14. September 1963 : Zehn Jahre "Tourneetheater“

14.9.2013, 10:06 Uhr

Es ist die Jubiläumsinszenierung des Tourneetheaters „Der grüne Wagen“, das seit 1960 in Erlangen seine Heimstätte hat. Vor zehn Jahren, im Herbst 1953, wurde das Unternehmen, das den alten Thespiskarren der fahrenden Komödianten als Gütezeichen im Schilde führt, in Hamburg gegründet.

In diesem Jahrzehnt zog der „Grüne Wagen“ mit 28 Tournee-Produktionen durch die Lande, absolvierte 1854 Vorstellungen und legte rund 265000 Kilometer per Omnibus, Eisenbahn und Flugzeug zurück. Der Chef des Unternehmens, Alexander E. Franke, ist mit Recht stolz darauf, dass im Laufe der Jahre die angesehensten Darsteller, Regisseure und Bühnenbildner des modernen Theaters bei ihm tätig waren.

Literarisch anspruchsvolles Theater

Er war es auch, der Elisabeth Bergner dem deutschen Theater wiedergewann, diese wunderbare Schauspielerin, die zierliche große „Bergner“, die man einmal die „Tragödin in Pagengestalt“ genannt hat. Nach dem Ende des Krieges war sie zunächst mit einem Rezitationsabend durch Deutschland gereist. Nun, beim „Grünen Wagen“, spielte sie zusammen mit Ernst Deutsch, Rudolf Forster, Carsta Löck und Wolfgang Lukschy nach den langen Jahren der Emigration zum ersten Mal wieder in einem „richtigen“ Theaterstück in Terence Rattigangs „Tiefe blaue See“, Regie Leo Mittler, vor deutschem Publikum.

Mit Elisabeth Bergner ist auch der bisher größte Erfolg des Tourneetheaters verbunden: Jerome Kiltys Dramatisierung des Briefwechsels zwischen George Bernard Shaw und Mrs. Patrick Campbell unter dem Titel „Geliebter Lügner“. Der „Grüne Wagen“ brachte dieses Theaterereignis mit O. E. Hasse als Partner der Bergner als Uraufführung heraus; in 275 Vorstellungen wurde das Stück gespielt, zuletzt im Mai dieses Jahres bei einem 14-Tage-Gastspiel in New York.

In dem Drama „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ hat Elisabeth Bergner erneut eine außerordentlich interessante Aufgabe erhalten: die Rolle einer Frau, die der Zerstörung und Auflösung ihrer Familie machtlos gegenüber steht, die an ihrem und dem Schicksal ihrer Angehörigen seelisch zerbricht. Eugene O’Neill schrieb das Stück, in dem die Hoffnungslosigkeit durch das Verzeihen zwar nicht aufgehoben, wohl aber gemildert wird, in den Jahren 1940 und 1941. Es war im Nachlass des Dichters, der 1954 starb, enthalten und wurde 1956 zum ersten Mal aufgeführt.

Der „Grüne Wagen“ bleibt mit diesem Stück auch im elften Jahr seines Bestehens der Devise, literarisch anspruchsvolles Theater zu bieten, treu. Schon die erste Inszenierung 1953 war in dieser Hinsicht ein Programm: man spielte „Don Juan in der Hölle“ von George Bernard Shaw mit Werner Krauss, Rudolf Forster, Ernst Deutsch und Axel von Ambesser, der auch für die Regie verantwortlich zeichnete.

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