Spendenaufruf

Erlangens OB Janik: "Wir wollen inklusives Projekt im Libanon durch die Krise kriegen"

8.11.2021, 14:30 Uhr
In Zusammenarbeit der Nichtregierungsorganisation Wahat Al-Farah und der Erlanger Umweltstation Jugendfarm wird in der Kommune Bkeftine im Nordlibanon derzeit eine inklusive Einrichtung mit tiergestützter Pädagogik aufgebaut. 

© privat, NN In Zusammenarbeit der Nichtregierungsorganisation Wahat Al-Farah und der Erlanger Umweltstation Jugendfarm wird in der Kommune Bkeftine im Nordlibanon derzeit eine inklusive Einrichtung mit tiergestützter Pädagogik aufgebaut. 

"Wir durchleben gerade eine sehr schwierige Zeit", sagt Loulou Rouayheb, Leiterin von "Wahat al-Farah" im Libanon. Seit drei Jahren hat die Stadt Erlangen eine Projektpartnerschaft mit der kleinen libanesischen Kommune Bkeftine, wo die Nichtregierungsorganisation eine inklusive Einrichtung mit tiergestützter Pädagogik nach Erlanger Vorbild aufbaut. Auch mit der Lebenshilfe Erlangen gibt es einen Austausch.

Jetzt wendet sich Loulou Rouayheb in ihrer Not an diejenigen, die sich in Erlangen für die Projektpartnerschaft engagieren, und bittet um Unterstützung.

Schwere Wirtschaftskrise

Nicht nur die Pandemie hat den Libanon schwer getroffen, das Land kämpft auch mit einer schweren, sich zuspitzenden Wirtschaftskrise. Seit der Explosion im Hafen von Beirut am 4. August 2020, bei der 218 Menschen starben, 7000 verletzt und 300 000 aus ihren Häusern vertrieben wurden, ist eine Regierungskrise hinzugekommen. Die Situation im Land wird von Tag zu Tag schlimmer, inzwischen leben vier von fünf Menschen unter der Armutsgrenze.

Für Kinder und Erwachsene mit Behinderung sind die Einrichtungen von Wahat al-Farah ein wichtiger Anlaufpunkt.

Für Kinder und Erwachsene mit Behinderung sind die Einrichtungen von Wahat al-Farah ein wichtiger Anlaufpunkt. © privat, NN

"Wahat al-Farah" - das bedeutet "Oase der Freude". Doch von Freude ist Loulou Rouayheb weit entfernt, zu groß sind ihre Sorgen um die Schule und die Werkstatt für Menschen mit geistiger Behinderung, für deren Wohlergehen sie sich verantwortlich fühlt.

Sie kann dabei zuschauen, wie das Geld an Wert verliert, und weiß zugleich, dass die Gehälter für die Mitarbeiter bezahlt werden müssen. Genauso wie die Transportkosten für die Kinder und Erwachsenen mit geistiger Behinderung, damit sie per Bus zu den Werkstätten und der Schule gebracht werden können.

Transportkosten nicht erschwinglich

Doch hier fangen die Probleme schon an, die Benzinkosten steigen aufgrund der aktuellen Krise, die Eltern können sich den Schulbus für ihre Kinder nicht mehr leisten. Das Einzugsgebiet von "Wahat al-Farah" geht weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus, die Kinder nehmen einen langen Schulweg auf sich. Aus der Not heraus wird in "Wahat Al-Farah" nur noch an drei Tagen gearbeitet, die Transporthäufigkeit somit reduziert.

"Wir versuchen, so normal und gut wie möglich zu funktionieren", sagt die Einrichtungsleiterin. Dennoch: "Die Situation ist kritisch", sagt sie. "Über jegliche Unterstützung würden wir uns sehr freuen."

"Einzigartige Arbeit"

Angesichts dessen rufen alle, die sich in der Projektpartnerschaft mit Bkeftine engagieren - die Stadt Erlangen, der Verein Freunde der Oase der Freude, Umweltstation Jugendfarm und Lebenshilfe Erlangen - , die Erlanger Bürgerinnen und Bürger auf, Wahat al-Farah mit einer Spende zu unterstützen. "Wir wollen das Projekt durch die Krise kriegen", sagt Oberbürgermeister Florian Janik. "Dort wird einzigartige Arbeit mit behinderten Menschen auf höchstem Niveau geleistet." Er sei selbst vor Ort gewesen und sei "tief beeindruckt".

Die Schule und die Werkstatt von "Wahat al-Farah" sind etwas ganz Besonderes im Libanon, der Staat selbst unterhält keine derartigen Einrichtungen zur Betreuung und Ausbildung von Menschen mit geistiger Behinderung. Das Angebot der "Oase der Freude" nehmen 157 Menschen im Alter von vier bis 65 Jahre wahr, 42 Mitarbeiter gibt es. Erst vor kurzem waren noch einmal Mitarbeiter auf der Jugendfarm in Erlangen, und der Wissenstransfer wird in Kürze mit dem Besuch von Jugendfarm-Mitarbeitern in Bkeftine weitergeführt werden.

Kommunale Partnerschaft seit 2018

Seit 2018 ist die Stadt Erlangen in der kommunalen Partnerschaft im Libanon aktiv und hat in diesem Zeitraum mehrere Projektförderungen des Bundes genutzt, um beim Aufbau einer Jugendfarm zu unterstützen. Bis zum Juli 2022 erstreckt sich der Projektzeitraum, "der Aufbau schreitet jetzt ziemlich schnell voran", sagt Janik. "Wir wollen nachhaltige Hilfe leisten." Doch aufgrund der wirtschaftlichen Lage stehe nun der Erhalt in Frage.

"Mit Beträgen, die für unsere Verhältnisse nicht weltbewegend sind, können wir dort Wunder bewirken", sagt Georges Tamer vom Förderverein Freunde der Oase der Freude. Der Verein mit seinem Vorsitzenden Thomas Schöck habe bereits viel investiert und werde weiterhin helfen, sagt Tamer. Wer ebenfalls unterstützen will, kann an den Verein über das Online-Spendenportal der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach spenden. Der Verein stellt sicher, dass jeder gespendete Euro direkt bei der Oase der Freude ankommt.

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