Männertreff informiert sich

Das jüdische Leben in Ottensoos

3.2.2022, 13:19 Uhr
Der Männertreff vor der ehemaligen Synagoge. Tanja Riedel begrüßte die Besucher.

© Ernst Bayerlein, NN Der Männertreff vor der ehemaligen Synagoge. Tanja Riedel begrüßte die Besucher.

„Man(n) trifft sich“, der ökumenische Themenstammtisch innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde traf sich nicht wie üblich im Gemeindehaus, sondern zu einem Außentreff in Ottensoos bei Lauf a. d. Pegnitz. Ziel war die ehemalige Synagoge, Hans Klaussner hatte dazu den Kontakt hergestellt.

Tanja Riedel, Vorstandsmitglied des Freundeskreises ehemalige Synagoge Ottensoos e.V. begrüßte die Männer und freute sich über das Interesse. In Ottensoos gab es eine vier jahrhundertelange Tradition des Landjudentums sowie in vielen anderen Gemeinden der Region auch. Friedlich und gut lebten die Familien zusammen im Dorf.

Synagoge brannte 1872

Die Juden waren insbesondere im Hopfen- und Viehhandel tätig, sowie im Geldverleih und als Kleinhausierer. Sie konnten sich selber Häuser bauen und 1686 eine Synagoge. Diese brannte 1872 allerdings ab und es wurde eine neue Synagoge mit einem großen Tonnengewölbe, das heute noch vorhanden ist, errichtet.

Auch auf die Bildung wurde sehr großen Wert gelegt und eine Religionsschule mit Lehrerwohnung gebaut. Die jüdische Gemeinde wurde nach 1860 in Ottensoos allerdings immer kleiner, viele Juden zogen in das nahe Nürnberg oder wanderten aus.

1938: Synagoge geplündert und zerstört

Nach 1933 gab es in Ottensoos nur noch wenige Juden, in der Reichskristallnacht 1938 wurde dann die Synagoge geplündert und teilweise zerstört. Nach dem Krieg wurde das Gebäude als Kindergarten und als Armenhaus genutzt.

Nach einem Umbau wohnten dann vier Familien bis 1990 im Haus. Im Jahr 2010 konnte die Gemeinde Ottensoos die ehemalige Synagoge kaufen und mit erheblichen öffentlichen Fördermitteln wurde das Gebäude saniert und dient heute als Ort der Begegnung, der Bildung, dem Gedenken, der Kultur, für kleine Veranstaltungen und für Feste.

Es ist keine Synagoge mehr, ist aber auch kein Museum, sondern ein „besonderer Ort“, führte Tanja Riedel aus. Nach der Besichtigung des stattlichen Gebäudes war der Wissensdurst der Teilnehmer noch nicht gestillt, doch Riedel beantwortete geduldig alle Fragen.

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