Erlangen: Mit energieeffizientem Klärwerk in die Zukunft

28.10.2020, 10:30 Uhr
Erlangen: Mit energieeffizientem Klärwerk in die Zukunft

© Klaus-Dieter Schreiter

Im jüngsten Bau- und Werkausschuss lud Wolfgang Fuchs, Werkleiter des Entwässerungsbetriebs der Stadt Erlangen (EBE), die Stadträte ein, doch einmal zu einer Besichtigung ins Klärwerk zu kommen.

Dorthin also, wo alle Abwässer der Stadt und aus einigen Gemeinden und Abwasserverbänden im Umland hinfließen. Es gibt gute Gründe, eine solche Einladung auszusprechen. Denn die Erlanger Kläranlage ist nach erheblichen Investitionen durch die Stadt ein preiswürdiges Vorzeigeprojekt geworden. 2019 wurde sie mit dem Energieeffizienzpreis der Energieregion Nürnberg ausgezeichnet.

Investitionen in Höhe von 96 Millionen Euro

190.000 Einwohner aus Erlangen sowie aus den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Forchheim sind derzeit an das Erlanger Klärwerk angeschlossen. Die Anlage leistet Beachtliches. Doch "von außen", sagt Fuchs, "sieht man nicht, wo das Geld wirklich steckt".

Und es ist viel Geld, das inzwischen in der Erlanger Kläranlage steckt.

Für rund 96 Millionen Euro wurde sie in den letzten Jahren wasserrechtlich und energetisch ausgebaut. "Wir leisten uns eines der besten Klärwerke europaweit", konstatiert FDP-Stadtrat Lars Kittel und mahnt zugleich an, die Kosten nicht aus dem Blick zu verlieren.

Effektive Klärschlammtrocknung

Die weiteren Planungen bis 2030 sehen Optimierungen bei der Klärschlammbehandlung vor. Durch eine stärkere Trocknung reduziert sich die Menge an Klärschlamm. Künftig muss eine weitaus geringere Menge weggefahren werden – statt bisher 400 Lkw-Fahrten pro Jahr werden nur noch 125 Fahrten anfallen. 18.000 Tonnen CO2 werden durch die regenerative Klärschlammtrocknung eingespart.

Mit der gleichen Maßnahme erfolgt die Optimierung bei der Phosphorrückgewinnung. Wasserrechtliche Vorgaben und gesetzliche Verpflichtungen haben dies vorangetrieben, die positiven Umweltwirkungen seien erheblich, so die Verwaltung.

Mit der Unterschreitung des Grenzwertes von 20 Gramm Phosphor pro Kilogramm Trockenmasse könne der Klärschlamm in ortsnahen Anlagen thermisch verwertet werden und müsse nicht zwingend in eine Monoverbrennungsanlage geliefert werden. Im Ausbaukonzept enthalten ist auch die Anwendung von Ozonung. Die für die Ozonerzeugung notwendige Energie soll dann teilweise über Freiflächenphotovoltaik gewonnen werden.

Das alles hat seinen Preis. Bei den Investitionen in Höhe von 96 Millionen Euro handele es sich in jedem Fall um "Investitionen in die Zukunftsfähigkeit unseres Klärwerks", sagt Philip Dees, Sprecher für Stadtentwicklung und Wohnen der SPD-Fraktion. Im Vergleich mit anderen Kommunen sei man vielleicht früher dran mit dem Investitionszyklus.

Im Großstadt-Ranking bisher unter den Günstigen

"Wie sind wir im Vergleich?", will auch Stadträtin Birgit Marenbach (Grüne Liste) wissen – allerdings im Hinblick auf die Gebühren für Schmutzwasser und Niederschlagswasser, die die Bürgerinnen und Bürger bezahlen. Im Ranking der acht Großstädte Bayerns "waren wir unter den Günstigsten", sagt EBE-Werkleiter Wolfgang Fuchs. "Diesen Platz müssen wir jetzt abgeben, wir werden nach hinten rutschen."

Immer für einen mehrjährigen Zeitraum kalkuliert der Entwässerungsbetrieb die Gebührensätze. Nach sechs Jahren sei es jetzt aufgrund der umfangreichen Investitionen sowohl bei der Abwasserreinigung als auch bei der Abwassersammlung notwendig geworden, für den Zeitraum 2021 bis 2024 die Kostenträgerrechnung zu erneuern und den geänderten Gegebenheiten in der Entwässerungsanlage anzupassen, heißt es beim EBE.

Gebührenerhöhung steht an

Das bedeutet, dass nach der neuen Kalkulation die Gebühren für Schmutzwasser und Niederschlagswasser ab 1. Januar 2021 erhöht werden, falls der Stadtrat dafür grünes Licht gibt. Unter anderem aufgrund der neuen wasserrechtlichen Genehmigung der Kläranlage verschieben sich die Kosten vom Schmutzwasser hin zum Niederschlagswasser.

Denn während die Kosten für das Schmutzwasser nur unerheblich angehoben werden sollen, sollen die Gebühren für das Niederschlagswasser ums Doppelte erhöht werden – die Gebühr pro Quadratmeter wird dann 0,77 Euro betragen, d.h. um 0,38 Euro pro Quadratmeter steigen. Für die Berechnung des Niederschlagswasser werden Gebäudeflächen und versiegelte Flächen hergenommen. "Wen es am meisten trifft, sind diejenigen, die viel befestigte Fläche haben", führt Fuchs aus.

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