Die Gamer kommen: eSport-Szene in Nürnberg wächst

2.3.2019, 06:00 Uhr
Seit vergangenem Mai gibt es einenTreffpunkt für eSportler aus Nürnberg und Umgebung.

© Stefan Hippel Seit vergangenem Mai gibt es einenTreffpunkt für eSportler aus Nürnberg und Umgebung.

Als Anthony John Munk aus Stuttgart nach Nürnberg zieht, will er sich einer Organisation anschließen, wie Vereine von eSportlern oft heißen. Außer Facebookgruppen und Foren aber findet Munk nichts - und gründet seinen eigenen Verein. Seit Mai vergangenen Jahres ist "Project Hive Gaming" ein Treffpunkt für eSportler in ganz Nürnberg und Umgebung.

Aber nicht nur für sie. Auch Cosplayer, die gerne Figuren aus Comics, Filmen oder Videospielen darstellen, und Rollenspieler gehören zur Gruppe. "Wir versammeln alles, was nerdig ist", sagt Munk. Sie wollen sein, wofür der englische Ausdruck "hive" steht: "ein Kollektiv aus Menschen, die mit unterschiedlichen Interessen aber gemeinsamen Idealen, Wünschen und Werten zusammenarbeiten, um etwas Großes zu schaffen", sagt Munk.

Passt zur „Stadt des Spiels“

Das große Ziel: Nürnberg zu einer eSport-Hochburg machen, wie Berlin oder Köln. Das passe gut zur "Stadt des Spiels", findet Munk. Die Basis dafür legt sein Verein im "Haus des Spiels": Im Pellerhaus, wo auch das Deutsche Spielearchiv sitzt, haben sie Räume und veranstalten Turniere. Wie vergangenes Wochenende, als sich insgesamt 117 vorwiegend junge Menschen versammelt haben, um gemeinsam zu zocken. Hier heißt es: "Players only". Nur wer spielt, darf auch rein; mehr als 100 Personen gleichzeitig sind in den Räumlichkeiten am Egidienplatz nicht erlaubt. Hätten sie mehr Platz, rechnet Munk bei Turnieren mit 300 Menschen oder mehr.

Jeder Fünfte schaltet ein

eSport lockt die, die spielen - und die, die zuschauen wollen. Jeder fünfte Deutsche hat schon einmal eingeschaltet, wenn sich Gamer im TV duellieren, sagt der Verband der deutschen Games-Branche. Mit 13 Millionen Zuschauern ist der Anteil im Vergleich zum vergangenen Jahr von drei auf 19 Prozent gestiegen. Von den 16- bis 24-Jährigen haben bereits 44 Prozent eSports-Spiele angesehen. Die allgemeine Bekanntheit wächst.

Auch der 1. FC Nürnberg mischt seit 2017 bei eSports mit, ein "riesiger Fortschritt für die Stadt". Mit zwei eSportlern ist Nürnberg gestartet, heute sind es vier. Einer der Neuzugänge für die virtuelle Bundesliga 2019 ist Kevin Reiser. Er spielt nicht nur, sondern ist auch Trainer an der Playstation. Der Club erhält positiven Zuspruch für seine Teilnahme bei eSports. "Das sind Zukunftsthemen, die Chancen für den Verein bieten", sagt Sprecherin Katharina Fritsch. Die Fußballsimulation Fifa sei heute "Teil der Art, wie Fußball gelebt wird". Der FCN will womöglich eigene Angebote in dem Bereich entwickeln.

In Nürnberg, der "Stadt des Spiels", sollen auch die Gamer nicht fehlen.

In Nürnberg, der "Stadt des Spiels", sollen auch die Gamer nicht fehlen. © Stefan Hippel

Anthony John Munks kämpft zuerst aber dafür, dass eSportler als Sport anerkannt wird. Damit tun sich viele schwer, der Deutsche Olympische Sportbund zum Beispiel. Auch Klemens Gsell ist noch nicht überzeugt, dass eSport im Sport seinen Platz hat. Zwar ist es ein Wettbewerb, "es hat aber wenig Bewegungsanreiz", sagt Nürnbergs Sportbürgermeister. Dennoch hat das Gutachten zur Entwicklung von Großsportveranstaltungen deutlich gemacht, dass der Stadt ein großes eSports-Event gut stehen würde. Das finden auch die Macher von "Project Hive Game" und die Profi-eSportler. "Wir haben in Nürnberg eine gute Gaming-Community", weiß auch Klemens Gsell. Eine gute Basis - vielleicht für Großes.

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