Erlangen: Unliebsame Überraschungen bei Gleisbau

14.4.2018, 06:00 Uhr
Erlangen: Unliebsame Überraschungen bei Gleisbau

© Roland Fengler

Er hatte zehn Jahre die Sache unter seinen Fittichen: VAG-Mann Michael Harreiß, Projektleiter für die Nürnberger Neubaustrecke, stand Rede und Antwort. Der Experte schilderte unlängst im Umwelt-, Verkehrs und Planungsausschuss den Fortgang des Bauprojektes, zudem die teils ungeahnten Schwierigkeiten, gegen die man immer wieder zu kämpfen hatte, und nicht zuletzt die Kostenentwicklung, die für die Erlanger Räte natürlich von besonderem Interesse war.

Reichlich Grundwasser

Zu den unliebsamen "Überraschungen" bei den Arbeiten zählte unter anderem das Grundwasser im Baubereich, das so reichlich vorhanden war, dass die Arbeiten buchstäblich abgesoffen sind und schließlich weitere Ableitungen nötig wurden — was zusätzlich ins Geld ging.

Probleme bereiteten auch etliche unterirdische Kanäle und Leitungen, die schlicht ungenau oder gänzlich falsch dokumentiert waren. Dazu gesellten sich rund 40 000 Autos, die täglich den Baustellen-Engpass passieren mussten, oder auch Bodenaltlasten und Kampfmittel in Form von zwei größeren Fliegerbomben, von denen eine sogar dafür sorgte, dass der Luftverkehr am Nürnberger Flughafen kurzfristig eingestellt werden musste. Ferner stieß man auf einen Bauuntergrund, der streckenweise nicht tragfähig war und Anderes mehr. Kurzum: Statt der einst erhofften fünf Jahre dauerte das Ganze vom ersten Stadtratsbeschluss bis zur Inbetriebnahme schließlich acht Jahre. Auch deswegen appellierte Harreiß bei anderer Gelegenheit an die Mitglieder des unlängst aktiv gewordenen Zweckverbands Stadt-Umland-Bahn Nürnberg-Erlangen-Herzogenaurach, von Anfang an mit ausreichend Personal in die Planungen zu starten: "Für eine Planungsstrecke von 25 Kilometern müssen so viele Eventualitäten eingerechnet werden – wenn sie da nicht genug Kapazität haben, kommt es zu starken Verzögerungen."

Auf Rasen gebettet

Der neue Gleiskörper ist mit Ausnahme der Kreuzungen durchgehend als Rasengleis ausgeführt. Im Zuge des Straßenbaus wurden auch die Rad- und Gehwege entlang der Erlanger Straße verbessert.

Die Projektkosten für den Neubau belaufen sich bislang auf 44,8 Millionen Euro (Stand Januar 2018), was etwa 16 Millionen Euro für einen Strecken-Kilometer ausmacht. Rund 17,7 Millionen Euro flossen an Fördergeldern in das Projekt. Die Stadt Nürnberg und die VAG kommen für die restliche Summe auf.

Zum Vergleich präsentierte Harreiß der Erlanger Ausschussrunde noch eine Kosten-Liste aus anderen Städten, die vergleichbare Neubauten geleistet hatten. Demnach rangiert man in Nürnberg mit rund 16 Millionen Euro pro Kilometer im guten Mittelfeld — nur wenige waren günstiger, andere wiederum kamen über 20 Millionen Euro pro Neubau-Kilometer.

Der Erfahrungsbericht und die konkreten Zahlen von Michael Harreiß stimmten den einen oder anderen der Räte schon etwas nachdenklich. FDP-Mann Jürgen Zeus stellte schließlich die Frage in den Raum: "Besteht für Erlangen die relevante Gefahr, dass es sich genauso verteuert?" Dass es für solche Fragen und die darin mitschwingende Befürchtung noch etwas zu früh ist, machte Bau- und Planungsreferent Josef Weber deutlich: "Wir sind immer noch bei der Kostenschätzung."

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