Der Meisterspieler und sein Trainer trafen als Gegner aufeinander

3.12.2007, 00:00 Uhr
Der Meisterspieler und sein Trainer trafen als Gegner aufeinander

© Ralf Rödel/oh

Beim Handballspiel zwischen Forchheim und Rothenburg trafen sie nämlich direkt aufeinander: Helmut Hofmann und Norbert Münch, die vor über zwanzig Jahren die Protagonisten des größten Erlanger Handball- Erfolges waren. Helmut Hofmann, damals 27 Jahre alt, als Trainer jener legendären Jugendmannschaft der CSG Erlangen, die 1983 und 1984 die deutsche B- und deutsche A-Jugendmeisterschaft gewann. Und Norbert Münch war der Torjäger im linken Rückraum, damals gerade 18 Jahre alt.

Wer kennt sie noch, seine Mitspieler von damals? Henrici, Gasper, Bauer - die Torhüter; Wunder, Ratajczak, Reese, Polyanszky, Rothberger, Haufenmair, Sauer, Schrauder, Haberzettl, Sieber, Lehr, Fellner, Recker, Zillert - all die deutschen Meister.

Hofmann, hauptberuflich Mathe- und Physiklehrer, hat nebenbei die CSG in der 2. Bundesliga trainiert, dann anstrengende Weltreisen dem noch anstrengenderen Trainerdasein vorgezogen, bis er nun doch wieder trainiert: die Bayernligahandballer aus Rothenburg.

Münch, beruflich Betriebswirt in Heroldsberg, startete nach seiner Spieler- mittlerweile auch eine Trainerkarriere. Über Herzogenaurach und Erlangen (2. Bundesliga!) kam er schließlich zum VfB Forchheim.

Zwei ruhige Trainer

Hier kreuzten sich jetzt einerseits die Wege mit dem früheren Trainer aus Jugend- und frühen Männerzeiten. Andererseits kreuzten sich die schöne und die bittere Geschichte.

Es war natürlich eine ganz besondere Handballstunde, hier Münchs früherer Trainer. Fünf Meter nebenan Hofmanns Meisterspieler, der jetzt auch Trainer ist. Beide mit ähnlichem Stil des Coachens: nicht Schreihälse und wilde Gestikulierer, wie man sie im Handball so oft sieht, sondern ruhige Leute, die Ruhe ausstrahlen, die ihren Spielern die Hände auf die Schultern legen, um zu beruhigen und nur selten laut werden. Dann, wenn halt die Amateure auf dem Parkett gar zu toll danebenliegen bzw. -werfen, wenn die wenigen Euro des Trainerhonorars zum Schmerzensgeld werden.

Es war jedoch auch eine bittere Lehrstunde für Forchheim, das mit 21:37 abgekanzelt wurde. «Seine Leistungsträger haben heute gefehlt», fand Hofmann tröstende Worte für Münch. In der Tat hat der sowieso keine bayernligataugliche Mannschaft zur Verfügung nach dem Forchheimer Finanz-Fiasko mit Wilhelm Schelsky, dessen Karriere als Chef der Arbeitnehmerorganisation AUB in Untersuchungshaft und dessen Mäzenatentum für den Handball mit einer Katastrophe endete. Und dann waren die drei Besten - alle drei ehemalige Erlanger - auch noch verletzt oder beruflich verhindert: Markus Blatt, Johannes Gradl und Ben Ljevar.

«Keiner kriegt jetzt Geld», berichtet Münch. «Fast alle Spieler sind weggegangen außer diesen Erlangern.»

Täglich wurde früher bei der CSG trainiert, erinnert sich Norbert Münch. Jetzt in Forchheim bietet er drei Übungseinheiten pro Woche an, aber bei weitem nicht jeder nimmt alle wahr. Und so steht Münchs Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz. Zehn Spiele, zehn Niederlagen.

Ohne Erlanger, ohne Spieler also aus Bayerns Handball-Hochburg, geht auch in Rothenburg nichts. Die beiden Egelseer-Buben spielen da; Patrick, ehemals bei der HG und in der 2. Bundesliga, warf am Samstag elf Tore gegen Forchheim, wo er übrigens zuvor engagiert war. Sein jüngerer Bruder Tilmann ist ebenfalls ein Leistungsträger im Hofmann-Team, das mit drei Siegen in die Saison gestartet war und dann sechsmal nicht gewonnen hat, als der Trainer wegen einer Fußoperation in der Klinik lag.

Hadziabdic und die Egelseers

Noch ein alter sympathischer Bekannter aus Erlanger Bundesligazeiten läuft jetzt auf im Dress der HG Rothenburg: Muzafer Hadziabdic. Das heißt: in dieser Saison lief er noch nicht auf. So hat auch Helmut Hofmann so seine Personalsorgen, denn ausgerechnet der Top-Torschütze der Bayernliga konnte noch kein einziges Spiel bestreiten. Hadziabdic kugelte sich in der Vorbereitung einen Finger aus und musste schließlich ebenfalls operiert werden.

So wurde es nichts mit dem ganz großen Erlanger Wiedersehen in der Bayernliga, nichts mit dem «Fest für Muza». Aber ein Festtag war es dann doch für Hofmann, dem der Kantersieg fast ein wenig peinlich zu sein schien. Naja, wer schießt schon gerne die Mannschaft ab, die der einstige Musterschüler trainiert. Auch wenn klar ist, dass die Bayernliga für diese Forchheimer Mannschaft einfach ein paar Nummern zu groß und Münch für sie etwas überqualifiziert ist.

Trotz der bitteren Lehrstunde durch die Rothenburger «Hofmänner».