Eckental: Luther-Spektakel mit Songs von Bob Dylan

22.5.2017, 06:00 Uhr
Eckental: Luther-Spektakel mit Songs von Bob Dylan

© Scott Johnston

Auftakt war in der Kalchreuther Andreaskirche mit einer Andacht und einem Anspiel, bei dem sich Luther mit seinem Beichtvater Staupitz auseinandersetzte. Die Besucher hatten es weit bequemer als die Gläubigen im frühen 16. Jahrhundert: Mit gut gepolsterten Reisebussen wurde sie anschließend zur Kirche St. Anna in Forth kutschiert.

Dort erwartete sie bereits die Kirchenband "Forth forte" mit Stephan Falter, Linda Ullherr sowie Katja, Klaus und Lena Leipnitz, die neben klassischen Lutherliedern auch Gospels und Songs von Bob Dylan und Led Zeppelin vortrugen. Kurz darauf tuckerte der Traktor mit dem Anhänger für die Bühne durch die Einsteinstraße.

Forths Pfarrer Johannes Häselbarth spaltete als Tetzel mit Engelsruhe Holzpflöcke für die Eckentaler Ausgabe des Fegefeuers.

Dann skizzierten die Närrinnen Martina Salzmann, Petra Grieseler und Jacqueline Majbour ein durchaus scharfzüngiges Porträt des umstrittenen Ablasspredigers.

Deutlich wurde auch, wie sehr das Volk damals unter den zahlreichen Abgaben litt. Dabei standen die kirchlichen den weltlichen Fürsten in ihrem verschwenderischen Leben oft nicht nach.

Erfolgreich wurde die Angst als Manipulationsinstrument eingesetzt, um die niederen Stände in Schach zu halten. Pfarrer Häselbarth alias Johann Tetzel entzündete symbolisch die Holzscheite und bot einen simplen Weg an, sich von den Sünden und den hieraus resultierenden Qualen bei der Buße zu befreien: "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt."

Immerhin könnten die Bauern und Handwerker mit Silberlingen dazu beitragen, dass die angeblich vom Vermodern bedrohten Gebeine der Apostel im Petersdom zu Rom ebenso gerettet werden wie das eigene Seelenheil. Luther hingegen trat für einen Gott der Liebe, Gnade und Barmherzigkeit ein. Das Wort des Evangeliums sei entscheidend, nicht die Behauptungen des Klerus.

Jürgen Salzmann schlüpfte in die Rolle des großen Reformators und hämmerte vor der Annakirche die berühmten 95 Thesen an das Holztor auf dem Wagen.

Im Kirchhof von Eschenau durften sich die Zuschauer danach mit Essen nach Rezepten aus der Übergangsphase vom Mittelalter zur Neuzeit stärken, bevor der Disput zwischen Luther und dem päpstlichen Legaten Thomas Cajetan, der ihn aufforderte seine Thesen zu widerrufen, dargestellt wurde. Der Bauernkrieg war bei dem Luther-Spektakel ebenfalls Thema.

Luthers Ehefrau Katharina von Bora erzählte an der Eckenhaider Friedenskirche aus ihrem Leben. Das so genannte "Lutherspektakel" klang schließlich in Beerbach mit besinnlicher Musik unter der Leitung des Dekanatskantors Andreas Schmidt aus.

Regie bei dem Theaterreigen führte die Historikerin Martina Switalski, Rektorin in Nürnberg und Kirchenvorsteherin in Forth. In weiteren Rollen traten der Eschenauer Pfarrer Martin Irmer, Vikar Bastian Müller, Religionslehrer Winfried Heider, Manuela, Luisa und Elena Häselbarth, Paul und Emma Falter, Julia Salzmann, Wolfgang Scheffler sowie Susanne Michler auf.

Mit Kostümen aus Gräfenberg

Das Bühnenbild konzipierte Heike Müller. Unterstützt wurde die Truppe von der Theatergruppe "Forthissimo" und der Eschenauer Burschenschaft um Peter Reiser, die ihre dramaturgische Erfahrungen mit einbrachten. Franziska Rabe vom Historischen Verein in Gräfenberg steuerte die passenden Kostüme bei.

Martina Switalski freute sich, dass mit dem Projekt auch die Zusammenarbeit zwischen den evangelischen Gemeinden der Region gefördert werden konnte: "Toll war außerdem, dass sich auch Katholiken die Vorführungen angesehen haben. Das zeigt, wie sich die Zeiten zum Glück geändert haben."

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