Claus von Wagner unterhielt Erlangen

15.12.2015, 15:04 Uhr
Claus von Wagner unterhielt Erlangen

© Foto: Harald Hofmann

Was ist Geld, wo kommt es her, wo geht es hin? Und vor allem: Wer hat’s? Wenn man die Nacht über im Tresorraum einer großen Bank eingeschlossen ist, kommt man entweder auf blöd- oder auf tiefsinnige Gedanken (Überschneidungen sind möglich).

Dieser Typ da, der auf der Bühne des ausverkauften Erlanger Fifty Fifty zuerst lautstark lamentiert und mittels eines vorsintflutlichen Telefonapparats verzweifelt den Kontakt nach draußen herstellen will, aber sich in der Stille des Geldspeichers schließlich doch zum Brainstorming über den (in der kapitalistischen Wahrnehmung doch gar nicht so schnöden) Mammon hinreißen lässt, nennt sich Claus Neumann und soll bis zum nächsten Morgen eine Rede über seinen Wirtschaftsprüfer-Vater schreiben.

Lockere Szenenfolge

In Wirklichkeit heißt dieser agile Mensch Claus von Wagner, ist Kabarettist, „Anstalt“-gestählt und ein ziemlich flink- und scharfzüngiger Moralist, der in seinem Programm „Theorie der feinen Menschen“ ordentlich auf die Monetär-Kacke haut.

Als roten Faden für seine lockere Szenenfolge mit dem kabarett-spezifischen Themen-Hopping hat sich Wagner eben jenen Typen ausgedacht, der sich da an seinem Tischchen heftig mokiert über die Genese des Geldes an sich, darüber, was Finanzströme sind und was Derivate.

Wer bis dato noch nicht so richtig über die Finanzmärkte – aufgrund großer Labilität offensichtlich sehr empfindsame Erscheinungen – Bescheid wusste, ist nach diesem fabulösen Crashkurs bestens dafür gerüstet, künftig auf der Hut zu sein – vor Banken, Ratingagenturen, Wirtschaftsprognostikern und vor allem Bankberatern. Denn merke: „Wir sind das Plankton im Meer der Finanzhaie.“ Überall lauern sie, diese verschlagenen Raubtiere, um einem mit tollsten Versprechungen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Berechnungen und Prognosen solcher Finanz“produkte“ sind dabei oftmals so unseriös wie zynisch.

Aber mit der menschlichen Gier kann man ja bekanntlich schließlich immer noch die allerbesten Geschäfte machen.

Claus von Wagner kann das halt: Irgendwo zwischen Excel-Tabellen und Wirtschaft/Recht-Grundkurs Erklärungsansätze zu finden über eine (Halb-)Welt, in der sich jeder zwangsläufig tummelt, auch wenn „der Rücken schmerzt aufgrund zu großer Steuerlast“.

Die Fadenscheinigkeit des VWL-Monstrums „Bruttoinlandsprodukt“ (und dessen Ausblendung des menschlichen Kitts einer Gesellschaft) wird ebenso vor Augen geführt wie das Jammern auf hohem Niveau wegen der Kosten der Flüchtlingskrise (wo doch unlängst einfach mal so Hunderte von Milliarden in die Bankenrettung geflossen sind).

Noch nicht verbittert

Aber halt: „Theorie der feinen Menschen“ ist kein brutal-humorloses Abwatsch-Ding. Claus von Wagner ist 38 Jahre alt, zu jung, um schon verbittert zu sein.

Also hält er seinen einmal eingeschlagenen Kurs — Spaß, Kritik, Schauspiel — konsequent ein, so dass eben anspruchsvoll-anregendes Entertainment rauskommt.

Den Finger in Wunden legen, wo viele keine sehen, die andere aber schmerzen — das ist Kabarett. Im Wagnerschen Falle ein sehr gutes.

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