Innenminister auch im Video für Jörg Volleth, der es in Herrmanns Heimatstadt Erlangen gegen Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) in die Stichwahl geschafft hat. Unter anderem habe Volleth als Polizeibeamter das richtige Rüstzeug, "um gerade in der heutigen Zeit klar zu sehen, was richtig und was falsch ist".
Janik nimmt diese Schützenhilfe für seinen CSU-Herausforderer eher amüsiert als verärgert zur Kenntnis. Wenn Joachim Herrmann während der aktuellen Krise Zeit für so etwas habe, sei das doch schön, erklärt der Erlanger OB. Janik selbst hat nach eigener Aussage momentan überhaupt keine Zeit für Wahlkampf.

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