Der Remmo-Clan: Die Spur führte auch nach Erlangen

18.11.2020, 15:31 Uhr
Ein verdächtiger Mann im Fall um den Kunstdiebstahl im Grünen Gewölbe wird von Polizisten in das Gebäude des Oberlandesgerichts Dresden geführt. Knapp ein Jahr nach dem Kunstraub im Dresdner Grünen Gewölbe hat die Polizei  in Berlin drei Tatverdächtige festgenommen. 

© Robert Michael, dpa Ein verdächtiger Mann im Fall um den Kunstdiebstahl im Grünen Gewölbe wird von Polizisten in das Gebäude des Oberlandesgerichts Dresden geführt. Knapp ein Jahr nach dem Kunstraub im Dresdner Grünen Gewölbe hat die Polizei  in Berlin drei Tatverdächtige festgenommen. 

Die Clankriminalität in Berlin grassiert, vor allem der Remmo-Clan hält die Sicherheitsbehörden in Berlin, aber auch in Nordrhein-Westfalen auf Trab. Spezialeinsatzkräfte der Polizei aus mehreren Bundesländern und Kräfte der GSG 9 stürmten am Dienstagmorgen 20 Zielobjekte, in einer Wohnung in Berlin soll die Familie am Küchentisch Tee getrunken haben - ihr Schreck über das Eindringen der Sicherheitskräfte, soviel wurde aus Ermittlerkreisen bekannt, soll sich in Grenzen gehalten haben.

Tatsächlich gehören polizeiliche Vernehmungen, Strafverfahren und Freiheitsstrafen in der libanesisch-kurdischen Großsippe zum Alltag. Die Namen einzelner Mitglieder werden im Zusammenhang mit einigen spektakulären Verbrechen an der Spree genannt. Auf das Konto zweier Clan-Mitglieder geht der Diebstahl der berühmten 100 Kilo schweren Goldmünze, die das Abbild von Queen Elizabeth II zeigt - sie verschwand in der Nacht zum 27. März 2017 aus dem Berliner Bode-Museum.

Der Angeklagte Wissam Remmo versteckte sich im November 2019 am ersten Prozesstag am Amtsgericht Erlangen unter seiner Jacke. Er wurde von Anwalt Michael Martens vertreten.

Der Angeklagte Wissam Remmo versteckte sich im November 2019 am ersten Prozesstag am Amtsgericht Erlangen unter seiner Jacke. Er wurde von Anwalt Michael Martens vertreten. © Ulrike Löw

W. Remmo (23) und sein Cousin A. Remmo (21) hatten mit Denis W. (21), einem Wachmann aus dem Museum, den Coup eingefädelt, das Landgericht Berlin verurteilte im Februar 2020 alle drei wegen gemeinschaftlichen Diebstahls im besonders schweren Fall. Das Gericht verhängte gegen W. Remmo und A. Remmo viereinhalb Jahre Jugendstrafe, der Wachmann erhielt drei Jahre und vier Monate, ein weiteres Mitglied der Familie wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. In Berlin wurde 13 Monate verhandelt.

Bereits im November 2019 saß der mehrfach vorbestrafte W. Remmo auch einen Tag vor dem Amtsgericht Erlangen. Auch hier wurde ihm Einbruchdiebstahl vorgeworfen. Im Dezember 2018, so die Anklage, soll er in einer Erlanger Firma Hydraulik-Scheren im Wert von 21.612 Euro entwendet haben.

Die Feuerwehr setzt diese hydraulischen Rettungsgeräte ein, um Unfallopfer aus Fahrzeugen freizuschneiden. Doch auch für Einbrecher sind diese Spreizer offenbar beliebte Werkzeuge - ebenfalls Mitglieder des Remmo-Clans sollen mit diesen Scheren bereits Hecktüren von Geldtransportern aufgebogen haben.

Freispruch aus Mangel an Beweisen

Im Erlanger Einbruchsfall wiesen Fingerabdrücke auf Hebeln, die der Einbrecher verwendet hatte, auf W. Remmo hin, das Amtsgericht Erlangen war von dieser Spur überzeugt und verhängte wegen Einbruchsdiebstahl zweieinhalb Jahre Freiheitsstrafe gegen W. Remmo.

Diese Strafe hätte mit dem Urteil, das in Berlin verhängt wurde, verrechnet werden können - doch in der zweiten Instanz am Landgericht Nürnberg-Fürth legte W. Remmo erfolgreich Berufung gegen das Urteil ein. Das Gericht sah es nicht als erwiesen an, dass er diese Fingerabdrücke auch tatsächlich am Tatort hinterlassen hatte. Das Verfahren wurde eingestellt. Er muss nun die in Berlin verhängte Freiheitsstrafe verbüßen.