Corona: Schüler in Erlangen warten auf digitale Leihgeräte

8.10.2020, 12:00 Uhr
Corona: Schüler in Erlangen warten auf digitale Leihgeräte

© Kay Nietfeld/dpa

Einen Staat machen kann man mit dem digitalen Ausbau der Schulen in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern nicht. Während zum Beispiel in Dänemark 100 Prozent der Schulen funktionierendes WLAN haben, gibt es das lediglich an 26 Prozent der deutschen Schulen.

Als Brigitte Bayer, Leiterin des Schulverwaltungsamtes in Erlangen, kürzlich von diesen Zahlen erfuhr, dachte sie, vermischt mit einem Gefühl der Erleichterung: "Wir sind besser". Denn: Bei der IT-Ausstattung der Schulen ist die Stadt Erlangen auf einem guten Weg. 

Konzept "SmartER School"

Die Stadt Erlangen hat vor ein paar Jahren begonnen, die IT-Ausstattung an den 33 Schulen auszubauen, für die sie als Sachaufwandsträger zuständig ist. Im März 2017 beschloss der Stadtrat, das Konzept "SmartER School" umzusetzen, zu dem auch der Ausbau der Infrastruktur ebenso wie die Erhöhung der Bandbreiten gehört. Zwischen 2,6 und knapp 3,3 Millionen Euro wurden von 2018 bis 2020 jährlich dafür bereitgestellt. Für die nun folgenden Jahre sind Finanzmittel von jährlich 3,6 bis 4,2 Millionen Euro vonnöten.

Durchgeführt wird das Konzept vom Kommunalen Betrieb für Informationstechnik (KommunalBit).

Nicht darin enthalten sind Laptops, Notebooks und iPads für Schülerinnen und Schüler, die diese auch zuhause benützen können. Der Distanzunterricht in den ersten Monaten der Corona-Pandemie zeigte schnell, dass manche Schülerinnen und Schüler "abgehängt" wurden, weil zuhause die technische Ausrüstung fehlte. "Die meisten unserer Schüler haben über ihr Handy gearbeitet", erinnert sich beispielsweise Jutta Dirr, Rektorin der Hedenus-Mittelschule. "Wir haben versucht, in Eigenregie Laptops zu bekommen."

1200 Geräte sind bestellt

Eine Spende der VR-Bank und das Engagement eines Unterstützers ermöglichten es schließlich, vier Geräte anzuschaffen und an Schüler zu verleihen. Doch jetzt soll Hilfe in größerem Stil kommen. Knapp 808.000 Euro an Bundesfördermitteln wurden der Stadt im Sommer für die Anschaffung von digitalen Endgeräten zugesichert. Diese sollen an Schülerinnen und Schüler verliehen werden, deren Familien sich eine eigene Ausstattung nicht leisten können. 1200 iPads und Windows Tablets hat das Schulverwaltungsamt bestellt. Der Bedarf war zuvor an den Schulen abgefragt worden. "Die gute Nachricht ist, dass wir alle Wünsche der Schulen befriedigen konnten", freut sich Brigitte Bayer.

Die schlechte Nachricht: Bisher sind die Geräte noch nicht in Erlangen eingetroffen. Man hoffe, dass man sie bis zu den Herbstferien erhalte, ist aus der Verwaltung zu hören. Bei manchem Schulleiter löst dies inzwischen leichte Nervosität aus. Denn darauf, dass einzelne Schulklassen oder, wie diese Woche am Albert-Schweitzer-Gymnasium, ein ganzer Jahrgang in häusliche Quarantäne geschickt werden müssen, weil ein Corona-Fall aufgetreten ist, haben sich in den Schulleitungen alle eingestellt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis das passiere, ist zu hören. Dann aber sei wieder Distanzunterricht fällig – und für den werden die noch nicht gelieferten Geräte benötigt.

Voraussetzungen fürs digitale Lernen

"Alle unsere Lehrer und Schüler haben die Microsoft Teams-Zugänge", sagt Jutta Dirr. "In einem möglichen Lockdown könnten wir sehr viel erleichterter weitermachen." Besonders bei den Abschlussklassen sieht sie eine große Verantwortung gegenüber den Schülern, die sich für die Prüfungen vorbereiten müssen. An der Hedenus-Mittelschule selbst – und zwar in beiden Schulhäusern – seien inzwischen hervorragende Voraussetzungen fürs digitale Lernen geschaffen, sagt sie. Was die Grundverkabelung betreffe, könne sich Erlangen auf die Schulter klopfen. "Das ging schnell."

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