Ein Visionär analysiert aus der Distanz

25.2.2012, 13:00 Uhr
Ein Visionär analysiert aus der Distanz

© Klaus-Dieter Schreiter

Es sollte eine Lebensaufgabe werden, der auch der zweimalige Umzug vom Sportplatz an der Henkestraße zu einem Areal südlich des Forschungszentrums und von da auf die Siemens Sportanlage nichts anhaben konnte. Zwei Abteilungen, Leichtathletik und Handball, bildeten den Kern des Vereins, der zu Blütenzeiten fast vierhundert Mitglieder zählte. Bald schon konnte man Gloel in den Erlanger Straßen, aber auch bei sämtlichen Schulsportfesten im Gespräch mit Jugendlichen erblicken. Er verstand es immer wieder sie für seine Ideen zu begeistern. Das komplette Leichtathletik Zehnkampfprogramm und die ideale Verknüpfung mit dem Handballsport wurden sein Erfolgsmodell. Als Fünfzigjährigem verlieh ihm die Stadt Erlangen, den Ehrenbrief Sport für seine präventive und soziale Aufgabenerfüllung.

Er war kritischer Besucher sämtlicher Versammlungen des Stadt-Sportverbandes. Seine Beiträge waren immer auch Denkanstöße und sorgten für lebhafte Diskussionen. „Er war aber vor allem eine Vaterfigur für viele. Schon sehr früh hat er die richtige Ernährung programmiert, die Rahmenbedingungen und ein hohes Maß zur richtigen Einstellung vermittelt. Er hat was hinterlassen“, analysiert Frank Bergemann den Schöpfer des heutigen Erlanger Handballs.

Familien begeistert

Der HCE-Trainer mit internationaler Erfahrung ist im Alter von 14 Jahren erstmals seinem Mentor begegnet. Dieser konnte seine Vorstellung von Sport wie kein Zweiter vermitteln, und er konnte nicht nur die Kinder sondern ganze Familien in seine Ideen einbeziehen. Da fuhren Mütter mit voll gepackten PKW ihre und andere Kinder zum Höhentraining nach Altenmark, um sie nach einer Woche braungebrannt und durchtrainiert wieder abzuholen. Da wurden riesige Kuchentheken zu den ersten Meisterschaftsspielen in der Eurohalle aufgebaut und verkauft um ein wenig Geld für die weiten Fahrten zu den Wettkämpfen in der Leichtathletik und vor allem zu den Jugend Handballspielen auf landesweiter, süddeutscher und bundesweiter Ebene zu erwirtschaften.

Und dann wurde Gloel auch noch sein eigener PR-Mann. Als in der Sponselhalle die Männermannschaft des TB 1888 gegen die TG Landshut die Bayernliga und damit die Gründung der HG sicherte, schaffte er es dass einige dablieben und zusammen mit den CSG-Eltern die Jugend beim Kampf um die Süddeutsche Meisterschaft anfeuerten. Karl-Heinz Hiersemann, Landtagsvizepräsident, feuerte mit einer echten Kuhglocke die Jugend an. Später war es dann Samba-Livemusik einer Trommlergruppe um den Sohn von Claus Uhl, die passend zu den „brasilianischen Trikots“ den unverwechselbaren Sound in Erlangens Sporthalle brachte.

Über den legendären Aufstieg der CSG von der Kreisliga bis in die 2. Bundesliga ist schon vieles berichtet worden. Erich Gloel hat sich an so manches gewöhnen müssen. Er, der lupenreine Amateur, sah gut bezahlte internationale Stars für die CSG auflaufen. Und er musste feststellen das längst nicht alles finanziert werden konnte. Er hat tapfer aber vor allem streitbar unter dem Einsatz seines ganzen Vermögens gegen die schleichende Insolvenz des Vereins angekämpft. Letztlich war es ein vergeblicher Kampf. Doch in dem vor zehn Jahren gegründeten Handballclub Erlangen ist die CSG für alle sichtbar im Vereinsemblem verewigt. Mit Frank Bergemann gibt seit viereinhalb Jahren ein Trainer die sportliche Zielrichtung vor, der ohne Umschweife sagt: „Die CSG von Erich Gloel, das ist mein zu Hause.“

Über den heutigen Handball ist der 87-Jährige bestens informiert. Und auch die neue Managementgeneration um Carsten Bissel und Paul Weber hält Kontakt und informiert den „Guru“ des Erlanger Handballsports über die neuesten Entwicklungen. und Erfolgsgeschichten.

Der HCE in der Siemens-Halle?

Hell wach lauscht er den Worten seiner Besucher, hinterfragt die sportlichen Belange und nutzt die Gunst der Stunde um seine „alten“ Probleme los zu werden. Natürlich beschäftigt ihn auch das Thema einer neuen Halle. Da hat er die Siemens Sporthalle voll im Visier. Er würde sie nach Süden über die riesige Glasfront hinaus beliebig groß erweitern. Platz ist ja genügend da, argumentiert er und wegen der Kosten müsste man sich angesichts der Eigentumsverhältnisse auch keine Gedanken machen. Man muss schon in den Annalen blättern um herauszufinden, das Gloel vor gut 20 Jahren im Zusammenhang mit einer Aussiedlung seiner CSG aus dem Siemens Sportgelände einmal eine Achtfachhalle gefordert hatte. Natürlich um eine Leichtathletiklaufbahn darin unterzubringen. Für die Anforderungen des Bundesligahandballs von Heute wäre sie sicher auch groß genug gewesen. ROBERT THALER

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