Aktion am Mittwoch

Drei Erlanger Uni-Klinikärzte für Sie am Telefon: Helfen Mistel und Vitamine bei Krebs?

Sharon Chaffin

Redakteurin Erlanger Nachrichten

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27.4.2022, 06:00 Uhr

Wer unter einer schweren Erkrankung leidet, greift oft nach jedem Strohhalm, der zur Heilung beitragen könnte. Um den Therapieerfolg jedoch nicht zu gefährden, sollten unbedingt alle Maßnahmen aufeinander abgestimmt sein. Die Lösung hierfür heißt Integrative Medizin. Sie verbindet die wissenschaftlich evidenzbasierte Medizin mit erfahrungsbegründeter Medizin.

Dabei erfolgen die komplementären Methoden zusätzlich zur üblichen Behandlung und sind im Unterschied zur Alternativmedizin nicht als Ersatz zu sehen. Die Maßnahmen zielen vor allem darauf ab, die Verträglichkeit und die Wirksamkeit der Therapie zu unterstützen, Beschwerden zu lindern, Nebenwirkungen zu reduzieren, das Immunsystem zu stärken, die Lebensqualität zu verbessern und dadurch insgesamt zu einer besseren Krankheitsbewältigung beizutragen.

Vor allem bei Entzündungen und bei Krebserkrankungen hat sich der integrative Ansatz bewährt. Bei einer Telefonaktion dieses Medienhauses am Mittwoch, 27. April 2022, sitzen zwei Expertinnen und ein Experte des Universitätsklinikums Erlangen an den Hörern und beantworten von 18 bis 20 Uhr Fragen aus der Bevölkerung zur Integrativen Medizin bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen und Krebs.

Im Rahmen der Integrativen Medizin wird nicht die Erkrankung einer Patientin beziehungsweise eines Patienten in den Fokus gerückt. Vielmehr betrachtet das Behandlungsteam den gesamten Menschen und versucht daher auch, ein individuell zugeschnittenes und ganzheitliches Therapiekonzept zu erstellen. Schwerpunkte integrativer Behandlungsmethoden sind unter anderem klassische Naturheilverfahren, Sport- und Bewegungstherapien, die Pflanzenheilkunde, Ernährungstherapien, Entspannungstrainings, Hydro-, Enzym- und Misteltherapien, Immunstimulanzien, Vitamine, Spurenelemente, Probiotika und Strategien für einen gesunden Lebensstil.

Die Konzepte der Integrativen Medizin sind fester Bestandteil der ganzheitlichen Behandlung im Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport (Leiterin: Prof. Dr. Yurdagül Zopf) an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Uni-Klinikums Erlangen. „Einer unserer Schwerpunkte ist die Erforschung und die Therapie des Tumorkachexie-Syndroms“, sagt Prof. Zopf. „Dieses Krankheitsbild betrifft etwa jede zweite Krebspatientin bzw. jeden zweiten Krebspatienten.

Es führt zum Verlust der Muskelmasse und der Muskelkraft – Betroffene fühlen sich deshalb körperlich schwach und müde. Das schränkt nicht nur die Lebensqualität erheblich ein, sondern gefährdet auch den Erfolg der Krebsbehandlung. Eine gezielte Ernährungstherapie auf Basis einer gesteigerten Eiweißzufuhr und ein an die körperliche Konstitution angepasstes Muskeltraining sind deshalb sehr wichtig.“

Unverzichtbare Rolle

Auch bei der Behandlung von chronischen Entzündungen wie Colitis ulcerosa spielen die Ernährungs- und die Bewegungstherapie eine große Rolle und sind unverzichtbare Elemente der individuellen Behandlungspläne.

Auch die Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Uni-Klinikums Erlangen setzt auf Integrative Medizin und hat seit einigen Jahren eine eigene Sprechstunde etabliert. Dr. Sophia Antoniadis betont: „Unser breit gefächertes Angebot an ergänzenden Therapiemethoden richtet sich etwa an Patientinnen mit Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterhalskrebs, aber auch an diejenigen mit gutartigen gynäkologischen Erkrankungen wie Endometriose und Wechseljahresbeschwerden.“

Schritte sollen aufeinander abgestimmt werden

Ein Ziel der Integrativen Medizin sei es auch, die wissenschaftlich evidenzbasierte Therapie besser in die aktuelle Lebenssituation der Betroffenen einzubetten und die Akzeptanz der Erkrankung zu verbessern. Für den Therapieerfolg sei entscheidend, dass alle Schritte aufeinander abgestimmt werden. So lasse sich vermeiden, dass es zu unerwünschten und möglicherweise gefährlichen Neben- und Wechselwirkungen kommt.

Bösartige Tumore, Leukämien, maligne Lymphome: In der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen) des Uni-Klinikums Erlangen werden Patientinnen und Patienten mit besonders schweren, meist lebensbedrohlichen Erkrankungen behandelt. „Oft müssen wir das gesamte Spektrum moderner Diagnostik und Therapien einsetzen, wozu beispielsweise Systemtherapien mit Zytostatika, Knochenmark- und Blutstammzelltransplantationen zählen“, erläutert Dr. Ali Behzad. „Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich aber auch, wie wichtig komplementäre Verfahren sind, um die Therapien verträglicher zu machen und den Betroffenen zu helfen, sich in der neuen Situation sowohl psychisch als auch sozial neu zu orientieren.

Durch die positiven Erfahrungen gewinnen sie die Kraft und das Vertrauen, selbstwirksam, informiert und aktiv zum Erfolg ihrer Therapie beizutragen.“ Deswegen absolvierte der Facharzt für Innere Medizin neben einer Ausbildung in klassischen Naturheilverfahren noch Ausbildungen in Musiktherapie, in traditioneller chinesischer Medizin und in Akupunktur. Mit seinem Fachwissen hat er in den vergangenen Jahren in der Medizin 5 eine Sprechstunde für Integrative Medizin aufgebaut und bietet ergänzende Behandlungen an.

Telefone sind geschaltet

Welche zusätzlichen Maßnahmen können bei Brustkrebs noch helfen? Drei Experten des Erlanger Uni-Klinikums beantworten bei einer Telefonaktion am 27. April 2022 dazu Fragen (Symbolbild). 

Welche zusätzlichen Maßnahmen können bei Brustkrebs noch helfen? Drei Experten des Erlanger Uni-Klinikums beantworten bei einer Telefonaktion am 27. April 2022 dazu Fragen (Symbolbild).  © Friso Gentsch/dpa, NN

Am Mittwoch, 27. April 2022, beantworten die zwei Fachärztinnen und ein Facharzt von 18 bis 20 Uhr die Fragen der Anruferinnen und Anrufer zum Thema Integrative Medizin. Im persönlichen Gespräch erfahren Interessierte, was sie selbst tun können, um ihren Körper zu stärken, und an wen sie sich konkret wenden können.

An den Telefonen sitzen Prof. Dr. Yurdagül Zopf (Hector-Center/Medizin 1), Dr. Sophia Antoniadis (Frauenklinik) und Dr. Ali Behzad (Medizin 5). Die Telefonaktion wurde initiiert vom Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum Immuntherapie – beides Einrichtungen des Uni-Klinikums Erlangen. Prof. Zopf ist unter der Telefonnummer (09131) 85-40106 zu erreichen, Dr. Antoniadis unter (09131) 85-40107 und Dr. Behzad unter (09131) 85-40432.

DZI als Anlaufstelle

Das Deutsche Zentrum Immuntherapie (DZI) dient als zentrale Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Krebs. Es bietet Behandlungsmöglichkeiten mithilfe gezielter und individueller Immuntherapien.

Das Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (CCC Erlangen-EMN) ist ein interdisziplinäres onkologisches Exzellenzzentrum, ein sogenanntes Comprehensive Cancer Center (CCC). In der dreigliedrigen Versorgungsstruktur in Deutschland ist das CCC Erlangen-EMN eines der Spitzenzentren mit einer Kombination von Patientenversorgung, Forschung und Lehre.

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