Kommen PCR-Tests an Kindergärten?

Baiersdorfer Initiative sorgt bundesweit für Schlagzeilen

6.1.2022, 08:00 Uhr
Baiersdorfer Initiative sorgt bundesweit für Schlagzeilen

© Scott Johnston

Als Anfang Dezember bekannt wurde, dass ab 10. Januar dreimal pro Woche in den bayerischen Kindergärten POC-Selbsttests vorgeschrieben sind, kamen - wie berichtet - Florian Weber, der Elternsprecher des evangelischen Kindergartens in Baiersdorf ist, und seiner Frau Karoline sofort Zweifel, ob dies der richtige Weg ist. Zu viele Unwägbarkeiten seien damit verbunden.

So ist vorgesehen, dass die Eltern zuhause mit ihren Kinder selbst diese Tests durchführen und dies dann per Unterschrift bestätigen. Gerade bei Kleinkindern ist es laut Florian Weber in der Praxis alles andere als einfach, diese Tests vorzunehmen.

Kinder wehren sich oft

Wenn das Stäbchen für den Abstrich in die Nase eingeführt werde, kitzle das unheimlich. Viele Kinder empfänden dies als äußerst unangenehm und würden nicht mit der nötigen Ruhe mitmachen.

"Jeder, der Kinder in diesem Alter hat oder hatte, weiß, wie schwierig es ist, wenn sich der Junge oder das Mädchen gegen den Abstrich wehrt. Bei mehreren Kindern ist eine solche Prozedur am Morgen, wenn der Vater beziehungsweise die Mutter in die Arbeit müssen, sehr nervenaufreibend und zeitaufwendig", betont der Elternsprecher.

Die Gefahr sei groß, dass das Formular abgezeichnet werde, ohne dass wirklich mit der notwenigen Sorgfalt ein solcher Test durchgeführt wurde. Die Zuverlässigkeit der POC-Antigen-Schnelltests stelle ein weiteres Problem dar.

Falsche Ergebnisse

Er selbst kenne Fälle, bei denen diese Test in beide Richtungen zu einem falschen Ergebnis geführt hätten. "Es kam beispielsweise vor, dass keine Ansteckung mit dem Corona-Virus angezeigt wurde. Aufgrund von Symptomen, die auftraten, ging der Betroffene zum Arzt und führte einen sichereren PCR-Test durch, der eine Erkrankung an Covid-19 ergab", berichtet Weber.

Umgekehrt habe der POC-Test eine Ansteckung signalisiert. Als daraufhin - wie vorgeschrieben - auch hier ein PCR-Test vorgenommen worden sei, habe sich das Ganze als falscher Alarm dargestellt.

Vor diesem Hintergrund halten Karoline und Florian Weber das Risiko für zu groß, wenn POC-Tests, deren Durchführung die Eltern selbst bestätigen, als Grundlage genommen werden. Ihren dreijährigen Sohn schicken sie mittlerweile nicht mehr in den Kindergarten, sondern organisieren aus Sorge vor einer Ansteckung selbst eine Betreuung.

"Die beste Lösung"

Diese Möglichkeiten hätten freilich nicht alle Eltern. Deshalb plädiert das Baiersdorfer Ehepaar für PCR-Tests und erhält Unterstützung von Eva Feller, deren Sohn den katholischen Kindergarten St. Josef besucht: "PCR-Tests sind wesentlich genauer und übermitteln letztlich deutlich schneller ein Resultat, auf das man sich verlassen kann."

Genauso sieht es Birgit Müller, welche die Städtische Kindertagesstätte an der Seligmannstraße leitet: "Für das gesundheitliche Wohl der Kinder und der Mitarbeiter, aber auch zur Eindämmung der Pandemie wäre das bestimmt die beste Lösung. Bei zuverlässigen Tests müssten außerdem sicher weniger Quarantänemaßnahmen, Teilschließungen oder gar komplette Schließungen angeordnet werden."

Mittlerweile berichten bundesweit die Medien über die Baiersdorfer Initiative. So machte jetzt zum Beispiel der Bayerische Rundfunk hierzu Filmaufnahmen.

Viele Unterzeichner

Inzwischen haben über 11 000 Bürger die Petition auf der Homepage https://www.openpetition.de/petition/online/pcr-pool-tests-in-bayerischen-kitas-jetzt unterzeichnet. Auch das bayerische Sozialministerium habe in Aussicht gestellt, PCR-Tests zu fördern, erläutert Florian Weber.

Allerdings seien die einzelnen Kindergärten überfordert, dies zu organisieren und mit den Labors Verträge auszuhandeln, Zudem kämen trotz der Förderung Kosten auf die Eltern zu.

Das Landratsamt ist unterdessen nicht mehr für die Bewilligung zuständig. Auch die Stadt Baiersdorf sieht sich logistisch nicht in der Lage, das Management für die PCR-Tests zu übernehmen. Weber hofft daher, dass sich der Freistaat dazu bereiterklärt.