Briten genießen nach Brexit und Lockdown Bier mit fränkischer Note

8.5.2021, 12:30 Uhr
Briten genießen nach Brexit und Lockdown Bier mit fränkischer Note

© Kraft Beer

Vornweg die gute Nachricht: Felix Bollen ist trotz Rückschläge durch die Schließungen in der Corona-Pandemie mit "German Kraft Beer" weiter auf Erfolgskurs.

"Für uns war es eine schwierige Situation, weil wir eigentlich all unser Bier direkt vor Ort aus dem Tank ausschenken und keine Flaschen oder Dosen füllen. Also hatten wir während des letzten Lockdowns keine Einnahmen, dafür aber immer noch monatliche Kosten", berichtet Bollen und ergänzt: "Im letzten Sommer wussten wir aber, dass es bestimmt nochmal zu einem Lockdown kommen könnte. Also haben wir heftig gespart – und Gott sei Dank den letzten Lockdown finanziell überstanden."

Im Food Court "Mercato Metropolitano" im Londoner Stadtteil Elephant and Castle und in der umgebauten St. Mark’s Church im Stadtteil Mayfair ist "German Kraft Beer" zu Hause. Eine Brauerei, die von einer bierbegeisterten Familie mit Wurzeln in Franken vor ein paar Jahren gegründet wurde.

Mutter stammt aus Eckental

Felix’ Mutter Silvia Bollen stammt aus Eckental und ging in Erlangen auf dem Christian-Ernst-Gymnasium zur Schule. Sie und ihr Mann waren beruflich viel in der Welt unterwegs. Seit über zwei Jahrzehnten sind sie in London zu Hause. Das fränkische Bier fehlte ihnen auch dort oft sehr: "Wir haben lange gelitten, dass wir gerade das Steinbach Bier nicht jenseits von Erlangen trinken konnten." Das sollte sich aber ändern, nachdem Sohn Felix – der gerade Grafikdesign in London studierte – ein Praktikum bei der Familie Gewalt in Erlangen absolviert hatte. Zurückgekehrt verkündete er: "Lasst uns in London Bier brauen!"

Ein Vorhaben nicht ohne Risiko, wie Vater Florian Bollen betont: "Es ist mutig, so etwas bei der großen Konkurrenz, die es in London gibt, zu starten. Doch wir waren uns sicher: Fränkische Bier-Qualität und der ,Taste of Erlangen’, also der Erlanger Geschmack, wird sich durchsetzen." Bewusst sollte durch ein "K" im Namen der Bezug zu Deutschland hergestellt werden.

Unterstützung von der Steinbach-Bräu

Tatkräftige Unterstützung fürs Vorhaben gab es von der Familie Gewalt. Als ein geeignetes Objekt in einer mehrere Tausend Quadratmeter großen "Essensmeile" gefunden war, ging es mit Steinbach-Brauerei-Chef Christoph Gewalt zur Brau-Messe, um den Kontakt zu Firmen, die auch kleinere Brauerei-Anlagen bauen, herzustellen. Auch ein Braumeister, der in Erlangen seine Lehre absolviert hatte, wurde vermittelt.

Briten genießen nach Brexit und Lockdown Bier mit fränkischer Note

© Felix Bollen

Schnell wurde "German Kraft Beer" in London bekannt. "Es gibt über 120 Brauereien in London, aber wir waren die erste, die sich auf deutsches Bier fokussiert hat und an wunderschönen Locations tank-frisches Bier ausschenkt. Die Leute kommen zu uns, weil sie den Biergarten-,Vibe‘ lieben, den wir erschaffen haben und natürlich unser Bier", berichtet Felix Bollen stolz. Trotz Corona-Krise hat der den Optimismus nicht verloren.

Beim vorerst letzten Lockdown hat Bollen mit seinem Team einen Sparkurs eingeschlagen. "Wir haben viel Zeit damit verbracht, die Zukunft zu planen und Reparaturen und Verbesserungen in unserem Biergarten auszuführen." Zudem wurde noch kurz vor einem Monat mit ,Dalston‘ ein dritter Gastronomie-Standort vorbereitet. Bollen: "Wir hatten bereits neue Leute eingestellt, die dann an vier Tagen Gäste empfangen konnten. Wir freuen uns aber nun sehr darauf, Kraft Dalston Mitte Mai richtig eröffnen zu können und haben schon ein paar Biertanks aufgefüllt."

Bleiben neben der Pandemie noch die Folgen des Brexits: "Malz, den wir aus Deutschland geliefert bekommen, ist ein bisschen teurer geworden. Im Moment ist es wegen der ganzen neuen Dokumente sogar kompliziert, Sachen wie Bierbänke zu importieren", berichtet Bollen. Aber vor allem fehlen Arbeitskräfte für den Service: "Viele junge Leute und Studenten aus Europa sind während des Lockdowns aus dem teuren London zu ihren Familien heimgekehrt. Und nach dem Brexit ist es für nicht wenige unattraktiv, wieder zurückzukehren."

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