Erlangen: Autor erhält bedeutenden Krimi-Preis

1.5.2021, 06:00 Uhr
Erlangen: Autor erhält bedeutenden Krimi-Preis

© Jacco Kliesch

Chapeau! Der Erlanger Tommie Goerz, Autor von Krimis (jüngst erschien die Kriminalgeschichten-Sammlung "Das letzte Bier") und Sachbüchern ("Tante Emma lebt – Zu Besuch in kleinen fränkischen Läden"), erhielt nun in der Kategorie "Roman" den mit 5000 Euro dotierten Friedrich Glauser-Preis für den besten deutschsprachigen Kriminalroman des vergangenen Jahres.

Tommie Goerz heimste den Preis für sein Werk "Meier" ein, in dem es um einen unschuldig wegen Mordes verurteilten Mann geht, der sich nach seiner Entlassung auf Rachefeldzug begibt (wir stellten den Roman im vergangenen Jahr vor). In der Begründung heißt es unter anderen: "Der Autor ist um die Fähigkeit zu beneiden, mit wenigen, kernigen Worten Menschen, Situationen oder Orte so zu beschreiben, dass man sie plastisch vor Augen hat. Er schafft Charaktere, die gleichermaßen glaubhaft realistisch wie erschreckend sind. Dabei zeichnet er ein Bild der Gesellschaft, das wie eine Karikatur der Wirklichkeit wirkt, aber wohl lediglich eine leichte Überzeichnung darstellt."

Der Friedrich-Glauser-Preis gilt neben dem Deutschen Krimi Preis als der wichtigste Krimipreis im deutschsprachigen Raum. Die Erlanger Nachrichten unterhielten sich mit dem glücklichen Autor.

 

Herr Goerz, Glückwunsch zum Glauser-Preis. Hat Sie bereits die Nominierung überrascht und haben Sie danach auf die Auszeichnung gehofft?

Danke für die Glückwünsche. Ja klar, die Nominierung hat mich schon überrascht. Bei über 300 eingereichten Krimis aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unter die besten fünf zu kommen, war für sich schon Hammer genug. Aber dann habe ich, wenn ich ehrlich bin, das Thema bis zur Bekanntgabe des Winners ausgeblendet, weil dann ist die Enttäuschung nicht so groß, wenn man nicht gewinnt. Insgeheim aber hofft man natürlich doch, ganz vermeiden lässt sich das nicht.

 

Kennen Sie eigentlich die Werke Ihrer ebenfalls auf der Shortlist nominierten Kollegen?

Ehrliche Antwort? Nein, nicht eine Zeile – weil ich generell fast keine Krimis lese. Das mag für einen Krimiautor paradox klingen, ist aber so. Jetzt in dem speziellen Fall allerdings wäre ich zwar schon neugierig gewesen, wollte dann aber auch nicht auf einen Krimi stoßen, den ich am Ende saugut gefunden hätte. Das hätte mich nur desillusioniert.

 

Was ist das für ein Gefühl, in einer Reihe mit dem Glauser-Preis Ausgezeichneten früherer Jahre, wie Ingrid Noll, Martin Suter, Bernhard Schlink, Alfred Komarek, Jürgen Alberts und Hansjörg Schneider, zu stehen?

Das Gefühl würde ich mit "unwirklich" beschreiben. Ich habe große Hochachtung vor den Werken dieser und anderer Autorinnen und Autoren, aber eigentlich will ich mir über so eine Frage gar keine Gedanken machen. Weil’s einen nur einschüchtert. Und wenn man eingeschüchtert ist, ist man unfrei. Ich mag’s lieber frei. Ich werde allerdings versuchen, mir und den Kolleginnen und Kollegen keine Schande zu bereiten.

 

Was macht jetzt ein solcher Preis mit einem? Spornt er an, erneut etwas Besonderes zu schaffen? Muss Friedo Behüt-uns, Hauptfigur Ihrer Regionalkrimi-Reihe, darunter leiden, sprich: Wird diese Reihe nun erstmal auf Eis gelegt?

So schön so ein Preis ist, er ist natürlich auch eine Hypothek. Denn jedes weitere Buch wird jetzt erstmal eine größere Aufmerksamkeit erfahren und natürlich immer auch an "Meier" gemessen werden. Allerdings habe ich da auch keine Angst davor. Ich schreib halt, so lange ich Lust und Ideen dazu habe und so gut ich es kann – ich glaube aber auch, dass an die "Behütuns-Reihe" auch in Zukunft andere Maßstäbe gelegt werden, weil Behütuns den Ruch des "Regionalkrimis" hat, und das ist in den Köpfen der Leute eine andere Liga. Das kann man blöd finden, ist aber so. Aber es wird definitiv noch einen Behütuns geben.

 

In unserem letzten Gespräch erzählten Sie, dass Sie auch weiterhin Neues ausprobieren möchten und auch schon etwas in der Schublade läge. Wie weit ist das gediehen?

Das Manuskript ist beinahe fertig. Es ist wieder ein Krimi, aber doch auch nicht – und wieder ganz anders. In der Sprache nicht so "schnell" wie Meier, eher einfach gehalten, dafür eindringlich. Ich sag’s mal so: Wenn der "Meier" Rock war, dann kommt jetzt ein getragenes Adagio in Moll, düster und leise, aber unausweichlich . . .

 

Wie feiert man in Corona-Zeiten einen solchen Erfolg?

Man macht sich zusammen mit seiner Frau ’ne Flasche Wein auf, versucht zu kapieren, was der Preis bedeutet, kapiert es aber nach dem dritten Glas immer noch nicht und geht dann ins Bett, Ende der Feierlichkeiten. Und am nächsten Tag quillt das Postfach über vor lauter Glückwünschen.

Tommie Goerz: "Meier". ars vivendi verlag Cadolzburg, 168 Seiten, 18 Euro.

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