Die Geschichte der Geigenbauer

14.5.2008, 00:00 Uhr
Die Geschichte der Geigenbauer

© Iannicelli

Während seiner Doktorarbeit arbeitete der 32-jährige Historiker im Auftrag von Warwick die Unternehmensgeschichte von Framus auf. Über 250 Seiten umfasst sein Werk «Framus - Built in the heart of Bavaria. Die Geschichte eines deutschen Musikinstrumentenherstellers 1946-1977«. Billy Lorento, Peter Kraus und sogar Elvis Presley waren bei Framus in Bubenreuth zu Besuch. Selbst John Lennon besaß ein Framus-Instrument. Überliefert in dem Buch ist außerdem ein Bild, in dem der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard Framus-Gründer Fred Wilfer die Hand schüttelt.

Framus war in den 60er und 70er Jahren die größte europäische Gitarrenfabrik, und auch aus den USA kamen immer wieder berühmte Musiker zu Besuch in den kleinen Ort im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Dass Framus eine derart bedeutende Rolle gespielt hat, war Gründer Fred Wilfer zu verdanken, der aus Schönbach im Egerland stammte. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Fred Wilfer eine rote Armbinde, die ihn als Antifaschisten kennzeichnete.

Nachdem er ins Lazarett nach Erlangen gekommen war, arbeitete er dort als Einkäufer für die US-Besatzungsmacht. «Mit Hilfe der Amerikaner hat er eine regelrechte Spedition eingerichtet«, erklärt Hoyer. «Dadurch hat er die Grundlage für viele geschaffen, die hier eine neue Existenz aufgebaut haben.« Erst im Jahr 1946 in einem Gasthaus in Erlangen-Tennenlohe, später in Bubenreuth baute Fred Wilfer Framus auf, ließ sich in Bubenreuth nieder und sorgte dafür, dass auch weitere Mitbürger aus Schönbach sich dort niederlassen konnten, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Bubenreuth war damals eine Gemeinde mit rund 500 Einwohnern. Dem standen 1200 Heimatvertriebene gegenüber. Die bayerische Staatsregierung ernannte Wilfer sogar zu ihrem Beauftragten für die Ansiedlung der Schönbacher. Noch heute gibt es in Bubenreuth einen Framus-Kindergarten, noch heute ist von der Geigenbauer-Siedlung in Bubenreuth die Rede, wo auch Christian Hoyer aufgewachsen ist.

Seit seiner Kindheit kennt der Historiker Erzählungen und Geschichten über Framus. Im Keller des Hauses seiner Mutter steht heute noch die kleine Werkstatt seines Vaters. Christian Hoyer interessierte sich für die Geschichte von Framus, schrieb einen Brief an die damals in der Fränkischen Schweiz lebende und inzwischen verstorbene Frau von Fred Wilfer, der selbst im Jahr 1996 gestorben ist, und lernte im Jahr 2000 erstmals den Sohn Hans Peter Wilfer kennen, der heute als Geschäftsführer beim neu gegründeten Nachfolgewerk Warwick in Markneukirchen arbeitet.

«Hans Peter Wilfer hat sich sehr gefreut, dass sich jemand für seinen Vater interessiert«, erinnert sich Hoyer, «und hat mich beauftragt, der Sache nachzugehen, welche Rolle sein Vater 1945 gespielt hat.« Der 32-jährige Historiker recherchierte, erhielt später einen Folgeauftrag, woraus das Buch resultierte. Wilfer war mit der Arbeit derart zufrieden, dass er Hoyer anschließend den Posten im Framus-Museum im Vogtland anbot, wo er heute arbeitet.

Eine Stelle, bei der er seine Kenntnisse als Historiker und sein Hobby als Musiker verbinden kann. Christian Hoyer hat viele Jahre in der «Egerländer Geigenbauerkapelle« gespielt. «Bisher war ich das schwarze Schaf der Familie«, scherzt Christian Hoyer. Heute setzt auch der 32-Jährige die Familientradition fort.

Mehr Infos zum Framus-Museum in Markneukirchen gibt es im Internet unter www.framus-vintage.de oder unter 037422/555400. Das Museum ist bis auf Montag täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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