Erlangen: Orgel in der Martinskirche erklingt wie neu

9.8.2016, 18:30 Uhr
Erlangen: Orgel in der Martinskirche erklingt wie neu

© F.: RC Erlangen

Mit einer großzügigen Spende unterstreicht der Rotary Club Erlangen seine tiefe Verbundenheit mit der Stadt: 14 000 Euro nahm der Club in die Hand, damit die historische Orgel in der Martinskirche auf dem Altstädter Friedhof grundlegend saniert werden konnte.

Die Mechanik ausgeleiert und Tasten, deren Druckpunkte verloren gegangen waren, das Innere des Orgelgehäuses von Schimmel befallen und jede Menge Klappergeräusche: Von einem wohlklingenden Musikinstrument war die historische Orgel der Martinskirche auf dem Altstädter Friedhof weit entfernt.

Dank der jüngsten Spende des Rotary Clubs Erlangen kann die kleine Orgel nun wieder zuverlässig ihren Dienst tun. Es ist die erste umfassende Sanierung seit dem Bau der Orgel im Jahr 1939.

„Die Orgel ist als ein seltenes gutes Stück nicht nur Teil der Altstädter Kirchengemeinde, sondern auch fester Bestandteil der Erlanger Kultur“, begründet Prof. Werner Hohenberger das Engagement des Rotary Clubs Erlangen (RC Erlangen). „Wir wollten ein Zeichen setzen, dass wir auch einmal sehr viel Geld in die Hand nehmen, wenn wir von einer Sache überzeugt sind.“

Unter Hohenbergers RC-Präsidentschaft, die im Juli 2016 endete, wurde die Sanierung begonnen. Hohenbergers Nachfolger im rotarischen Amt, Siegfried Balleis, sagt: „Die Orgel repräsentiert ein Stück Zeitgeschichte. Uns war es wichtig, einen bleibenden Wert zu schaffen und nachhaltig zu investieren.“

Mit zehn Registern

Mit nur zwei Manualen und zehn Registern gehört die Orgel zu den eher ganz kleinen Vertretern ihrer Art – „große Orgeln“ beginnen ab einem Umfang von 40 Registern. „Unsere Orgel ist kein Allerwelts-Instrument, sondern ein wichtiges und wertvolles Kulturgut dieser Stadt. Es war notwendig, dieses kleine aber feine Instrument zu erhalten“, sagt Wieland Hofmann. Der Kirchenmusikdirektor weiß um die Bedeutung der von der Firma G.F. Steinmeyer erbauten Orgel. Sie gilt als typisches Beispiel für die sogenannte Orgelbewegung, die 1920 begann und ein Umdenken im Orgelbau einleitete: „Statt einer orchestralen Riesenorgel der Spätromantik setzte eine Rückbesinnung auf Instrumente nach Vorbildern aus dem 17. und 18. Jahrhundert ein“, erläutert der gebürtige Erlanger.

„Der eigenwillige Klang unserer Orgel ist unter anderem von schlanken, hellen Obertönen geprägt, es entsteht ein sehr individueller, kammermusikalischer farbiger Gesamtklang“, so Hofmann.

Speziell Kompositionen aus der Entstehungszeit der Orgel kommen nun wieder zur Geltung – und lassen längst vergessene Klangwelten lebendig werden. „Die Orgel ist klanglich sehr schön auf den Raum abgestimmt, sie ist wunderbar präsent und selbst leise Töne füllen den Raum“, sagt Hofmann weiter.

Wieland Hofmann, dessen Vater Frieder als Kirchenmusikdirektor der Altstädter Kirche die Orgel auch als Konzertinstrument nutzte, freut sich über den Zuschuss, der die Hälfte der Gesamtsanierungskosten in Höhe von rund 28 000 Euro darstellt. „28 000 Euro sind für unsere Kirchengemeinde kein Pappenstiel“, sagt Wieland Hofmann. „Das Engagement des Rotary Clubs Erlangen für unsere Orgel ist daher außergewöhnlich.“

Alle Pfeifen gereinigt

Während der Sanierungsarbeiten, die von Herbst 2015 bis Juli diesen Jahres dauerten, wurde die Orgel nach allen Regeln der Kunst wiederhergestellt.

Die Orgelbaufirma Thomas Jann aus der Nähe von Regensburg baute zum Beispiel alle Pfeifen aus und reinigte sie akribisch.

Die komplette Mechanik wurde zerlegt und später wieder neureguliert. Um Klappengeräusche zu minimieren, wurden neue Filze angebracht, außerdem erhielten die Windbälge neue Lederdichtungen und Belederungen.

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