Ein Ende der Schlagloch-Rallye Richtung Erlangen ist endlich in Sicht

Scott Johnston

E-Mail zur Autorenseite

13.11.2020, 06:00 Uhr
In den Abendstunden noch einmal zärtlich in die Pedale treten: Der Forstweg von der Habernhofer Mühle nach Erlangen ist eine sehr idyllische Strecke.

© www.pixabay.com In den Abendstunden noch einmal zärtlich in die Pedale treten: Der Forstweg von der Habernhofer Mühle nach Erlangen ist eine sehr idyllische Strecke.

Schon jetzt freuen sich die Radler, dass sie sich nicht länger auf dem Wehrwiesenweg von Unterschöllenbach bis zur Habernhofer Mühle vorwärtskämpfen müssen. Auf dieser gut ausgebauten Landstraße brausen die Autos nämlich oft mit über 100 Stundenkilometern dahin.

"Wenn Gegenverkehr auftauchte, bremste hier kaum jemand wegen eines Radfahrers ab, sondern fuhr so knapp an diesem vorbei, dass einem mulmig wurde. Mit Kindern konnte man diese Strecke ruhigen Gewissens auf keinen Fall wählen", erzählt ein 61-jähriger Eckenhaider.

2014 wurde der erste Schritt getan, um die Sicherheit zu erhöhen, und ein asphaltierter Weg für Radfahrer und Fußgänger vom Unterschöllenbacher Kreisel bis zur Minderleinsmühle angelegt.

Lebensgefährliche Situation

"Beim Kreisverkehr muss man jedoch nach wie vor höllisch aufpassen, wenn ein Auto abbiegt, da viele Fahrer nicht auf die Radler achten. Einmal entging ich einem Unfall nur um Haaresbreite, indem ich eine Vollbremsung hinlegte, durch die ich fast gestürzt wäre. Der Kleinlaster fuhr einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Dies wunderte mich nicht, denn der Mann am Steuer, der meine Vorfahrt missachtet hatte, telefonierte eifrig mit dem Handy", berichtet ein 42 Jahre alter Informatiker aus Brand, der regelmäßig in die Arbeit nach Erlangen radelt.

Lange verhandelte das Landratsamt mit den Grundstückseigentümern, um den Radweg parallel zur Schwabach endlich weiterführen zu können. Als die Verträge schließlich unterzeichnet waren, wurde sofort mit dem 1,18 Millionen Euro teuren Projekt angefangen.

Beitrag zum Klimaschutz

"Für uns ging mit der Einweihung der 2,9 Kilometer langen Strecke ein großer Wunsch in Erfüllung. Wenn immer mehr Menschen mit dem Rad in die Arbeit fahren, verringert sich dadurch die Belastung für die Anwohner an den Einfallstraßen nach Erlangen. Zudem wird in der Summe ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet", betont Esther Schuck, Radverkehrsbeauftragte der Gemeinde Uttenreuth und Fraktionssprecherin der "Unabhängigen" im Gemeinderat.

Wer es mit dem Fahrrad von Eckental bis zur Habernhofer Mühle bei Weiher geschafft hat, für den beginnt auf der restlichen Strecke bis in die Hugenottenstadt freilich ein kleines Abenteuer. Entweder kurvt er in Slalomlinien auf dem Forstweg am Waldrand in Richtung Erlangen und hofft, dass Bandscheiben und Reifen die Schlagloch-Rallye irgendwie überstehen, oder er nimmt die Route durch Uttenreuth.

Auch dort ist der Belag nicht im besten Zustand. Zudem müssen Radler immer wieder auf die stark befahrene Staatsstraße 2240 ausweichen und bei den Seitenstraßen aufpassen, dass sie nicht übersehen werden.

Petition eingereicht

Deshalb hatte die "Bürgerinitiative für umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal", deren Vorsitzende Esther Schuck ist, eine Petition mit über 900 Unterschriften beim Staatsforst eingereicht und darum gebeten, den Forstweg von der Habernhofer Mühle bis zum Obi-Kreisel in Erlangen so herzurichten, dass ihn auch Radler gut nutzen können.

Der zuständige Forstbetrieb in Nürnberg ist dem Vorschlag gegenüber sehr aufgeschlossen. Eine Asphaltierung sei allerdings nicht sinnvoll, da beim Befahren mit den schweren Maschinen der Waldarbeiter Schäden entstehen würden, die dann ständig beseitigt werden müssten, hebt Leiter Johannes Wurm hervor. Deshalb wird zusammen mit Fachleuten derzeit nach einem Belag gesucht, der sowohl für die Forstfahrzeuge als auch Fahrräder geeignet ist.

Die Hoffnungen ruhen hier auf sogenannten Stabilizern, die vor einigen Jahren Forscher in den USA entwickelten. So werden einem feinkörnigen Mineraliengemisch natürliche Bindemittel hinzugefügt, wodurch sich die Stabilität deutlich erhöht, ohne die Wasserdurchlässigkeit einzuschränken.

Unterhalt ist zu regeln

Weiterhin ist zu prüfen, ob Fördergelder für den Ausbau des Weges zur Verfügung stehen. "Da der Forst seine Finanzmittel in erster Linie für die Pflege und Bewirtschaftung des Waldes einschließlich des Klimaschutzes einzusetzen hat, wäre es außerdem prima, wenn die angrenzenden Gemeinden die Kosten für den Unterhalt des Weges von ungefähr 5000 Euro im Jahr übernehmen könnten", so Wurm.

Sobald Förderung und Unterhalt geklärt sind sowie ein passender Belag endgültig festgelegt wurde, kann der Forstbetrieb mit dem Umbau beginnen. "Wenn alles glatt geht, dürfte das schon im Frühjahr der Fall sein, schlimmstenfalls wird es Herbst 2021", erläutert Johannes Wurm.

https://www.nordbayern.de/region/erlangen/viele-radwege-wunsche-im-ebrachgrund-sind-noch-offen-1.10346931

Uttenreuths Bürgermeister Frederic Ruth hält die Strecke für eine wichtige Ergänzung zum Radwegenetz, das bekanntlich im ganzen Landkreis sukzessive verdichtet werden soll. Auch für die Trasse durch Uttenreuth hat er gute Nachrichten: Im Zuge der Sanierung der Staatsstraße ab dem nächsten Jahr soll auch der Radweg verbreitert und sicherer gemacht werden.

Ruth: "Das Rad wird als Fortbewegungsmittel immer beliebter. Diesen Trend möchten wir unbedingt unterstützen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet."

4 Kommentare