AfD-Aufmarsch am Rande einer Veranstaltung zur Interkulturellen Woche

30.9.2020, 18:00 Uhr
AfD-Aufmarsch am Rande einer Veranstaltung zur Interkulturellen Woche

© Jörn Neumann

Wie in jedem Jahr seit 1975 findet in der letzten Septemberwoche eine Interkulturelle Woche statt, die bundesweit auf Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Kirche durchgeführt wird. In dieser Woche liegt in diesem Jahr auch der Tag des Flüchtlings und die Veranstaltungen wie die in Heroldsberg stehen unter dem Motto "Zusammen leben, Zusammen wachsen".

Die evangelische Kirche wollte mit der Lesung vor allem ein Zeichen setzen für die gemeinsame christliche Identität. Bereits 2016 gab es eine gemeinsame Veranstaltung von Kirche und Flüchtlingshilfe. Aus der damaligen Arbeit ist auch das Heroldsberger Frauencafé als festes Angebot aus der damaligen Initiative hervorgegangen.

Frieden stiften

Für den evangelischen Pfarrer Thilo Auers sollte die Lesung auch dazu dienen, "die Tradition, die Frieden zu stiften heißt, in allen Religionen zu fördern." Aus diesem Grund sei es auch wichtig, so der Geistliche, in den Dialog mit anderen Religionen zu treten, und zu erkennen, dass Teile der Bibel und des Korans ähnliche Geschichten erzählen.

So ähneln sich beispielsweise die Geburt Johannes des Täufers in der Bibel und der Lobgesang des Zacharias in der Sure. Viele Erzählungen wie die von Abraham, Jakob, Josef und anderen verbinden die beiden Religionen. Um dies zu verdeutlichen wurde bei der Lesung auch der Koran in arabisch und begleitet von einer deutschen Übersetzung vorgetragen. Da in der Kirche aufgrund der Hygienemaßnahmen nur rund fünfzig Besucher eingelassen werden konnten, mussten ein rundes Dutzend von interessierten Bürgern die Lesung außerhalb des Gotteshauses verbringen.

Auch außerhalb, jedoch am Kirchenweg in Höhe des östlichen Eingangs zur Kirche hatten sich rund dreißig Demonstranten der AfD mit Spruchtafeln und Fahnen lautstark bemerkbar gemacht. Zielscheibe bei den Reden war dabei vor allem die evangelische Kirche und deren Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm.

Die Flüchtlingshilfe Heroldsberg ist seit 2015 aktiv, besteht aus engagierten Bürgern und steht unter der Leitung der Gemeinde. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, die Integration zu fördern und praktische Hilfe für die der Gemeinde zugewiesenen Flüchtlinge zu leisten, sowie Perspektiven für die Menschen aus aller Welt zu entwickeln.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter unterstützen dabei neben den Bewohnern der Unterkunft auch diejenigen, die nach Heroldsberg gezogen sind, sowie deren Familien mit Kindern. Dabei haben sich als Schwerpunkte der Arbeit die Nachhilfe für die Kinder in allen Jahrgangsstufen, die Unterstützung der Familien in Alltagsbelangen und die Hilfe beim Kontakt mit den Ämtern herauskristallisiert.

Eine neue Heimat gefunden

Derzeit wohnen rund fünfzehn Menschen aus verschiedenen Staaten und Kulturkreisen in der Gemeinde. Daneben sind in den letzten Jahren mehrere der Flüchtlinge in Heroldsberg sesshaft geworden und haben hier ihren Platz im Ort gefunden.

Auch die Flüchtlingshilfe Heroldsberg kann jedoch derzeit nicht in gewohntem Umfang aktiv sein. Aufgrund der Kontaktsperre ist der Zugang zur Unterkunft nicht möglich und der Unterricht kann im Rathaus momentan ebenfalls nicht erfolgen. Auch das Frauencafé kann derzeit noch nicht stattfinden.

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